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Welten - Roman

Titel: Welten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Geld für andere Leute. Wir lassen das Geld arbeiten. Es arbeitet schwerer als irgendjemand sonst. Das ist überhaupt nicht parasitisch. Die Banken sind parasitisch. Die sitzen nur rum und schieben Gebühren ein von den Leuten, die das Geld verdienen. Bei uns ist das anders. Wir sind draußen an der Front.Wir tun was.Wir sorgen dafür, dass Gewinne anfallen, dass das Geld was abwirft. Wir lassen das Geld arbeiten.« Das hatte ich schon gesagt, aber ich hatte mich in Fahrt geredet. Außerdem hatte ich mir vor fünf Minuten auf dem Klo eine Nase gegeben.
    Sie schnaubte. »Du klingst wie ein Vertreter.«
    »Was ist daran falsch?« Allmählich ging sie mir auf die Nerven. »Ich bin zwar keiner, aber wenn ich einer wäre, was wäre daran so schlimm? Was machst du denn so, Chloë? Beruflich, meine ich.«
    Sie verdrehte die Augen. »Grafikdesign«, seufzte sie.

    »Ist das besser als ein Vertreter?«
    »Ein bisschen kreativer vielleicht?« Sie klang gelangweilt. »Sinnvoller?«
    Ich stützte die Ellbogen auf die Theke. »Lass mich raten, Chloë. Dein Dad ist stinkreich. Du …«
    »Komm mir bloß nicht so«, entgegnete sie wütend. »Was hat er mit mir zu tun?«
    »Chloë.« Ich heuchelte Entsetzen. »Du sprichst hier von deinem Dad.« Ich schnippte mit den Fingern. »Treuhandfonds. Du bist die Erbin eines großen Vermögens.«
    »Nein, bin ich nicht, verdammt! Du hast doch keine Ahnung von mir!«
    »Das weiß ich!« Um ihr Paroli zu bieten, legte ich eine deutliche Aufgeregtheit in meinen Protest. »Und du machst es mir wirklich nicht leicht!« Allerdings darf man bei so was nicht zu dick auftragen. Ich ließ die Schultern sinken und wurde wieder leiser. »Was hast du gegen mich, Chloë?« Ich klang ein wenig verletzt, aber nicht zu weinerlich.
    »Das mit dem Geld vielleicht?« Sie schien vollkommen von sich überzeugt. »Raffgier und so?«
    »Hör zu.« Ich seufzte. Inzwischen ging es mir nicht mehr unbedingt darum, sie rumzukriegen. Ich musste einfach ein paar Sachen loswerden, die ich mir überlegt hatte und schon länger mal bei Leuten wie ihr anbringen wollte. Bis jetzt war ich bloß noch nie dazugekommen. Außerdem gibt es natürlich auch Frauen, die es mögen, wenn man sie nicht anmacht, sondern sie behandelt wie einen Typen, mit dem man streitet, und das ist dann genau der Dreh, mit dem man sie doch noch ins Bett lotsen kann. Also, definitiv einen Versuch wert.
    »Raffgier und so«, sagte ich. »Alle Menschen sind gierig, Chloë. Du auch. Du glaubst es vielleicht nicht, aber ich
wette, dass es so ist. Jeder ist sich selbst der Nächste. Bloß dass einige Leute sich da nichts vormachen, du verstehst schon. Wir wollen doch alle, dass jeder so denkt wie wir und halten jeden für blöd, der eine andere Meinung hat. Und wenn es um Liebe und Beziehungen geht, suchen wir alle die richtige Person, die uns anbetet, weil uns das glücklich macht. Glücklich sein wollen - das ist doch egoistisch. Selbst wenn man will, dass es keine Armut und Gewalt mehr gibt - ich meine, das ist natürlich Quatsch, weil es beides immer geben wird. Aber das ist auch egoistisch, weil wir die Welt so haben wollen, wie wir sie persönlich für richtig halten, du verstehst schon. Man kann es nach außen so hindrehen, dass man nur das Glück der anderen will, aber letzten Endes läuft es nur auf den eigenen Egoismus hinaus, die eigene Gier.«
    Chloë riss so heftig die Hand hoch, dass sie fast meinen Mund gestreift hätte. »Gier und Egoismus sind nicht das Gleiche. Und sie unterscheiden sich beide nochmal von Selbsterhaltung und Eigeninteresse.«
    »Aber du sagst ja selbst, dass sie ähnlich sind.«
    Seufzend griff sie nach ihrem Glas. »Ja, stimmt.« Sie sah aus, als würde sie etwas hinter dem Tresen beobachten.
    »Gegen ein bisschen Gier ist nichts einzuwenden, Chloë. Ohne sie würde die Welt aufhören, sich zu drehen. Man will weiterkommen, sich verbessern, Ziele erreichen, du verstehst schon. Was ist daran falsch, wenn man das Beste für sich will? Oder für die eigene Familie? Es ist super, wenn man sich den Luxus leisten kann, über die Armen und Hungernden nachzudenken, aber diesen Luxus hast du nur, weil vorher jemand an sich und seine Familie gedacht hat.«
    Ihre großen Augen funkelten, als sie sich mir zuwandte. »Weißt du was, Ade? Du erinnerst mich an jemanden.«

    »An jemand Netten?« Ich konnte meinen Sarkasmus nicht verhehlen.
    Sie schüttelte den Kopf. Mir gefiel, wie ihr Haar dabei schwang, obwohl ich mich schon fast damit

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