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Welten - Roman

Titel: Welten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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künstlichen Gliedmaßen befanden sich im Rest seines Körpers so viele Metallimplantate, dass die Sicherheitsscanner am Flughafen schon anschlugen, wenn er mit steifen Schritten den Parkplatz verließ.
    Für ihn suchte ich einen Induktionsofen aus. Marit heizte sich ganz langsam von innen her auf und hörte dabei nicht nur von allen Seiten lautes Brummen von Magneten, sondern auch seine eigenen Schreie.
    … Was? Warum, warum und warum? Ich hätte keine Ahnung gehabt, wenn man es mir nicht gesagt hätte, und
selbst dann war es mir noch gleichgültig. (Eigentlich überrascht es mich sogar ein wenig, dass ich mich an die unten aufgeführten Gründe noch erinnern kann.)
    Also: Yerge hätte eine politische Partei zur Vertreibung aller Nichtarier aus den USA gegründet und damit ein Chaos und Blutvergießen von apokalyptischen Ausmaßen ausgelöst. Max hätte seine Hunderte von Millionen an Tantiemen einer extremistischen grünen Bewegung gespendet, die sich dank dieses Geldsegens mit einem ziemlich drastischen Ansatz der Aufgabe angenommen hätte, die natürlichen Kapazitäten des Planeten mit der Größe der menschlichen Bevölkerung in Einklang zu bringen: die Entwicklung, Herstellung und Verteilung eines Virus, der neunzig Prozent der Menschheit töten sollte. Und Marit hätte sein riesiges Kommunikationsnetz verwendet, um … ich weiß nicht mehr, Pornografie in den Andromedanebel zu funken oder so.Wie gesagt, mir war das nicht wichtig. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich längst aufgehört, mich danach zu erkundigen, weshalb mir diese folgenschweren Taten befohlen wurden. Für mich zählten nur die Kunstfertigkeit und Eleganz in der Ausführung eines Auftrags.
    Die Exekution.

DER PHILOSOPH
    Schreie, zu viele Schreie. Sie haben mir nachts den Schlaf geraubt, haben mich aus Träumen und Alpträumen gerissen.
    Ich genieße nicht, was ich tue, aber ich schäme mich auch nicht dafür, und es wäre keine Übertreibung zu behaupten,
dass ich stolz darauf bin. Es ist etwas, was getan werden muss, und irgendjemand hat diese schwere Verpflichtung zu übernehmen. Gerade weil ich es nicht genieße, bin ich ein Meister darin. Ich habe die Arbeit derer gesehen, die Gefallen finden an unserer gemeinsamen Berufung, und kann feststellen, dass sie nicht die besten Ergebnisse erzielen. Sie lassen sich hinreißen und geben ihren inneren Regungen nach, statt sich auf die Aufgabe zu konzentrieren, die darin besteht, die gewünschten Resultate zu erreichen und sie zu erkennen, sobald sie vorliegen. Sie übertreiben es und scheitern.
    Ich foltere Menschen. Ich bin ein Folterer. Aber ich tue nur, was man mir aufträgt, und mir ist es lieber, wenn die Gefolterten so schnell wie möglich die Wahrheit sagen oder die von uns benötigten Informationen preisgeben, um sich die Qual und mir das Unerfreuliche der Arbeit zu ersparen, denn wie gesagt: Ich genieße nicht, was ich tue. Trotzdem befolge ich ohne Zögern sämtliche Anweisungen und bin falls erforderlich auch immer bereit für Überstunden und zusätzliche Pflichten. Dies geschieht aus Gewissenhaftigkeit und aus einer Art Mitleid, denn wenn ich die Sache übernehme, wird wenigstens nur das Minimum getan. Ich hatte Kollegen - diejenigen, die sich an ihrer Aufgabe delektieren -, die ungeduldig darauf warteten, maximalen Schmerz und Schaden zuzufügen. Letztlich müssen ihre Anstrengungen fruchtlos bleiben.
    Die Schlauen geben ihren Neigungen nur selten nach und entscheiden sich in der Mehrzahl der Fälle für routinemäßige Effizienz, um ihre Psychose zu verhüllen. Das sind die Gefährlichsten.
    Meine bevorzugten Methoden sind Elektrizität, wiederholt vorgetäuschte Erstickung und, auch wenn es unglaubwürdig
klingen mag, schlichtes Reden. Elektrizität ist in gewisser Weise die gröbste Vorgehensweise. Wir verwenden einen ans Netz angeschlossenen einstellbaren Widerstand und verschiedene normale Starthilfekabel. Manchmal ein bisschen Wasser oder leitfähiges Gel. Die Krokodilklemmen am Ende der Starterkabel tun schon ziemlich weh, auch wenn kein Strom fließt. Gute Stellen sind die Ohren, Finger und Zehen. Und die Genitalien natürlich. Die Nase oder Zunge mit dem anderen Ende im Anus ist bei einigen meiner Kollegen sehr beliebt, aber ich finde die daraus resultierende Verunreinigung unerfreulich.
    Bei der vorgetäuschten Erstickung wird dem Befragten zunächst mit Isolierband der Mund und danach mit einem kleineren Stück Band die Nase zugeklebt. Dieses wird kurz vor oder nach dem Eintreten

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