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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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zwei Frauen es einfach genossen, der Enge ihres Quartieres zu entkommen, hatten die Spaziergänge im Schlossgarten für Mawen einen zusätzlichen Reiz. Täglich nahm er sich einige Pflanzen vor, fertigte Zeichnungen von ihnen an, studierte sie genau und befragte die ihn begleitende Wache zu den Namen und Eigenschaften. Da sie die Pflanzen nicht für Geheimnisse hielten, gaben die sonst schweigsamen Wachposten bereitwillig Auskunft. Vermutlich war es auch für sie eine willkommene Abwechslung zum täglichen Einerlei. Mawen fertigte gerade die Zeichnung eines Daro-Baumes an, als er aus dem Augenwinkel wahrnahm, wie die Wache sich verbeugte und jemanden mit 'Euer Hoheit' ansprach. Sollte etwa der König ihn sprechen wollen? Mawen löste den Blick von seinem Pergament und sah sich einem jungen Mann gegenüber. Schon wollte er den Blick wieder abwenden, als der junge Mann ihn ansprach. „Ihr müsst Mawen aus Cytria sein. Ich bin Prinz Elec.“
    Mawen verneigte sich und der Prinz fuhr fort. „Ich bin erst heute in den Palast zurückgekehrt, und als ich von meinem Vater von Eurer Ankunft hörte, hat mich das neugierig gemacht. Ich würde mich freuen, wenn wir uns etwas unterhalten könnten. Kommt, gehen wir ein Stück.“
    Der Prinz bedeutete der Wache zurückzubleiben und schritt gemeinsam mit Mawen die Kieswege entlang. Er bat den Gelehrten, ihm alles über den Grund ihrer Reise zu erzählen. Immer wieder unterbrach er Mawen, um Fragen zu stellen. Als die Sonne unterging, war die Neugier des Prinzen noch längst nicht befriedigt und er bat darum, Mawen am nächsten Tag in den Gemächern aufsuchen zu dürfen, um mehr zu erfahren. Mit Freuden willigte Mawen ein, weniger, weil er sich eine Chance erhoffte, ihre derzeitige Situation zu ändern, sondern vielmehr, weil er das Gespräch mit dem Prinzen sehr genossen hatte.
     
     

    Zada ging unruhig auf und ab. Warum war Mawen noch nicht von seinem Spaziergang zurück? Für gewöhnlich sorgten die Wachen dafür, dass dieser nicht länger als eine Stunde dauerte, doch nur war er schon wesentlich länger fort. Es begann bereits, dunkel zu werden. Als sie das inzwischen vertraute Geräusch des Schlüssels im Schloss vernahm und Mawen den Salon betrat, atmete sie erleichtert auf. Als sie in Mawens Gesicht schaute, machte die Erleichterung Verwunderung Platz. Der Gelehrte wirkte heiter, fast fröhlich. Noch bevor sie ihn mit Fragen bestürmen konnte, erzählte er von seinem Zusammentreffen mit dem Prinzen. Aus der Erzählung schloss Zada, dass der Prinz von einem ganz anderen Wesen war als sein Vater. Hoffnung keimte in ihr auf. Sie konnte es kaum erwarten, den Prinzen am nächsten Tag zu treffen. Auch Darija strahlte ob der guten Neuigkeiten. Zum ersten Mal seit Tagen war das Abendessen eine fröhliche Runde mit belanglosen Plaudereien und auch Scherzen.
     
     

     
     

FREMDE FREUNDE
     
     

    Jahr 3619 Mond 11 Tag 1
    Palast in Heet
    Er sah gar nicht aus wie ein Prinz. Darija betrachtete den jungen Mann, der gerade den Salon betreten hatte, genau. Seine Kleidung war schlicht und von zurückhaltender Farbgebung, es fehlten jedweder Schmuck und Verzierungen. Das Äußere des Prinzen glich dem Zadas. Sein Haar und seine Augen waren von dem gleichen Braun und seine Haut hatte denselben olivfarbenen Unterton wie Zadas. Er wirkte ebenso feingliedrig, auch wenn sich durch das eng anliegende Hemd die Armmuskeln deutlich abzeichneten. Von der Größe her war er Mawen ebenbürtig. Ohne Zweifel war er ein attraktiver Mann.
    Das wirklich Beeindruckende aber war, dass der Prinz es gänzlich an herrschaftlichem Gehabe fehlen ließ. Seine Worte und Gesten waren von ausgesuchter Höflichkeit und er behandelte sie als ebenbürtig. Er schien die Vorbehalte seines Vaters Frauen gegenüber in keiner Weise zu teilen. Das Gespräch mit ihm war angenehm ungezwungen. Sie redeten über Cytria und Helwa, über die Götter und über die Mission, die sie nach Helwa geführt hatte. Der Prinz war aufgeschlossen und neugierig, verurteilte weder den Glauben an die Götter, noch tat er die Legende vom Goldenen Zeitalter als Ammenmärchen ab. Zu Beginn hatte Darija kurz überlegt, ob die Freundlichkeit ein Trick sei, um ihr Vertrauen zu gewinnen und ihnen Geheimnisse zu entlocken, doch jedes Wort und jede Geste des Prinzen unterstrich seine ehrbaren Absichten. Er wollte von ihnen lernen und ihnen helfen.
    Der Prinz blieb den ganzen Tag, und als er sich am Abend verabschiedete, so war sich Darija sicher, dass

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