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Welten - Roman

Titel: Welten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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abtritt, hat gewonnen. Fragen Sie mich nicht,
von wem der Spruch stammt, auf jeden Fall stimmt es, meinen Sie nicht?«
    »Na ja.« Mr. N zog das letzte Wort in die Länge. »Man muss da vorsichtig sein. Irgendjemand hat mal was zu mir gesagt, was ich besonders klug fand: Wenn Geld das Einzige ist, was mich interessiert, wird Geld das Einzige sein, das sich für mich interessiert.« Er sah mich an, und ich erwiderte seinen Blick. Seufzend betrachtete er den Tisch. »Was wohl heißt, wenn man sich nicht für Menschen interessiert, dann werden sich später, wenn man alt und verbraucht ist, nur noch bezahlte Pfleger oder Leute um einen kümmern, die aufs Erbe aus sind.«
    »Mag sein. Aber darum mache ich mir Sorgen, wenn es so weit ist, Edward.«
    Mr. N trat an den Beistelltisch mit den Drinks und nippte von seinem Whisky. »Nun, solange ihr beide wisst, woran ihr seid.« Er neigte den Kopf zur Seite. » Wisst ihr denn beide, woran ihr seid? Habt ihr euch darüber unterhalten?«
    Ich zog eine Grimasse. »Es ist … eine stillschweigende Vereinbarung.«
    »Stillschweigend?« Mr. Ns Lippen kräuselten sich.
    Ich nickte. »Ja.«
    »Und in dieser furchtbar geschäftsmäßigen Auffassung menschlicher Beziehungen ist überhaupt kein Platz für Liebe, Adrian?«
    »Doch, doch, natürlich«, erwiderte ich eifrig. »Wenn es passiert. So was kann man nicht planen. Das ist eine ganz andere Ebene. Eine höhere Ebene. Wer weiß?«
    Er lächelte nur und machte seinen Stoß.
    »Die Sache ist nur«, setzte ich hinzu, »bei allem Respekt, Edward, Sie können es sich erlauben so zu denken und fühlen, weil Sie irgendwie schon alles erreicht haben, Sie
verstehen schon.« Ich setzte ein breites Grinsen auf, um zu zeigen, dass hier kein Groll oder Neid im Spiel war. Nur eine Feststellung. »Reizende Frau, Familie, wichtiger Job, Landsitz, Eigentumswohnung in London, Skifahren in Klosters, Segeln im Mittelmeer, alles, was man sich wünschen kann. Sie haben den Luxus, den Rest der Menschheit aus Ihren olympischen Höhen zu betrachten. Ich dagegen klettere noch im Vorgebirge herum. Weit unten und knietief im Geröll.« Befriedigt registrierte ich sein Lachen. »Wie die meisten anderen. Wir müssen einen klaren Blick behalten und die Dinge nehmen, wie sie tatsächlich für uns sind.« Ich zuckte die Achseln. »Jeder muss sehen, wo er bleibt.«
    »Und wie sind die Dinge für Sie, Adrian?«
    »Recht gut, danke.« Ich machte meinen Stoß. Reichlich zielloses Klappern und Kullern.
    »Schön, das freut mich für Sie. Barney spricht in den höchsten Tönen von Ihnen. Was machen Sie gleich wieder?«
    »Web-Design. Hab meine eigene Firma.« Das war zwar die reine, aber bei weitem nicht die ganze Wahrheit.
    »Nun, ich wünsche Ihnen nur das Beste, aber Sie sollten wissen, dass die Probleme nie verschwinden, egal, wie viel Erfolg man hat.« Taxierend beugte er sich vor.
    »Wir tragen doch alle unser Kreuz, Edward, daran kann es keinen Zweifel geben.«
    Langsam richtete er sich wieder auf. »Was halten Sie von Barney?« Er beobachtete, wie die Kugeln über den grünen Stoff klackten, ohne mich anzusehen. Mit gefurchter Stirn präparierte er seinen Stock erneut mit Kreide.
    Aha, dachte ich und ließ mir Zeit mit der Antwort. Machte erst mal einen Stoß. »Er ist ein feiner Kerl, bin wirklich gern mit ihm zusammen.« Ich setzte eine leicht
gequälte Miene auf. Als mich Edwards Blick traf, holte ich Luft. »Seine Freunde sollte er sich vielleicht besser aussuchen.« Ich lachte kurz auf. »Anwesende natürlich ausgenommen.«
    Mr. Ns Gesicht blieb ernst. Wieder lehnte er sich vor, um zu zielen. »Ich frage mich, ob er sich vielleicht ein bisschen zu viel amüsiert. Ich habe mit den Leuten von Bairns Faplish gesprochen.« Das war die Brokerfirma, bei der Barney arbeitete, da Mr. N es für falsch gehalten hatte, den Jungen gleich nach der Uni in sein Unternehmen zu holen. Barney selbst hatte mir erzählt, dass er sich nur dank intensiver Nachhilfe von Eton nach Oxford mogeln konnte und das Examen bloß mit Hängen und Würgen geschafft hatte. »Sie sind ein wenig besorgt«, fuhr Mr. N fort. »Er ist nicht voll bei der Sache, und sie können da nicht ewig zuschauen. Es ist nicht mehr wie in alten Zeiten. Früher konnte jeder Idiot Börsenmakler werden - und viele waren auch Idioten. Heute reicht das nicht mehr.« Er ließ ein Lächeln aufblitzen, an dem die Augen nicht beteiligt waren. »Immerhin steht auch der Name der Familie auf dem Spiel.«
    »Wenn wir jung

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