Welten-Reise
hätte…« Er blickte herum, aber sah kein Seil. »Einige Ranken vielleicht.« Aber da gab es keine Ranken. »Andererseits, wenn ich eine Stange hätte und am Ende hebelte…« Aber da war auch keine Stange.
»Vielleicht gibt es irgend etwas Besseres stromabwärts«, schlug Ivy vor. »Wir könnten abwärts gehen und nachsehen.«
Grey nickte. Sie gingen über den Pfad hinaus stromabwärts, aber das Land wurde nur lichter und bot nichts an, und bald mündete der Fluß in einen Strom, sein Blut vermischte sich in Wirbeln mit dem klaren Wasser.
»Wir könnten darum herum schwimmen«, sagte Grey.
»Nein«, sagte Ivy entschieden. »Siehst du diese farbigen Finnen?«
»Haie! Sie ernähren sich von dem Blut!«
»Pfandhaie«, bestätigte sie. »Sie werden einen Arm oder ein Bein nehmen, wenn du sie läßt.«
»Pfandhaie«, murmelte er, wobei er so aussah, als ob er auf einer Zitrone gekaut hätte.
»Wir könnten dem Pfad in die andere Richtung folgen«, schlug Ivy vor. »Weiter unten, wo das Schloß war.« Aber sie fürchtete, daß sie zum Treffen mit ihrer Mutter zu spät kommen würde, selbst wenn es ihnen gelang, zum Schloß zurückzukehren. Vie l leicht war es an der Zeit, trotz Grey den Spiegel wieder zu gebra u chen.
»Laß uns zu dem gefallenen Baum zurückkehren«, sagte er. »Es muß einen Weg geben, ihn herunterzubringen.«
Sie stimmte erfreut zu, weil ihn das beschäftigt halten würde, während sie darüber nachsann, was zu tun sei. Nun wurde sie ric h tig hungrig; schon allein das würde sie zu ihrem Spiegel treiben, falls sie nicht bald vorankämen. Diese Umgebung war ihr äußerst unvertraut, und sie wußte nicht, welche Richtung die richtige war. Diese Welt der Träume war merkwürdig, und es gefiel ihr übe r haupt nicht, darin verloren zu sein.
Sie erreichten den Baum. Grey erkundete die Gegend. »Weißt du, daß es dort einen sehr steilen Abhang gibt«, bemerkte er. »Und nur Gebüsch auf dieser Seite. Auf dem Feld, über das wir gega n gen sind, gab es eine Menge großer Steine.«
»Ja«, stimmte Ivy zu, wobei sie sich fragte, auf was er hinauswo l le.
»Wenn wir einen hier herunterrollen könnten, um diesen stü t zenden Ast herauszuschlagen…«
»Ja!« stieß Ivy hervor.
Sie eilten den Hang hinauf. Bald gelangten sie zurück auf das Feld. Dort gab es verschiedene, große Felsen, von Kniehöhe bis zur Hüfte reichend. »Dieser scheint ungefähr richtig zu sein«, sagte Grey, wobei er sich dem größten näherte.
»Aber der ist zu schwer, um ihn ohne Magie anzuheben!« prot e stierte sie.
»Und zu groß, um ihn ohne einen Hebel zu bewegen«, bestätigte er. »Aber schau nur, wie er auf dem Hang aufliegt. Ich denke, mit ein bißchen Glück wird es gehen.«
»Glück? Ich dachte, du glaubst nicht an Magie?«
Er lächelte. »Auf diese Weise tu ich es. Laß mich sehen, was ich machen kann.«
Er ging über den Hang und nahm einen scharfkantigen Stein auf, den er erspäht hatte. Dann ging er zu dem festhängenden Baum zurück. »Ja, das ist wirklich gut; sicherlich einen Versuch wert.«
»Was zu versuchen?« fragte Ivy verblüfft.
»Einen Kanal zu bauen«, sagte er. Grey hockte sich hin und b e gann, neben dem stützenden Ast zu graben.
»Tu es nicht!« protestierte Ivy. »Der Baum wird dir auf den Kopf fallen!«
»Nein, dies ist nur das Ende des Kanals.« Er bewegte sich zur Seite, um ein Loch in die weiche Walderde zu kratzen, welches er dann zu einem Kanal verlängerte.
»Du meinst… der Felsbrocken? Hier herunter?«
»Ja. Er rollt in die Richtung des geringsten Widerstandes. Nur um ihn zu führen, benötigt man eigentlich keinen tiefen Kanal. Wenn er hier ankommt, müßte er ganz schön schnell rollen.«
»Oh, das ist brillant!« rief Ivy aus.
»Nein, nur gesunder Menschenverstand«, sagte er befriedigt. »Ich bin kein brillanter Kerl, das weißt du.«
Ivy dachte darüber nach, während sie nach einem scharfen Stein suchte, um helfen zu können. Grey schien nicht viel von sich selbst zu halten, und tatsächlich war er im allgemeinen unschei n bar, jedoch erweckte er den Eindruck, nicht allzu zimperlich zu sein. Was immer es war, er scheute keine harten Arbeiten, und er machte seine Sache gut. Sie mochte das. Ihr wäre niemals der G e danke gekommen, einen Felsbrocken in einem Kanal herunterro l len zu lassen, um auf diese Weise einen Baum über einen Fluß zu Fall zu bringen!
Sie gruben und kratzten, während sie Erde auf jeder Seite des Kanals anhäuften und jede Unebenheit
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