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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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das für ein Spiel, das du da treibst?!«
    Doch die Stimme antwortete nicht mehr.
    Langsam begann die groteske Welt um ihn herum dunkler zu werden. Panisch stolperte Tyark in die Mitte der Plattform, deren Ränder sich bereits lautlos auflösten. Auch der Berg der Köpfe schien langsam in eine Masse aus Fleisch und Knochen zu zerfließen und in den unendlichen Raum darunter zu tropfen.
    Das irre Geschrei der Köpfe verschwand bizarr verzerrt aus seinem Kopf. Halb betäubt bemerkte Tyark, dass auch er Boden unter seinen Füßen nun durchsichtig wurde und bald kaum noch zu sehen war. Gerade als auch die letzten Steine unter ihm verschwanden und er in die Unendlichkeit fiel, rief er noch: »Ich werde zurückkommen! Und dann werde ich dich eigenhändig töten, egal wie!«

    Stille war die einzige Antwort.

VON MENSCHEN UND DÄMONEN

    K alte Regentropfen zerplatzten in Tyarks Gesicht und er spürte, wie eine raue Zunge ihm über das Gesicht leckte. Der Geruch nach wildem Tier stieg ihm in die Nase. Sein immer noch halb betäubter Verstand drohte, in Panik auszubrechen. War dieser Dämon wieder in seiner Nähe? War er ihm gefolgt? Er brauchte einige Augenblicke, bis er die Lähmung überwinden konnte und seine Augen aufschlug.
    Ein gequälter Schrei des Entsetzens quoll aus seiner Kehle, als er direkt in die Schnauze eines großen, schwarzen Wolfes blickte.
    Als das Tier bemerkte, dass Tyark wach wurde, zuckte es zurück und trabte an den Rand des nahegelegenen Unterholzes, von wo aus es Tyark aufmerksam beobachtete. Mühsam hob Tyark seinen Kopf und blickte dem Tier verwirrt hinterher. Erst jetzt erkannte er die Wölfin. Doch lag nun keine seelenlose Bosheit in ihrem Blick - keine wilde, besinnungslose Raserei. es erschien ihm vielmehr, als könnte er so etwas wie Dankbarkeit in ihren gelben Augen erblicken.
    Die Wölfin hechelte, fast schien sie zu grinsen. Tyark beobachtete unsicher ihre mächtigen Flanken und ihr dichtes, schwarzes Fell, in dem sich einzelne weiße Haare zeigten. Wie alt mochte sie sein? Oder war sie etwa das, was Pereo vor einiger Zeit als Ingrimm bezeichnet hatte?
    Der Gedanke an den Verrat durch Pereo durchzuckte Tyark wie ein Blitz und kurz schien sich der dichte Wald um ihn herum zu drehen. Als ob sie seine Gedanken gehört hätte, gab die Wölfin ein leises, maulendes Geräusch von sich und zog sich in den Schatten des dämmrigen Waldes zurück.
    Betäubt tastete Tyark an die Wunde an seinem Bauch – und stellte überrascht fest, dass sie verheilt war. Nur eine schmale Narbe zeugte noch davon, dass sie jemals dagewesen war. Dann durchzuckten schreckliche Erinnerungen seinen Geist – und noch einmal sah er diese furchtbare Felsnadel aus Schädeln vor sich. Und er spürte nochmals das lähmende Gefühl, vollkommen allein in der Unendlichkeit zu sein.
    Er blickte sich verstört um – und erst jetzt bemerkte er, dass neben ihm Zaja lag.
    »Zaja! Zaja, wach auf!«
    Tyark griff vorsichtig nach ihrem Kopf. Ein Stöhnen ging von ihr aus, dann begannen ihre Augenlieder zu flattern und Tyark konnte kurz das Weiß ihrer Augen sehen. Geronnenes Blut war unter ihrer Nase zu sehen, auch an ihren Augenwinkeln waren getrocknete, rote Tränen zu sehen.
    Vorsichtig nahm er Zaja in den Arm und mit seinem Ärmel wischte er ihr das Blut aus dem Gesicht. Sein Herz war voll panischer Angst, dass Zaja diesen Tag nicht überleben würde. Sie murmelte einige unzusammenhängende Sätze und Tyark spürte instinktiv, dass ihr Geist vollkommen durcheinander war. Hing dies vielleicht mit der Reise durch dieses seltsame Wasser zusammen?
    Zaja zuckte plötzlich zusammen, Schaum bildete quoll aus ihrem Mund. Tyark spürte, wie Tränen in seine Augen schossen.
    Er nahm die zarte Frau in die Arme und drückte sie fest an sich. Behutsam redete er auf sie ein und wartete, bis ihre Zuckungen irgendwann schwächer wurden. Inbrünstig betete er zu den Großen Alten, bat sie darum, ihren Geist langsam wieder in diese Welt hinüberzuführen. Denn Tyark wusste, dass sie verloren wäre, wenn dies nicht gelänge.
    Die Dämmerung war längst zur Nacht geworden, als Zaja endlich langsam ruhiger wurde und eingeschlafen schien. Tyark blickte sich um, aber in der Schwärze des Waldes war die Wölfin nirgendwo mehr zu sehen. Lange wachte er über Zajas Schlaf und bemerkte nicht, dass auch er irgendwann einschlief.

    Ein kleiner Vogel weckte Tyark am nächsten Morgen wieder auf, als dieser versuchte, an seinem Rucksack zu zupfen, wohl um darin

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