Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
Vom Netzwerk:
Riss im Glas der Spiegel unversehrt geblieben war. Seine Gesichtsfarbe war vielleicht etwas blass, aber ansonsten sah er munterer aus, als er nach dem Erlebten eigentlich erwartet hätte.
    Vorsichtig wickelte er den Spiegel schließlich in ein Stück Tuch ein und verstaute ihn gedankenverloren in seinem Rucksack.
    Um sie herum war dichter Wald, aber seltsamerweise schien auf diesem mysteriösen Steinquader nie ein Baum oder Strauch fußgefasst zu haben, es wirkte auch nicht so, als hätte jemand Buschwerk entfernen müssen.
    Tyark konnte nur spärliche Moose oder Flechten ausmachen, dazwischen lagen einige vertrocknete tote Insekten. Auch Zaja fiel dieser Umstand auf und beide stimmten überein, dass dies sicherlich mit den unheimlichen Eigenschaften des Steines zusammenhängen musste.
    Immer wieder blickte sich Tyark verstohlen um, doch die große Wölfin konnte er nirgends entdecken sehen, auch wenn es ihm so vorkam, als spüre er ihre tiefen, gelben Augen förmlich auf sich ruhen.
    Neben sich stöhnte Zaja: »Au... ich habe schon die ganze Zeit Kopfschmerzen! Und was für welche!«
    Sie rieb sich die Schläfen. Dann schreckte sie plötzlich auf und sagte mit glasigen Augen: »Warte... ich fange an, mich an den Kampf in der Festung zu erinnern. Aber da war kein Monster, Tyark. Da war nur diese... Frau erinnern. Aber keine menschliche Frau! Sie sah aus wie eine der Großen Alten! Habe ich wirklich einen der Großen Alten gesehen?«, zweifelnd blickte sie Tyark an und rieb sich schmerzverzerrt die Schläfen. »Etwas war komisch... ich... ich habe sie in meinem Kopf gehört, sie hat mir Dinge versprochen... ich...«
    Tyark nahm sie rasch in die Arme und sagte leise: »Nein Zaja. Das war keiner der Großen Alten, es war nicht einmal eine Frau. Ich habe sie gesehen. Ich meine, wie sie wirklich aussieht. Sie... ist etwas anders. Ein Dämon. Sie vermag es irgendwie, den Geist der Menschen zu vernebeln.«
    Zaja schüttelte verwirrt den Kopf und schwieg eine Weile. Dann seufzte sie und sagte wie zu sich selbst: »Ich will mich überhaupt nicht erinnern, Tyark. Was du mir vorhin erzählst hast, war schlimm genug. Ich will nicht wissen, was ich da untern erlebt habe...«
    Gedankenverloren spielte sie mit dem Kiesel in ihrer Hand. »Also ist es Jobdan zu verdanken, dass wir noch leben? Weil er den letzten dieser Steine von dem Steinquader entfernt hat?«
    Tyark nickte, griff in seine Tasche und umfasste die vier Kiesel, die so fest mit dem Felsboden der Halle verwachsen waren. Lächerlich klein und matt lagen sie in seiner Hand. Allen gemeinsam war ein kleiner, roter Einschluss, der etwa in der Mitte des Kiesels lag.
    Er hörte Zaja murmeln: »Wie seltsam – dass so kleine Dinge so große Macht haben können...«
    Tyark griff in seine Tasche und holte den Anhänger heraus, den er von der Leiche Rynns heruntergeschnitten hatte. Er hielt ihn Zaja entgegen, die sogleich ein Stück zurückzuckte. »Den hier hatte Rynn um seinen Hals. Ich denke, sie braucht diese Steine irgendwie, um Macht auszuüben. Vielleicht, wenn sie Menschen dauerhaft beeinflussen will?«
    Zaja warf einen ängstlichen Blick auf den schwarzen sein und fragte leise: »Du hast berichtet, dass auch der Wolf in deinem Traum einen solchen, hm, Anhänger hatte. Meinst du, Pereo hatte ebenfalls einen?«
    Tyark kniff die Lippen zusammen und antwortete: »Ich habe keinen gesehen... aber wenn Pereo von Anfang an vorhatte, uns zu verraten, wird er seinen Anhänger versteckt haben. Und außerdem hat die Frau... diese Kreatur mir gesagt, dass Pereo nur ein Werkzeug sei, das ihr gesandt wurde.«
    Zaja blickte ihn mit großen Augen an. »Also ist hier noch eine andere Macht am Werk? Etwas, dem dieses... Ding in der Festung... dient ? Bei den Alten!«
    Zaja blickte ihn dunkel an und sah dann mit leerem Blick in den Wald. »Die Kinder waren nicht dort. Dann hat Rynn sie also doch entführt und in diese Festung verschleppt. Aber was geschah dort? Hat er die Kinder ihr gegeben? Als ein Geschenk?«
    Tyark schluckte, für einen kurzen Moment sah er vor seinem inneren Auge ihre Haut – nein, ihre Rüstung flüsterte es in ihm – angefertigt aus Hautstücken, die nur zu Kindern passen konnten. Wieder wäre er froh darum gewesen, wenn die Erinnerung daran einfach in den Untiefen seiner Erinnerung verschwunden wäre. »Vielleicht waren sie tatsächlich ein Geschenk für...sie. Ich...mir kommt es fast so vor, als hätte sie die Kinder gebraucht, um in diese Welt treten zu können.

Weitere Kostenlose Bücher