WELTEN-NEBEL
Bettes und polierte den Ring mit einem Zipfel seines Hemdes. 'Ach Mutter, wenn du sie bloß kennenlernen könntest. Ich glaube, du würdest sie mögen.'
Es war Zeit, Darija für den versprochenen Abendspaziergang abzuholen. Er stand auf und ging, um an die Tür ihrer Kabine zu klopfen.
Sie vernahm ein Klopfen an der Tür. Das war sicher Felkan und sie war noch nicht fertig. „Einen Moment noch. Ich komme gleich.“
Sie beeilte sich, ihr Haar zu ordnen. Felkan hatte angedeutet, dass er es gerne einmal offen sehen würde, daher hatte sie auf einen Zopf verzichtet, auch wenn sie es später bestimmt bereuen würde. Der Wind würde ihr sicher die furchtbarsten Knoten ins Haar machen.
Sie öffnete die Tür, und obgleich sie wusste, dass es sich nicht schickte, ließ sie Felkan eintreten und schloss sie wieder. Sie umarmte ihn stürmisch, und ehe sie es sich versah, fanden sich ihre Lippen. Da die Initiative diesmal von ihr ausgegangen und sie nicht überrascht worden war, konnte sie viel deutlicher wahrnehmen, wie sich der Kuss anfühlte. Sie spürte Felkans Lippen, rau und doch weich. Sie nahm seinen ganz eigenen Geruch war. Während sie sanft an seinen Lippen knabberte, spürte sie, wie ihr Körper von wohliger Wärme durchströmt wurde.
Einige Augenblicke lang versank er ganz ihn ihrem Kuss, doch dann löste er sich von ihr. „Ich glaube, wir sollten nach draußen gehen. Es ist nicht richtig, dass wir hier allein sind. Was sollen die anderen von uns denken.“
Eigentlich war es ihm herzlich egal, was man von ihnen dachte, doch er wusste, dass es nicht bei unschuldigen Küssen bleiben würde, wenn er noch länger mit Darija allein wäre. Er nahm ihre Hand und sie begaben sich an Deck.
Es war bereits dunkel und Tausende Sterne funkelten am Firmament. Am Bug brannte eine einzelne Laterne und spendete ein sanftes Licht. Eine Weile standen sie schweigend da und betrachteten den Himmel. Sie lehnte sich an ihn und er legte den Arm um sie. Dann nahm er ihre Hand und streifte ihr den Ring seiner Mutter über den Finger. „Darija, willst du mich heiraten?“
Sie war glücklich, dass er sie nochmals gefragt hatte. Sie schaute auf den Ring, dann blickte sie ihm in die Augen und hauchte ein „Ja“. Da sie es nicht wagte, ihn hier zu küssen, drückte sie seine Hand ganz fest. Dann nahm sie den Ring in Augenschein. Felkan sagte: „Der Ring hat einst meiner Mutter gehört.“
Er hatte ihr schon von seiner Familie erzählt, daher wusste sie, wie viel ihm dieser Ring bedeuten musste. Dies machte sein Geschenk noch um ein Vielfaches wertvoller.
Jahr 3620 Mond 5 Tag 13
Aaran
Sie waren am Morgen in Aaran eingetroffen und hatten sich sogleich auf den Weg zum Tempel gemacht. Da ihr Aufbruch aus Jal recht schnell erfolgt war, hatte sie keine Nachricht vorausgeschickt, die ihre Ankunft ankündigte. Zada war gespannt, wie Yerina reagieren würde. Obwohl sie den Tempel wie alle Besucher durch den Haupteingang betraten, kam gleich eine Priesterin auf sie zugelaufen, die sie offenbar erkannt hatte. Nach einer kurzen Begrüßung geleitete sie sie sofort in den Tempelbezirk. Yerina gab gerade einigen Anwärterinnen Unterricht, entließ diese aber sogleich, als die Priesterin die Gäste ankündigte. Ehe sie es sich versah, fand sich Zada in Yerinas Armen wieder. „Ich bin so froh, Euch wohlauf zu sehen. Bitte steht mir Eure Begleiter vor.“
Zada nannte die Namen, doch noch bevor sie zu weiteren Erklärungen ansetzen konnte, unterbrach Yerina sie. Sie begrüßte Tira, Darija und Felkan und lud sie ein, ihre Gäste zu sein. „Ihr seid sicher hungrig. Wir können uns während des Essens unterhalten. Zada, wart Ihr schon bei Euren Eltern?“
„Nein, wir sind zunächst zu Euch gekommen.“
„ Dann werde ich ihnen sogleich einen Boten schicken und sie bitten zu kommen. Sie werden sicher glücklich sein, dass Ihr heil zurückgekehrt seid.“
Das Essen wurde gerade aufgetragen, als Tharet und Galica eintrafen. Überglücklich schlossen sie ihre Tochter in die Arme und Zada meinte, sie habe sogar Tränen in den Augen ihres Vaters gesehen.
Zada und die anderen erzählten die Geschichte ihrer Reise. Auch die Gründe dafür, dass Mawen in Helwa zurückgeblieben war, wurden ausführlich erörtert. Zada überreichte Yerina den Brief, den Mawen an sie verfasst hatte. Den Brief an Mawens Eltern erhielt Tharet, der ihn über das Wara-Netzwerk weiterleiten wollte.
Erst am Nachmittag hatten sie das Gefühl,
Weitere Kostenlose Bücher