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WELTEN-NEBEL

WELTEN-NEBEL

Titel: WELTEN-NEBEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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beste Beweis für euren Erfolg seid doch Ihr und Felkan. Trotz der Umstände eures Zusammentreffens wollt ihr fortan euer Leben miteinander teilen. Ihr zeigt damit, dass die Menschen auf Cytria und Helwa nicht so verschieden sind, wie es vielleicht den Eindruck hat.“
    „ Meint Ihr, es war der Wille der Götter, dass wir einander lieben?“, fragte Darija. Sie wirkte verunsichert. Das hatte Yerina nicht gewollt. Keinesfalls sollten Darija und Felkan glauben, nur ein Spielball der Götter zu sein. Zada kam ihr mit einer Antwort zuvor: „Es ist unser freier Wille, wen wir lieben. Die Götter haben damit nicht das Geringste zu tun. Sicher hättet ihr einander nie kennengelernt, wenn uns die Götter nicht diesen Auftrag erteilt hätten, aber das war auch schon alles, was sie beigetragen haben. Was nicht heißen soll, dass eure Liebe nicht im Sinne der Götter ist. Die Gefühle aber kommen aus euren Herzen, daran können die Götter nichts ändern.“
    Yerina stimmte zu: „Besser hätte ich es auch nicht ausdrücken können.“
    Sie beobachtete Darija und Felkan genau. Zu ihrer Erleichterung entspannten sich beide. Darija hatte Felkans Hand genommen. Im Stillen bat sie um göttlichen Segen für dieses Paar.
     
     

    Der Besuch bei der Oberpriesterin hatte neue Zweifel in ihr geweckt. Zwar waren ihre Bedenken bezüglich der Echtheit ihrer Gefühle durch Zada zerstreut worden, doch der Gedanke daran, dass ihre Beziehung von Bedeutung für die Zukunft zweier Länder war, machte ihr Angst. Als sich am Abend alle zur Nachtruhe zurückzogen, bat sie Felkan, noch einen Moment mit ihr im Wohnzimmer zu verweilen. Er setzte sich neben sie und legte den Arm um sie, doch sie löste sich von ihm. Wenn er ihr körperlich so nahe war, fiel es ihr schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Daher nahm sie ihm gegenüber Platz.
    „ Darija, was hast du?“
    „ Ich habe nachgedacht über das, was die Oberpriesterin gesagt hat.“
    „ Du glaubst doch nicht etwa, dass unsere Gefühle nicht echt sind?“ Er sah ehrlich erschrocken aus. Sie beeilte sich, ihm zu versichern, dass sie an seinen Gefühlen genauso wenig zweifelte wie an ihren eigenen. Sie schilderte ihm, welche Beklemmungen es bei ihr auslöste, ihre Liebe als einen Teil der Erfüllung einer Aufgabe zu sehen. Sie fragte, was geschehen würde, wenn sie scheiterten. Wenn ihre Liebe nicht stark genug wäre, um die Unterschiede zu überwinden. Sie sagte: „Wir kennen uns doch erst seit wenigen Monden, wir wissen doch kaum etwas voneinander.“
    „ Unterscheidet uns das sehr von anderen Paaren? Wie lange kannten sich deine Eltern, bevor sie geheiratet haben?“
    „ Kaum mehr als drei Monde. Aber das ist etwas anderes.“
    „ Wirklich? Sie stammen zwar aus dem gleichen Land, aber dennoch waren sie doch sehr verschieden, wenn ich mich recht an das erinnere, was du mir erzählt hast.“
    Diesen Einwand konnte sie nicht von der Hand weisen.
„Darija, mach dir bitte nicht so viele Gedanken. Ich liebe dich und du liebst mich. Sicher wird es irgendwann einmal Probleme und Schwierigkeiten geben, aber wir werden sie meistern. Und wenn du das Gefühl hast, zu wenig über mich zu wissen, du darfst mir so viele Fragen stellen, wie du möchtest. Aber nur unter einer Bedingung: Ich muss dabei nicht so stocksteif dasitzen wie vor eurem Regierungsrat.“
    Diese Bemerkung ließ sie auflachen. Er ergriff ihre Hände. „Habe ich dir eigentlich schon gesagt, wie hübsch du aussiehst, wenn du lachst. Noch hübscher als sonst.“
    Ihr Lachen ging in ein Lächeln über. Es war erstaunlich, wie gut Felkan sich darauf verstand, ihre Sorgen zu vertreiben. Sie beugte sich vor und küsste seine Wange. Das aber reichte ihm offenbar nicht, denn er zog sie an sich und drückte seine Lippen auf die ihren. Sie ließ es geschehen und erwiderte den Kuss.
     
     

    Jahr 3620 Mond 5 Tag 18
    Tempel-Oase
    Mehrfach war sie versucht gewesen, einfach aufzugeben. Immer wieder trug der Wind neuen Sand herein, doch jetzt war es geschafft. Sie hatte auch die letzte Ecke des Tempels von der dicken Sandschicht befreit, von nun an würde ihr der Besen reichen, um die Schrift lesbar zu halten. Endlich konnte sie damit beginnen, den Sinn der Worte zu entschlüsseln. Dass der Text nicht in den hinteren Ecken begann, hatte sie schon vor einer Weile feststellen können, nun begann sie an den vorderen Ecken zu lesen, doch auch das ergabt keinen Sinn. Vergeblich suchte sie den Boden nach einem Hinweis auf den Beginn des Textes ab.

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