WELTEN-NEBEL
gewaltig. Was wäre, wenn diese Unterschiede irgendwann ihre Beziehung belasten würden? Zwar hatte sie keine Sorge, dass Felkan von ihr erwarten würde, dass sie sich ebenso zurückhielt wie die Frauen in Helwa, über diesen Punkt hatten sie schon gesprochen. Doch was war mit solchen Sachen wie Kindererziehung, was wäre, wenn sie sich dabei nicht einig wären? Über Kinder hatten sie noch nie geredet, wollte er überhaupt welche? Wie stand sie eigentlich zu dem Thema? Sie hatte sich nie viele Gedanken über Sachen wie Familie gemacht. Es gab viele Dinge, über die sie sich klar werden musste, bevor sie Felkan wirklich heiraten konnte. Vielleicht war es verfrüht gewesen, ihm die Ehe zu versprechen. Ganz so, als habe er ihre Bedenken gespürt, drückte er ihre Hand und schaute sie an. Sein Lächeln ließ ihr Herz höher schlagen. In diesem Moment waren alle Zweifel und Fragen nebensächlich. Sie würde einfach die Zeit mit ihm genießen.
Jahr 3620 Mond 5 Tag 17
Aaran
Nachdem sie am Vortag Aaran erkundet hatten, wollten sie an diesem Tag den Tempel aufsuchen. Zada fand, dass es Zeit wäre, den Göttern für ihre sichere Heimkehr zu danken. Dies hatten sie zwar auch schon im Tempel von Jal getan, aber sie meinte, sie sollten es noch einmal dort tun, wo alles begonnen hatte. Seit ihrer Erfahrung zur Wintersonnenwende wusste sie zwar, dass Gebet und Danksagung mitnichten an einen Ort gebunden waren, aber der Tempel war für sie auch ein Stück Heimat und ein Ort, an dem sie sich wohlfühlte. Es sprach also nichts dagegen, dort den Kontakt zu den Göttern zu suchen. Auch sollten die anderen die Gelegenheit bekommen, mehr als einen flüchtigen Blick auf den Tempel und den Heiligen Würfel zu werfen.
Zufällig befand sie sich im Tempel, als Zada und ihre Begleiter eintrafen. Nach einer kurzen Begrüßung gab sie ihnen Zeit fürs Gebet, danach lud sie sie ein, ihr beim Essen Gesellschaft zu leisten. Seit dem Tag ihrer Ankunft hatten sie einander nicht mehr gesehen. Diesmal drehten sich die Gespräche um die Befragung durch den Rat, aber auch um Mawen. Yerina hatten seinen Brief gelesen und konnte gut nachvollziehen, warum er geblieben war. Sein Forschungsdrang war wohl nicht ausschlaggebend, vielmehr hatte er wohl die gleichen Gründe, die Felkan dazu bewogen hatte, Darija nach Cytria zu begleiten. Sie hoffte, dass seine Hoffnungen nicht enttäuscht würden. Als sie ihre Überlegungen mit ihren Gästen teilte, wurden ihre Bedenken zerstreut. Zada sagte: „Wenn Mawen den Mut aufbringt, seine wahre Identität aufzudecken, so wird Prinz Elec ihn beziehungsweise sie bestimmt nicht zurückweisen. Ich habe gesehen, wie Elec ihn anschaut. Dagegen waren Felkans Blicke, die er Darija schenkte, geradezu zurückhaltend.“
Felkan fragte: „Hat man es mir wirklich angesehen?“
„ Es war wirklich nicht zu übersehen.“
„ Was meint Ihr eigentlich mit Mawens wahrer Identität?“, fragte er weiter.
Erst jetzt schien Zada sich zu erinnern, dass Tira und Felkan nicht in Mawens Geheimnis eingeweiht waren. Yerina fing ihren ratlosen Blick auf und nickte. Es konnte nicht schaden, wenn die beiden Bescheid wussten. Da Zada noch immer stumm dasaß, war es an ihr, Mawens Geschichte offenzulegen. Als sie geendet hatte, sagte Tira: „Ich kann Mawen gut verstehen. Ich hätte sicher ähnlich gehandelt, wenn mir irgendetwas verwehrt worden wäre, nur weil ich eine Frau bin. Es werden also nicht nur in Helwa Frauen ungerecht behandelt.“
Dem konnte sie nur zustimmen, auch in Cytria war nicht alles so, wie es sein sollte.
Sie sprachen noch eine Weile darüber, wie es Mawen jetzt wohl erging. Ob er wohl der Erfüllung der göttlichen Mission näher gekommen war? Schließlich waren sie ja aufgebrochen, um Cytria und Helwa wieder zusammenzuführen. Darija sagte: „Leider können wir ja keine Erfolge vorweisen, sodass nun alle Last auf Mawens Schultern ruht.“
Yerina dachte kurz nach, bevor sie antwortete: „Ich glaube, Ihr irrt. Habt ihr nicht erzählt, dass die Ausdehnung des Welten-Nebels geringer geworden ist. Das würde ich als ein gutes Zeichen werten. Außerdem habt ihr unserer Regierung genug Informationen über Helwa geliefert, um in Zukunft weitere Reisen dorthin zu unternehmen. Spätestens wenn Prinz Elec seinen Vater auf dem Thron ablöst, sollte freundschaftlichen Beziehungen zwischen unseren Ländern nichts mehr im Wege stehen.“
Sie sah, dass Darija noch immer zweifelte, und fuhr daher fort: „Der
Weitere Kostenlose Bücher