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Welten - Roman

Titel: Welten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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teuer eingerichtet. Überwiegend schlanke und schöne Frauen waren in Begleitung überwiegend dicker und hässlicher Männer. Das Fragre deutete nicht allein auf zu viel Geld, sondern auf eine zu große Konzentration davon an zu wenigen Orten. Nichts Ungewöhnliches. Ich hatte es gleich wiedererkannt.
    »Können Sie sich an Ihre allerletzten Worte erinnern?«, fragte ich. »Bei dem letzten Treffen.«
    »Was?« Sie legte die Stirn in attraktive Falten. »Du willst überprüfen, ob ich es wirklich bin?«
    »Wer wirklich?«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Dann sagen Sie es jetzt.«
    Sie beugte sich dicht zu mir, als wollte sie mir etwas Vertrauliches mitteilen. Ihr Parfüm verströmte einen intensiven, moschusartigen Duft. »Wenn ich mich nicht täusche, sagte ich etwas wie: ›Ein anderes Mal, Tem‹ oder ›Ein andermal, Tem‹.«
    »Sie sind sich nicht sicher?«
    Sie verzog das Gesicht. »Ich war gerade dabei, in deinen Armen zu sterben, falls dir das nicht aufgefallen ist. Jedenfalls war ich etwas abgelenkt. Aber die Killer haben diese Worte vielleicht auch mitbekommen. Zweckmäßiger wäre also vielleicht der Hinweis, dass ich vor meinem gewaltsamen und stürmischen Ende den Begriff ›Emprise‹ genannt habe. Das hast nur du gehört.«
    Das stimmte, aber es bewies nichts, weil ich diesen Umstand auch bei der Nachbesprechung mit Ingrez erwähnt hatte.
    »Und Sie sind also …?«
    »Mrs. Mulverhill.« Sie deutete mit dem Kinn, weil wir zum Einsetzen aufgefordert wurden. Ich hatte nicht einmal
registriert, dass wir in der letzten Runde verloren hatten. »Schön, dich wiederzusehen«, setzte sie hinzu. »Hast du es geahnt?«
    »Sofort, als ich dich gesehen habe.«
    »Wirklich? Wie süß.« Sie spähte auf eine schmale, glitzernde Uhr an ihrem honigbraunen Handgelenk. »Wie auch immer, wir haben nicht viel Zeit. Du fragst dich bestimmt, warum ich unbedingt wieder mit dir reden will.«
    »Es geht also nicht nur um Sex.«
    »Obwohl es wunderbar war mit dir.«
    »Aha. Damit wäre die Frage meiner latenten männlichen Unsicherheit beantwortet. Sprich weiter.«
    »In aller Kürze: Madame d’Ortolan ist eine Bedrohung nicht nur für den guten Ruf des Konzerns. Zusammen mit ihren Komplizen im Zentralrat des Transitionsamts wird sie uns ins Verderben führen. Sie ist eine Gefahr für die Existenz der Expédience, oder schlimmer, wenn es nicht so ist und sie die wahren Interessen des Konzerns vertritt, dann beweisen ihre Handlungen und aktuellen Absichten ohne den geringsten Zweifel, dass die Expédience selbst eine Kraft des Bösen ist, die aufgehalten, bekämpft, zu Fall gebracht und wenn möglich ersetzt werden muss. Doch egal, was nach ihr kommen wird, sie muss überwunden und unschädlich gemacht werden. Außerdem gibt es möglicherweise Geheimpläne, die nur dem Zentralrat und vielleicht nicht einmal all seinen Mitgliedern bekannt sind, Pläne, an deren Ausführung wir - oder zumindest du und deine Kollegen, da ich ja nicht mehr zu euch gehöre - unwissentlich mitwirken. Diese Pläne müssen geheim bleiben, weil sie auf etwas abzielen, das die Menschen vollkommen ablehnen und sie vielleicht sogar zu gewaltsamen Erhebungen veranlassen würde, wenn sie davon erfahren würden.«
    Ich dachte über ihre Worte nach. »Ist das alles?«
    »Fürs Erste reicht es, findest du nicht?«
    »Das war ironisch gemeint.«
    »Ich weiß. Eine ironische Antwort auf eine ironische Bemerkung.« Sie deutete. »Wir müssen wieder setzen.« Wir platzierten unsere Jetons.
    »Hast du irgendwelche Beweise für diese Anschuldigungen?«
    »Nichts, was du akzeptieren würdest. Nichts, was dich empirisch überzeugen könnte.«
    Ich wandte ihr das Gesicht zu. »Und was hat dich überzeugt? Zuerst bist du die Dozentin Mrs. M; ein bisschen widerspenstig und einzelgängerisch, trotzdem ein Star im Lehrbetrieb, dem Gerüchten zufolge eine große Karriere bevorsteht; und dann auf einmal bist du eine Art Banditenkönigin. Geächtet und überall gesucht.«
    »Überall gesucht«, stimmte sie zu, »aber nirgends willkommen.«
    »Also, was ist passiert?«
    Sie zögerte, und ihr Blick huschte rastlos über den Tisch. »Willst du das wirklich wissen?«
    »Ja, ich glaube schon. Warum, werde ich die Frage bedauern?«
    Wieder ein völlig untypisches Zaudern. Seufzend warf sie einen Chip auf ein Quadrat in ihrer Nähe und lehnte sich zurück. Ich legte mehrere Chips auf ein anderes Feld. Sie fixierte unverwandt den Tisch, während sie sprach. Ich musste mich weit

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