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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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Spione waren.
    Zada setzte sich zu ihnen und Mawen unterrichtete sie über die Inhalte ihres morgendlichen Gespräches. Gerade als Zada etwas darauf erwidern wollte, klopfte es, ein Schlüssel wurde im Schloss gedreht und mehrere Bedienstete traten ein. Ein reichhaltiges Frühstück wurde serviert und die Diener zogen sich zurück, nachdem sie die drei davon unterrichtet hatten, dass der König sie erst am Nachmittag empfangen könne. Man würde sie zu gegebener Zeit abholen. Noch ehe sie auch nur eine Frage stellen konnten, wurde die Tür erneut verriegelt.
    Da es für sie also keinerlei Beschäftigung gab, widmeten sie sich der Morgenmahlzeit. Wie schon beim Abendessen waren die Tabletts mit allerlei warmen und kalten Speisen beladen. Einige waren ihnen vertraut, bei anderen konnten sie nicht erraten, worum es sich dabei handelte. Von den Früchten konnten sie nicht eine benennen. Offenbar unterschied sich die Vegetation Helwas deutlich von der Cytrias. Zada erinnerte sich an die Namen der meisten Obstsorten, auch einige der anderen Speisen vermochte sie zu benennen. Dies weckte Mawens Forscherdrang. Sein leichtes Marschgepäck, das er mit von Bord genommen hatte, enthielt Pergament und Stifte und so begann er, Aufzeichnungen über die kulinarischen Besonderheiten zu machen. Sorgfältig fertigte er Zeichnungen der Speisen an, notierte die Namen und machte Notizen über den Geschmack. Zada und Darija wurde dies bald zu langweilig, und nachdem sie sich satt gegessen hatten, kreiste ihr Gespräch um das bevorstehende Treffen mit dem König.
    Es hielt sie nicht lange auf dem bequemen Sessel. Nach den Monden auf See war ihre Bewegungsfreiheit erneut eingeschränkt. Unruhig begann Darija im Salon auf- und abzugehen. Mit schnellen Schritten durchmaß sie auch die drei Schlafzimmer, bevor sie in den Salon zurückkehrte. Im Gegensatz zu den Schlafgemächern verfügte dieser an der einen Seite über eine breite Fensterfront. Erst jetzt kam es ihr in den Sinn, einen Blick nach draußen zu werfen. Sie zog einen der schweren Vorhänge beiseite. Ihr eröffnete sich der Blick auf einen üppigen Garten. Obgleich es Herbst war, blühten zahlreiche Blumen und Sträucher. Bäume mit saftig grünem Blattwerk ragten hoch in den Himmel. All dies lag friedlich in schönstem Sonnenschein. Wie gerne wäre sie jetzt durch diesen Garten gewandelt und hätte ihr Gesicht der Sonne entgegengestreckt. Sie winkte Zada heran, die noch immer ruhig dasaß und Mawen bei seiner Arbeit beobachtete.
     
     

    Ihr Blick wurde gefangen genommen von dieser grünen Pracht. Zum ersten Mal, seit sie der Küste Helwas ansichtig geworden war, fühlte sie ein Gefühl von Heimat in sich aufsteigen. Die Namen der Pflanzen schossen ihr durch den Kopf und sie wusste kaum, wohin sie ihren Blick wenden sollte.
    Tief nahm sie die Schönheit in sich auf und ihr Herz sandte einen Dank zu den Göttern, dafür, dass sie ihr diese kleine Freude zugestanden. Schnell öffnete sie auch die übrigen Vorhänge, ganz so, als könnte sie damit ein Stück des Gartens in diese Gemächer holen. Sie konnte sich nicht sattsehen und stand offenbar stundenlang vor dem Fenster, denn es wurde eine weitere Mahlzeit aufgetragen. Sie war nicht hungrig, daher aß sie nur wenige Bissen, doch auch diese hatten plötzlich den Geschmack von Heimat.
     
     

    Der Nachmittag brach an und eine Wache kam, um sie abzuholen. Erneut empfing sie der König im Thronsaal. Diesmal hatte ein Schreiber unweit des Thrones platzgenommen. Mawen musste ihre Geschichte vortragen, beginnend mit der Ankunft Zadas auf Cytria. Da er dazu nur wenig zu sagen wusste, durfte Zada die fehlenden Fakten ergänzen, ansonsten jedoch verbot der König den Frauen das Wort. Ausführlich erklärte er ihnen, dass Frauen nicht den Intellekt hätten, um mit Männern ein ebenbürtiges Gespräch zu führen. Mawen war über diese Unterstellung sehr erzürnt und setzte an, eine harsche Antwort zu geben. Zada jedoch erriet seine Absicht wohl, denn sie legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm. Er verstand die Geste und schluckte seinen Zorn hinunter. Es wäre unklug gewesen, den Unwillen des Königs hervorzurufen, wo sie doch seine Gefangenen waren. Daher fuhr er mit seinem Bericht fort. Dabei vermied er es, die Rolle der Götter allzu sehr zu unterstreichen. Wenn es sich wirklich so verhielt, dass der Glaube an die Götter in Helwa ausgestorben war, so würde die Herausstellung des göttlichen Auftrags ihrer Glaubwürdigkeit schaden.

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