Welten - Roman
schaltete das Notebook ein, um ein besseres Bild zu erhalten. Dann wartete ich, bis er mit haarigen Armen und wütendem Gesicht im schaumigen Wasser saß.Wahrscheinlich wieder einmal ein kostspieliger Abend am Spieltisch. Bei solchen Gelegenheiten brachte er normalerweise ein, zwei Frauen mit, um sich an ihnen abzureagieren, aber nach der heutigen Nacht war er vielleicht müde. Die kühle Morgenluft bot einen klaren, von thermischen Strömungen ungetrübten Blick. Ich sah, wie er etwas Langes, Dunkles an den Mund führte und etwas an das andere Ende hielt. Ein Funke. Gleich würden sich die dicken Finger um seine Gran-Corona-Zigarre schließen, während er den Kopf nach hinten auf den Wannenrand sinken ließ und die ersten Rauchschwaden in den blauen Nevada-Himmel blies.
Rasch tippte ich den Code für die Steuerung der Wasserstoffzufuhr ein. Einige Sekunden später und eine halbe Welt entfernt schäumte das Wasser heftig auf, als würde es kochen, und verdeckte zuerst Yerge und dann die Wanne mit einer kugelförmigen Dampfwolke. Unmittelbar darauf zerplatzte diese zu einem gleißenden, weißgelben Feuerball, der die gesamte Wanne und ein gutes Stück des umgebenden Bodenbelags verschlang und selbst im morgendlichen Sonnenlicht hell aufstrahlte.
Erstaunlicherweise kam nach einigen Sekunden Yerge, während sich die brüllende Flammensäule zum Himmel türmte wie eine umgekehrte Raketenabgasfahne, aus dem Inferno gestolpert, die Haare brannten, seine Haut war schwarz und hing ihm in Fetzen herunter. Dann fiel er über ein paar Stufen hinunter und blieb reglos liegen,
zwar ohne Zigarre, aber gewissermaßen immer noch rauchend.
Erst als sich der Holzboden entzündete - inzwischen waren die Diener aus dem Haus herbeigeeilt und hatten Yerge weggeschafft -, entstand mehr Rauch. Sauerstoff und Wasserstoff verbrennen vollkommen und verbinden sich natürlich nur zu Wasser. Daher stammte der größte Teil der anfänglichen Rauchkaskade, die jetzt in der kühlen Morgenbrise in Richtung der fernen grauen Sierras entschwand, von Yerge selbst.
Er hatte Verbrennungen an fünfundneunzig Prozent der Haut, und seine Lunge war durch das Einatmen von Feuer versengt.Trotzdem hielten sie ihn fast noch eine Woche am Leben - eine bemerkenswerte Leistung.
Max Fitching war ein Gott unter den Sterblichen, ein Mann mit der Stimme eines Engels und den Neigungen eines Satyrs. Max tötete ich, als er in Jakarta in einem stark auffrisierten Halbkettenfahrzeug mit offenem Verdeck auf die Rückkehr eines Roadies mit seinen Drogen wartete. (Max hatte sich nie daran gewöhnen können, sich unauffällig zu verhalten, um nicht erkannt zu werden.) Die Laserwaffe kam ursprünglich aus Israel und war dort erprobt worden, um iranische Raketen abzuschießen, solange sie noch über Syrien oder, besser noch, über dem Irak waren. Ich feuerte sie von einem Containerlastwagen ab, der einen Block entfernt von Max’ Fahrzeug stand. Selbst bei minimaler Einstellung war sie für diese Aufgabe ein krasser Overkill; statt ein sauberes, gerades Loch durch Max’ modisch bleichen, mit dunkler Sonnenbrille und wilden Dreadlocks bewehrten Kopf zu bohren, riss sie ihn in Fetzen. Noch im dritten Stock zerbarsten Fensterscheiben.
Für sich genommen war das natürlich alles andere als
elegant. Die Eleganz rührte aus der Tatsache her, dass der Laserstoß nicht einfach ein beliebiger brutaler Puls war, sondern exakt frequenzmoduliert und in eine Mikrosekunde komprimiert die digitalisierte Information eines MP3-Signals mit hoher Samplerate wiedergab. Was Max da traf, war faktisch eine MP3-Kopie von »Woke Up Down«, dem ersten weltweiten Hit von Gun Puppy, der ihn berühmt gemacht hatte.
Marit Shauoon war ein populistischer Politiker nach dem Vorbild Peróns, der wie meine anderen Opfer, so hatte ich aus zuverlässiger Quelle erfahren, großen Schaden über die Welt bringen würde, wenn man ihn nicht ausschaltete - in seinem Fall über Süd- und Mittelamerika. (Wobei das aus meiner Sicht kaum ins Gewicht fiel. Für mich zählte nur mein Handwerk. Ob meine Taten moralisch zu rechtfertigen waren, darüber sollten sich meine Auftraggeber den Kopf zerbrechen.) Früher war er Stuntmotorradfahrer gewesen, der berühmteste Brasiliens und dann der ganzen Welt. Er erlitt viele Unfälle, aber das erhöhte nur die Aufregung und den Nervenkitzel bei den Zuschauern. Beide Arme und Beine waren mit Unmengen an Chirurgenstahl zusammengeheftet und verstärkt, und selbst ohne diese
Weitere Kostenlose Bücher