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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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Bisweilen stellte der König Fragen, doch diese wurden immer seltener. Als Mawen mit der Beteuerung, in friedlicher Mission nach Helwa gekommen zu sein, und der Bitte um freie Reise innerhalb Helwas schloss, musste er feststellen, dass der König eingeschlafen war. Augenscheinlich hatte er das Interesse verloren.
    Wenigstens hatte der Schreiber alles aufgezeichnet. Da keine Reaktion des Königs zu erwarten war, wusste Mawen nicht so recht, was er tun sollte. Sicher wäre es ein Affront gewesen, den König zu wecken.
Still knieten er und die beiden Frauen auf dem Boden vor dem Thron und hofften auf ein baldiges Erwachen des Königs. Der Schreiber ordnete seine Aufzeichnungen und schrieb noch einige Ergänzungen. Danach trat er vorsichtig an den Thron heran und machte sich mit einem Räuspern bemerkbar. Der König fuhr hoch und schlug um sich. Sein massiger Arm traf den Schreiber, sodass dieser taumelte und beinahe gefallen wäre. Der König sprach: „Ihr seid entlassen.“
     
     

    Die Wache, die, seit sie sie zu Audienz geleitet hatte, bewegungslos an der Tür verharrt hatte, löste sich aus ihrer Starre. Die drei erhoben sich, doch bevor die Wache sie erreicht hatte, verneigte sich Zada nochmals tief und sprach: „Euer Hoheit, sicher benötigt Ihr noch einige Zeit, um unsere Geschichte zu prüfen und zu einer Entscheidung zu kommen. Darf ich Euer Majestät dennoch bitten, uns zu gestatten, unser Quartier – das wirklich äußerst komfortabel ist und von Eurer Großzügigkeit zeugt – bisweilen zu verlassen und einen Spaziergang innerhalb der Palastmauern zu unternehmen. Wir sahen vom Fenster aus Eurer herrlichen Garten und ...“
    „ Schweigt Weib. Wir hatten Euch nicht zum Sprechen aufgefordert. Dennoch wollen Wir Euch diesen Wunsch gewähren. In Begleitung einer Wache dürft ihr einzeln den Garten besuchen. Jedoch entscheiden Wir, wann euch dies gestattet ist.“
    Alle drei verneigten sich tief und sprachen dem König in übertriebenen Worten ihren Dank aus, bevor sie wieder in ihr luxuriöses Gefängnis geführt wurden.
     
     

    Jahr 3619 Mond 10 Tag 30
    Palast in Heet
    Seit der Audienz beim König waren sechs Tage verstrichen. Hätte sie nicht täglich eine kurze Weile in den Palastgärten verbringen können, so wäre sie inzwischen sicher dem Wahnsinn anheimgefallen. Die Stunden, die sie in den Gemächern verbringen musste, zogen sich für Darija scheinbar endlos dahin. Selbst das Essen schmeckte bald fade und eintönig. Wann immer ein Diener oder eine Wache sie aufsuchten, hatte Mawen um eine erneute Unterredung mit dem König gebeten, doch stets war sie ihnen verwehrt worden. Was, wenn der König sie auf ewig gefangen halten wollte? Offensichtlich war er noch immer davon überzeugt, dass sie Spione waren.
    Auch hatte Mawen ihn nicht davon überzeugen können, dass eine Wiederaufnahme der Beziehungen zu Cytria in beiderseitigem Interesse war. Als Mawen die Legende, die den Wohlstand des Goldenen Zeitalters beschrieb, erwähnte, hatte der König diese ebenso abgetan wie jedweden Hinweis auf die Götter. Darija vermutete, dass hinter dieser Haltung Angst steckte. Aus den zwei Gesprächen mit ihnen hatte der König erfahren, dass es in Cytria keinen König mehr gab und dass die Menschen sich nicht nur weltlichen Gesetzen, sondern auch denen der Götter beugten. Wenn dies in Helwa bekannt würde, so könnten dessen Bewohner die alleinige Macht des Königs infrage stellen. Aus den Erzählungen ihrer Eltern wusste Darija, was Machtbesessenheit anrichten konnte. Der letzte König Cytrias hatte einen Krieg gegen sein einiges Volk geführt, weil es ihm nicht die alleinige Macht zugestehen wollte. Möglicherweise fürchtete der König sie wegen ihres Wissens um eine andere Regierungsform mehr als wegen ihrer möglichen Tätigkeit als Spione. Je länger sie hier festsaßen, desto geringer schätzte sie die Chancen ein, jemals das Land erkunden zu dürfen, so wie der König es ihnen bei ihrem ersten Zusammentreffen in Aussicht gestellt hatte. Die einzige Möglichkeit, an ihrer Situation etwas zu ändern, sah sie darin, dem König ihre Dienste anzubieten. Vielleicht wäre er an Mawens Fähigkeiten als Gelehrter interessiert. Auch ihre Fertigkeiten im Schiffbau wären eventuell von Interesse. Auch wenn sie die Aussichten auf Erfolg wegen ihres mangelnden Wissens über Helwa nicht einzuschätzen vermochte, würde sie mit Mawen darüber reden, sobald dieser von seinem Spaziergang zurückkehrte.
     
     

    Während die

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