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Welten - Roman

Titel: Welten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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ich schließlich so weit weg bin, dass ich nichts mehr sehe. Von oben wieder Rufe. Auch das klingt, als würde ich es vom entfernten Ende eines langen Rohrs hören: sehr weit weg und sonderbar hallend. Rasch verschwimmt alles zu nichts.
    Dann sinke ich in Ohnmacht.

ADRIAN
    Was? Kennedy? Erster Mensch auf dem Mond? Der Mauerfall? Mandela frei? 9/11? 7/7 in London? Bedeutende Daten fürs Tagebuch, die das Ende einer Ära bezeichnen. Da hätte ich auch was zu bieten:
    »Wie, jeder nach seiner Gier, ist es das?«
    »Ja«, antwortete ich nach kurzer Überlegung. »Genau, das ist eine ziemlich gute wie-sagt-man? Zusammenfassung. Ja, glaube schon.«

    »Hoho!« Die Tussi riss nur kopfschüttelnd die Augen auf und genehmigte sich einen Schluck. »Du bist so was von verkorkst.« Über ihre Lippen zog ein eingebildetes Grinsen. »Mann.«
    Wir waren in der Met Bar, damals, als sie noch cool war. Einer von den Gallagher-Brüdern war schon aufgetaucht. Ich hatte mich mit ein paar Freunden verabredet.Wir wollten am nächsten Tag nach Brands Hatch oder Silverstone fahren, um uns das Formel-1-Rennen anzuschauen. Die Tussi war mit zwei Schulfreundinnen hier, die im Moment gerade auf der Toilette waren. Die eine sah ungesund blass aus, und die andere musste ihr vermutlich die Haare halten. Blieb nur noch die hier. Chloë. Chloë mit dem Trema, das heißt den zwei Pünktchen.
    Die wahrscheinliche Haarhalterin hatte vorher alle Namen genannt. Chloë hatte bei all dem Lärm meinen Namen wohl nicht mitbekommen, aber sie fragte auch nicht nach. Sie war süß. Jung, vielleicht sogar noch Studentin. Schwarze Locken, kesses kleines Gesicht mit großen Augen. Nettes Top, super Titten, Designerjeans, rote Stöckelschuhe. Echt klasse also. Und offensichtlich eine Herausforderung.
    »Gier wird nur in der Presse schlechtgemacht«, bemerkte ich.
    »Genau. So ähnlich wie Faschismus, oder?«
    Ich zwinkerte. »Du bist Idealistin, stimmt’s?«
    »Ich habe Ideale.« Ihre Stimme klang nach Westengland. Mädcheninternat. Ihr gelangweilter Ton war etwas bemüht. »Außerdem bin ich ein Mensch, also Humanistin.«
    »Und weiblich«, fügte ich hinzu. Inzwischen wusste ich ganz gut, wie man sich in solchen Situationen aus der Affäre zog.
    »Scharf gefolgert.«

    Lächelnd nahm ich einen Schluck Lager. »Gar nicht schlecht, was?«
    Sie zog die Augenbrauen hoch. »Nur kein übertriebener Optimismus. Typen wie dich ficke ich nicht.«
    »Und was für Typen fickst du?« Ich stützte einen Ellbogen auf den Tresen und lehnte mich näher zu ihr, um mehr von ihrem Gesichtsfeld einzunehmen. Ich war bereits halb am Ziel.Wenn ein Mädel das F-Wort aussprach, reichte das normalerweise schon. Wenn man mit einer Tussi übers Ficken redete, dann war man dicht dran, auch wenn sie nein sagte oder so tat, als würde sie nein sagen. Vielversprechende Situation also, du verstehst schon.
    »Nette Jungs.«
    »Nett.« Ich machte ein skeptisches Gesicht.
    Sie zwinkerte mir zu. Sah aus wie eine, wie heißt das gleich wieder, eine Parodie auf mein Zwinkern von vorher. »Kommen immer als Letzte.« Selbstzufrieden schlürfte sie ihren Cocktail.
    Lachend setzte ich mein Glas ab und streckte ihr zögernd die Hand hin. »Ich bin Ade.« Ich sprach leise und senkte leicht den Kopf, um so was wie Fangen wir nochmal von vorn an? auszudrücken. Sie inspizierte meine Hand, als wäre sie verseucht. »Adrian?« Ich bedachte sie mit dem leicht verlegenen Lächeln, bei dem schon so manches Herz und andere Teile einer Frau dahingeschmolzen sind und das ich, wie ich ohne Scham gestehe, vor dem Spiegel geübt habe, um die Wirkung optimal hinzukriegen. Letztlich hängt man sich doch sowieso nur wegen ihnen so rein.
    Dann nahm sie meine Hand und hielt sie ungefähr eine Nanosekunde lang fest. »Chloë.«
    »Ja, hat deine Freundin schon erwähnt.«
    »Also, Ade. Bist du in der Musikbranche? Film?« Anscheinend
wollte sie sarkastisch klingen, obwohl es dafür gar keinen Anlass gab.
    »Nein, Geld.«
    »Geld?«
    »Hedgefonds.«
    »Was ist ein Hedgefonds?« Sie runzelte die Stirn. Fairerweise muss man sagen, dass damals noch nicht viele Außenstehende von diesem Instrument gehört hatten - das war noch vor der LTCM-Pleite. Irgendwo zwischen der Asien- und der Russlandkrise.
    »Ein Ansatz zum Geldverdienen, bei dem man sich gleichzeitig absichert«, antwortete ich.
    »Damit man selber nichts verliert?«
    »So in der Richtung.«
    »Klingt … total parasitisch.«
    »Nein, ehrlich, wir verdienen einen Haufen

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