WELTEN-NEBEL
Ich habe nicht viel von dem verstanden, was der Beamte sagte.“
Mawen wandte sich an Zada: „Könnt Ihr uns noch irgendetwas zum König sagen? Erinnert Ihr Euch an etwas, was das Regierungssystem betrifft?“
„ Wie könnte ich? Ich war erst fünf, als ich Helwa verließ. Meine Eltern lebten irgendwo in einem ländlichen Gebiet an der Küste und ich kann mich nicht erinnern, dieses je verlassen zu haben. Ihr müsst Euch also auf Euer Gespür verlassen.“
Danach schwiegen sie und warteten. Draußen ging gerade die Sonne unter, als sich eine der zahlreichen Türen öffnete und der Beamte zurückkehrte. Er bat die drei, ihm zu folgen. „Der hochwohlgeborene König Korat, gottgleicher Herrscher über Helwa, erwartet euch.“
Sie wurden in einen riesigen Saal geführt, der von Tausenden Kerzen erhellt war. Am Ende des verschwenderisch ausgestatteten Raumes stand ein Sessel auf einem Podest, in dem gerade ein ältlicher Mann in einem purpurroten Mantel Platz nahm. Mawen erkannte sogleich, dass es sich dabei um den König handeln musste, und verbeugte sich tief. Die beiden Frauen an seiner Seite machten einen tiefen Knicks. Auf ein Winken des Königs hin traten sie näher an den Thron heran. Mawen stellte sich und seine Begleiterinnen vor und schilderte ihr Anliegen. Der König schwieg, bis Mawen geendet hatte. Sein Gesicht war ausdruckslos, sodass Mawen nicht einschätzen konnte, was der Herrscher Helwas von ihrem Auftauchen hielt.
Schließlich begann der König zu sprechen. Seine hohe, fast kindliche Stimme passte nicht zu seinem massigen Körper. Mawen konnte nur mit Mühe ein Schmunzeln unterdrücken. „Ihr behauptet also, aus Cytria zu kommen? Die Götter gaben euch den Auftrag, über das Meer zu segeln?“
Mawen antwortete: „So ist es, Euer Majestät.“
„ Und das sollen Wir euch glauben. Wer sagt Uns, dass ihr keine Spione seid. Sicher sollt ihr Unser Land nur ausspionieren, um uns später zu überfallen. Und was sagt ihr dort von Göttern. Götter sind nur Ammenmärchen. Die Zeiten, in denen wir und unser Volk an so was glaubten, haben wir seit Langem überwunden.“
„ Euer Majestät, seid versichert, wir kommen in friedlicher Absicht, um nach langer Zeit wieder Kontakt zwischen unseren Völkern herzustellen. Denkt doch an die Möglichkeiten des Handels und des Austausches von Wissen. Es wäre zum beiderseitigen Nutzen.“
„ Das sind doch nichts als schöne Worte. Ihr seid Spione. Wahrscheinlich haltet ihr euch schon lange heimlich in Helwa auf. Wie sonst könntet ihr unsere Sprache sprechen.“
Jetzt ergriff Zada das Wort: „Euer Hoheit, ich unterrichtete die beiden in der helwarischen Sprache. Als ich sechs Jahre alt war, wurde ich mit einem Boot an die Küsten Cytrias gespült. Erst viel später erfuhr ich, dass ich von Helwa stamme. Als ich durch vielerlei Fingerzeige der Götter meine Erinnerungen wiedererlangte, konnte ich auch meine Muttersprache wieder sprechen. Schaut mich an, sehe ich nicht aus wie eine Frau Eures Volkes?“
„Nun, möglich wäre es. Aber selbst wenn diese Geschichte stimmt, werden Wir euch keinesfalls erlauben, euch frei in Helwa zu bewegen und danach nach Cytria zurückzukehren. Nun, da ihr hier seid, werden Wir euer Schiff beschlagnahmen lassen. Danach dürft ihr euch nur unter Aufsicht in Helwa bewegen. Wir werden sicher eine sinnvolle Beschäftigung für euch finden, damit ihr Unserem Land nützlich sein könnt. Doch es ist spät, Wir werden euch ein Quartier für die Nacht zur Verfügung stellen. Morgen werden Wir gerne mehr von eurer Geschichte hören.“
Ein Diener geleitete sie in ein Gästequartier, von dessen großzügigem Salon drei gemütlich eingerichtete Schlafzimmer abgingen. Kurz nachdem er die drei dort allein gelassen hatte, erschienen weitere livrierte Bedienstete und brachten verschiedenste Speisen und Getränke. Als die Tür des Salons endgültig zu fiel, hörte Darija, wie ein Schlüssel im Schloss gedreht wurde. Sie waren also hier gefangen. Nach den Worten des Königs hatte sie damit gerechnet, dennoch fand sie das Gefühl des Eingesperrtseins beängstigend. Mawen sagte: „Zumindest können sie uns nicht verstehen, wenn sie uns belauschen. Ich bezweifle, dass jemand Cytrian spricht. Und so unschön die Situation auch ist, lasst uns etwas essen und schlafen. Zum Pläneschmieden werden wir sicher noch genug Zeit haben.“
Zada lag wach und wälzte sich auf der viel zu weichen Matratze hin und her. Ihr
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