Welten - Roman
Karte.
»In welchem Zusammenhang?«
»Das müsste er Ihnen selbst erklären.« Sie schielte kurz auf die Uhr. »Ich muss mich jetzt leider verabschieden.« Sie berührte mich kurz am Arm. »Schön, Sie kennengelernt zu haben, Adrian. Rufen Sie mich an.«
Und weg war sie.
Ich fragte Mr. N.
»Eine Bekannte, Adrian.« Unter einer gleißend hellen Lampe strahlte sein rötlich weißes Haar wie ein Heiligenschein.
»Eine ziemlich angenehme Geschäftsbeziehung. Ich berate sie. Halte mich bereit, um ihnen zu helfen, wenn es nötig ist. Aber das kommt nur selten vor, abgesehen von ganz trivialen Angelegenheiten. Ehrlich gesagt habe ich bis jetzt alles von meiner Sekretärin erledigen lassen.« Er grinste.
Ich blieb ernst. »Was sind das für Leute, Ed?«
»Es lohnt sich, sie zu kennen, Adrian«, antwortete er geduldig.
»Italiener? Oder Amerikaner? Italoamerikaner?« Ich dachte bereits an Mafia, CIA oder etwas in der Richtung.
Er gluckste amüsiert. »Ach, das glaub ich nicht.«
» Weißt du es?«
»Ich weiß nur, dass sie sehr nützlich und großzügig waren und praktisch keine Gegenleistung verlangt haben. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es keine Kriminellen oder Staatsfeinde sind. Haben sie dich zu einem Gespräch eingeladen?«
»Ich soll Connie anrufen.«
»Ja, mach das ruhig.« Ed wurde auf eine leichte Unruhe an der Tür aufmerksam. »Ah, der Minister ist gleich von den Nachrichten auf Channel Four hergeeilt. Entschuldige mich bitte, Adrian.« Er schlenderte hinüber, um den Politiker zu begrüßen.
Wahrscheinlich hätte ich es mir durch den Kopf gehen lassen sollen, aber ich wählte sofort ihre Handynummer.
»Connie, hier ist Adrian. Wir haben gerade miteinander geredet.«
»Klar.«
»Okay, ich treffe mich mit Ihrem Klienten. Wann passt es?«
»Vielleicht am Samstag, wenn das bei Ihnen geht.«
»Ja, in Ordnung.«
Ein leises Zögern. »Haben Sie den ganzen Tag frei?«
»Kann ich einrichten. Wird es nötig sein?«
»Ich denke schon. Und nehmen Sie Ihren Pass mit.«
Ich überlegte kurz. Am Samstagabend hatte ich ein Date mit einer Frau, die ein Lingeriegeschäft im tiefsten Chelsea besaß. Sah aus wie Tiffany Sloan. Und dann noch der Lingerieladen. Scheiße, Mann. Ich beobachtete, wie Mr. N dem Verkehrsminister freudig die Hand schüttelte. »Okay, abgemacht.«
»Ich ruf Sie an.«
So fand ich mich zwei Tage später am Morgen erst auf dem kalten, verregneten Retford Airport in Essex und dann in einem richtigen Privatjet wieder, der über den Kanal in östliche Richtung steuerte, soweit ich das erkennen konnte. Connie, deren Kleidung bis auf eine violette Bluse unverändert war, hatte mich am Flughafen abgeholt, ohne mir zu verraten, wohin die Reise ging. Sie hatte einen Stoß Zeitungen dabei und schien entschlossen, sie alle zu lesen, auch die fremdsprachigen. Wollte wohl nicht reden. Nachdem ich die luxuriöse Ausstattung des Fliegers unter die Lupe genommen hatte, wurde mir langweilig, und so las ich ebenfalls.
Dabei muss ich wohl eingenickt sein. Ich erwachte erst, als wir aufsetzten und das Flugzeug auf einer holprigen Landebahn mit reichlich Unkraut an den Rändern ausrollte. Flache Landschaft mit vielen kahlen Bäumen, die aussahen, als wären sie ein wenig zu früh für den Winter dran. Ich schaute auf die Uhr. Vier Stunden in der Luft. Wo waren wir hier, verdammt?
Alles war wie ausgestorben. In der Ferne stand ein Passagierterminal,
aber es war völlig verwahrlost und hatte fleckige Betonmauern. Noch ein Stück weiter weg gab es zwei große, dunkle Hangars, total mit Rost überzogen. Die Luft war ein bisschen weniger kalt als in Essex, und es roch nach Gras oder Bäumen. Keine Zöllner oder sonstigen Beamten, nur ein riesiger, militärisch wirkender Tanklastzug und eine lange schwarze Limousine. Beide Fahrzeuge sahen osteuropäisch aus, und die zwei Typen, die sich sofort daranmachten, das Flugzeug aufzutanken, klangen irgendwie russisch. Allerdings hatte ich nicht viel Gelegenheit, ihnen zuzuhören, da wir in den Schlitten verfrachtet wurden, der sofort über die Landebahn davonbretterte und in einer Staubwolke den halb eingestürzten Grenzzaun durchquerte.
»Und hat die Gegend hier auch einen Namen, Connie?«
»Sie dürfen raten.« Sie blickte nicht von den Zeitungen auf, die sie aus dem Flieger mitgebracht hatte.
»Ich geb’s auf. Wo sind wir, verdammt?« Ich legte eine leichte Schärfe in meine Stimme.
»Stellen Sie die Uhr zwei Stunden vor«, antwortete
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