Welten-Reise
Mit einem Loch in seiner Seite!«
»Unmöglich!« erwiderte Grey. Sie gingen den Hügel der ganzen Länge nach ab. Bald fanden sie die Bestätigung: Sie erblickten e i nen monströsen Kopf, das Gesicht zur Seite gedreht, während der Atem aus seinem Mund heraus- und wieder hineinheulte. Dies war wirklich ein lebender, atmender Riese!
»Und er ist am Boden gefesselt«, bemerkte Ivy, wobei sie auf die Stricke deutete, die quer über die ausgestreckten Arme gespannt waren. »Er kann sich nicht selber befreien!«
»Während er zu Tode blutet!« fügte Grey entsetzt hinzu. Mochte er an Magie auch nicht glauben, den Riesen akzeptierte er offe n sichtlich. »Wir müssen ihm helfen!«
»Ja, das müssen wir«, bestätigte Ivy. »Aber wie? Er ist so groß, und wir haben kein Werkzeug.«
»Vielleicht können wir ihn fragen«, schlug Grey vor.
»Frag ihn!« stieß sie hervor. »Aber er kann nicht bei Bewußtsein sein!«
»Ich denke, er ist es doch«, entgegnete Grey. Er näherte sich dem riesigen Kopf. »Riese, kannst du mich hören?«
Die Augen zwinkerten, und der Mund spitzte sich zu. »Jjjah!« heulte der Wind.
»Wie können wir dir helfen?«
Wieder spitzte sich der Mund des Riesen zu. Diesmal waren die Worte verständlicher. »Magisches Verbandszeug in der Tasche.«
Ivy sah nach. Deutlich konnte sie auf der Brust eine Ausbuc h tung erkennen, bei der es sich um eine Tasche handelte. Sie wußte, daß durch magisches Verbandszeug der Blutstrom aus der Wunde des Riesen gestoppt werden konnte; so funktioniert Magie. »Ich habe es gefunden«, rief sie zu Grey.
Der Riese sprach erneut. »Aber zuerst… nennt euren Lohn.«
Grey schreckte zurück. »Ich will überhaupt keinen Lohn! Du liegst hier und blutest dich zu Tode – ich will dir doch nur helfen!«
Der Riese schwieg. Grey kam herüber, stellte sich zu Ivy, und beide zerrten das riesige Verbandszeug aus der Tasche heraus. »Was für eine Ironie!« ereiferte sich Grey. »Er hat das Verband s zeug dabei und kann es nicht erreichen!«
»Keine Ironie«, sagte Ivy. »Folter.«
Greys Mund öffnete und schloß sich wieder. Er nickte.
Das Verbandszeug war so groß wie die Matratze eines Bettes, aber bei weitem nicht so schwer. Sie zogen es über die sich hebe n de Brust des Riesen hinunter zu seiner Seite. Dahinter ließen sie es auf den Boden fallen, drehten sich dann um und sprangen darauf, weil dadurch ihre Landung angenehm aufgefangen wurde.
Sie zogen es zu der sprudelnden Wunde. Nun sah Ivy, daß das Blut mit hoher Geschwindigkeit aus einem relativ kleinen Loch herausschoß, welches nicht größer war als ein menschlicher Kopf. Der Verband war sicherlich groß genug, um das Loch zu bedecken – wenn sie ihn bloß anlegen könnten.
»Ich mag gar nicht an die hydraulische Kraft dieses Flusses de n ken«, sagte Grey. »Vielleicht ist es der falsche Ausdruck, aber s i cherlich wird die Kraft den Verband zur Seite drücken, bevor wir ihn auflegen können.«
»Es handelt sich um einen magischen Verband«, erinnerte ihn Ivy. »Ich denke, wir müssen nur versuchen, ihn zu plazieren, und können dann sehen, was geschieht.«
»Ich will mich nicht auf Magie verlassen!« erklärte Grey.
Ivy seufzte. »Ich denke, du wirst es dieses eine Mal müssen. Du weißt, daß wir ohne sie keine Chance haben.«
Grey betrachtete die Wunde, dann den Verband, dann wieder die Wunde. »Ich vermute, daß eine Technologie, die eine Erscheinung wie diese herzustellen vermag, auch einen Weg kennt, mit diesem Problem umzugehen«, sagte er. »Ein Kraftfeld oder ähnliches, oder möglicherweise wird der Hydrant abgestellt, wenn der Verband näher kommt. So laß es uns jetzt versuchen.«
Ivy war nicht vollständig mit dieser sachlichen Erklärung zufri e den, aber es bedeutete wenigstens, daß Grey bereit war, das Ve r bandszeug anzulegen. Sie brachten den Verband in die Nähe der Wunde.
»Vielleicht schaffen wir es, wenn ich ihn von dieser Seite hi n überschiebe, während du rübergehst und ihn von der anderen Seite auffängst«, sagte Grey unsicher.
»Ja.« Ivy duckte sich und flitzte vorwärts. Da war ein freier Fleck auf dem Boden, direkt neben der Seite des Riesen, unterhalb des Strahls, weil das Blut so schnell herausschoß, daß es über eine ga n ze Strecke den Boden nicht berührte. Sie ging geradewegs darunter her, fühlte dessen nahe Hitze und richtete sich auf der anderen Seite wieder auf. »Fertig!« überschrie sie das Getöse.
Grey stemmte den Verband hoch, so daß er gegen
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