Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
ist, einen unsterblichen Gott zu amüsieren?
Die Köpfe kicherten, einige schnitten Grimassen, manche streckten blutige Zungen heraus, andere prusteten Blut. Tyark schwieg benommen.
Die Stimme erklärte süffisant: Ja, es war ein wirklich amüsantes Erlebnis, ja, das muss man sagen. Und sehr menschlich, möchte ich hinzufügen. So tragisch, diese Geschichte mit der Frau, die du Noijana nennst, wirklich! So mancher eurer Dichter hätte es sich nur schwerlich besser ausdenken können... und so kam es, wie es gekommen ist: Ein dunkles Übel gelangte auf die Welt zurück und nagt an ihren Fundamenten...
Das folgende Kichern der Stimme klang geradezu monströs und Tyark bekam eine kurze, grauenvolle Ahnung der Entität hinter der Stimme in seinem Kopf. Die Köpfe schwiegen still mit weit aufgerissenen Augen, die Münder in Schrecken aufgerissen. Tyark schluckte und nach einer Weile sagte er leise: »Was willst du von mir? Warum bin ich hier?«
Die Stimme antwortete in einem freundlichen Tonfall, der sich dennoch anfühlte wie flüssiges Eis: Ich will dir helfen, Tyark! Denn du wirst meinem Kind das bringen, was zu erfahren ihm eigentlich nicht vergönnt ist: Wunderbare, süße Vergessenheit.
Die Stimme klang für einen Moment seltsam fern.
Den Tod, Tyark. Die Auflösung jeglichen Verstandes und das Aufgehen in der einzigen, großen Leere des Kosmos. Es ist das fürstliche Geschenk eines Vaters an sein Kind. Großzügig, nicht wahr?
Tyark schüttelte entsetzt den Kopf und rief wütend in die Leere um ihn herum: »Das...das ist alles nur ein großes Spiel für dich, nicht wahr? Ein perverses, widerliches Spiel und ich bin nur eine Figur auf deinem Spielbrett!«
Die Sterne begannen leise zu verblassen, der Berg von Köpfen zerfloss langsam in eine Brühe aus Blut, Knochen, Hirnmasse und Schwärze und verschwand dann ebenfalls langsam.
In der leise klingenden Stimme lag ein grausamer und unfassbarer Humor, als sie weitersprach: Sagte dein menschlicher Vater nicht auch einmal, dass das Leben nichts weiter ist, als eine Partie Lakra? Ich werde sogar noch weiter gehen. Der ganze Kosmos ist ein Spiel. Aber eines, das bereits vor langer Zeit begonnen hat, mich zu erschöpfen. Kannst du dir überhaupt vorstellen, wie ermüdend es ist, euch bei den gleichen, immer und immer wiederkehrenden, langweiligen und dummen Fehlern zu beobachten? Wie ihr euch immer nur um dieselben banalen und bedeutungslosen Dinge streitet? Es ermüdet mich so sehr...
Eine Welle von Ekel schien zwischen den Köpfen vor Tyark hindurchzusickern wie Blut. Abgrundtief hallte es durch Tyarks Kopf. Tyark vergaß all seine Angst und brüllte die Schwärze zornig an, die ihn nun fast vollständig umgab. »Hör auf, mich auszulachen, du verdammter Dämon! Zeige dich! Hör auf, dich vor mir zu verstecken!«
Die Stimme klang milde. Wenn ich mich dir jetzt zeigte, würde dein kleiner Verstand in tausend Scherben zerbersten, Mensch. Und das wäre...unpraktisch.
Die Stimme kicherte süffisant. Nein, du bist für Größeres bestimmt worden, Tyark. Eine schicksalhafte Gabe ist in dir erwacht - doch ob du ihrer würdig bist, wird sich noch erweisen müssen. Du hast sie bereits gespürt, als du dachtest, dich auf dem Weg durch die Grate verlaufen zu haben. Denn du hast dich nicht verlaufen - du hast mein Kind gespürt, Tyark, und du hast... seine Fährte aufgenommen. Koste die Macht, die in deinen Adern pulsiert! Lass sie wachsen! Spüre, wie wertvoll du bist...
Tyark trat wütend einige Schritte auf den Berg aus Köpfen zu, instinktiv spürte er, wie etwas dort oben war, auf diesem Thron aus Gold. Etwas, in dessen Augen nur Unendlichkeit lag, so unendlich tief und leer wie der Kosmos selbst.
Er rief: »Von welcher Gabe redest du, Dämon? Welche Macht?«
Er spuckte aus und schrie halb besinnungslos vor Zorn: »Deine Worte sind wie Gift, Dämon! Niemals werde ich tun, was du mir aufträgst!«
Ein leises, wissendes Lächeln schien in der Stimme zu liegen, als sie ein letztes Mal durch seinen Kopf schwebte: Verzweifle nicht. Du wirst mich besser verstehen, wenn wir uns das nächste Mal wiedersehen. Wenn die Gabe in dir vollständig erwacht ist und du begriffen hast, in welche Abgründe mein Kind die Menschheit zu stoßen droht. --Ja, dein Herz wird verstehen, wenn du die Tränen gefunden hast...
Tyark stutzte und rief dann in den mittlerweile sternenlosen, vollkommen schwarzen Raum um ihn herum: »Was für Tränen? Wovon redest du, verfluchter Dämon? Was ist
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