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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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Vielleicht war sie vorher nur in der Lage, in Träumen zu erscheinen? Ich habe dir ja von ihrer...Haut erzählt...«
    Zaja schloss die Augen und Tyark sah, wie sie noch blasser wurde. Ihr Hand wanderte hilflos über die raue Felsoberfläche und fand schließlich die von Tyark, auf der sie lange Zeit warm liegenblieb. Weiße kleine Schmetterlinge tanzen um sie in der von sommerlichen Düften geschwängerten Luft herum, so als ob nichts geschehen wäre.
    Sie brauchte nicht lange, um sich zu entscheiden, diesen merkwürdigen Stein schnell zu verlassen. Zaja bat die Großen Alten, sie in die richtige Richtung zu führen und dann brachen sie auf.
    Wolkenschleier verfingen sich in den hohen Baumwipfeln und ein kalter, nasser Wind erinnerte sie daran, dass sie ohne Ausrüstung in den Riesengraten umherirrten. Zwar war es noch Spätsommer, aber sie wussten mittlerweile, dass die Natur sich darum meist wenig scherte und sie jederzeit mit kaltem Regen oder sogar Schnee und Eis rechnen mussten. Die ersten Nachtvögel begannen, in der nebeligen Dämmerung zu singen. Der Klang ihres Gesangs hallte unheimlich zwischen den Baumriesen wider.
    Tyark und Zaja fühlten sich unendlich erschöpft und Tyark spürte, wie die entsetzlichen Ereignisse an ihm nagten. Immer wieder sah er das abscheuliche Wesen, dass sie tatsächlich war. Doch dort war noch etwas anders, das ihm zu denken gab, das wurde ihm immer klarer. Hatte er nicht einen kurzen Moment noch etwas anderes in ihr gespürt? Etwas, das nicht dahinzugehören schien? Etwas, das seltsam menschlich und geradezu gut gewirkt hatte? Zunächst hatte er es nur für einen Teil ihrer dunklen Magie gehalten, aber je länger er darüber nachdachte, desto sicherer war er, dass dies etwas sein musste, was sie sogar versucht hatte, vor ihm zu verbergen. Neben all dieser Bosheit, der unendlichen Grausamkeit und einer blutigen Schwärze war dort auch etwas anderes zu spüren gewesen – etwas Trauriges, etwas, das ihn geradezu angefleht hatte. Wie ein kleiner, warmer Funke in einem tosenden Eissturm.
    Was mochte das bedeuten? War sie vielleicht mehr, als nur ein scheußlicher Dämon? Heimlich graute es ihm vor dem Gedanken daran, eines Tages zu erfahren, was wirklich hinter dieser Kreatur steckte.
    Irgendwann war es einfach zu dunkel, um weiter durch das Dickicht zu irren. Fröstelnd hatte sich Zaja in ihre Gewandung gewickelt, auch Tyark fror in der frischen Nachtluft.
    Zitternd hatten sie sich an einen aus dem Waldboden ragenden Felsen gesetzt und blickten in den Sternenhimmel, der zwischen den Baumwipfeln zu sehen war. Es brauchte einige Zeit, bis sie sich näher aneinanderrückten, um gemeinsam weniger zu frieren.
    Mit dem Gesicht halb von dem dicken Stoff ihrer Gewandung verborgen sagte Zaja: »Wohin sollen wir nun gehen? Viel mehr Nächte werden wir nicht überstehen... wir haben keinen Führer bei uns – wir wissen nicht einmal, wo wir sind. Es könnte überall in den Graten sein!«
    Tyark nickte stumm und blickte sie lange ins Gesicht, von welchem nur die Silhouette zu sehen war. »Ich weiß es nicht. Wir sollten weiter bergab gehen, das kann ja nicht falsch sein. Vielleicht treffen wir auf jemanden. Wir müssen unbedingt nach Lindburg und dem Fürsten Sturmfels zu Lindburg berichten, was hier vor sich geht! Wir müssen dieses Übel aufhalten, es wird sonst noch mehr Unheil anrichten.«
    Tyark spürte Zajas Blicke auf seinem Gesicht - und trotz aller Kälte spürte er eine wohlige Wärme in seinem Magen aufsteigen. Leise antwortete sie: »Ja, ich weiß. Lass uns zu den Großen Alten beten, das uns das rasch gelingt.«, nach einem kurzen Zögern fügte sie hinzu: »Und Tyark...ich... danke dir von Herzen. Du hast mir in der Festung das Leben gerettet – schon wieder. Ich stehe wirklich tief in deiner Schuld. Für immer.«
    Er spürte ihren Atem nahe an seinem Gesicht. Ihre festen Lippen drückten einen sanften Kuss auf seine Wange. Kurz kam es ihm so vor, als müsse er diesen Kuss erwidern – doch dann war dieser flüchtige Moment bereits fort. Verwirrt zog Tyark seinen Kopf ein und wickelte sich fester in seinen Mantel. Er murmelte verlegen: »Du schuldest mir nichts – ich danke vielmehr dir für alles, was du für mich getan hast! In der Festung hast du mich ja auch gerettet, vor diesem scheußlichen Draugr! Lass uns gemeinsam den Großen Alten für ihre Gnade danken – und sie darum bitten, dass sie uns den rechten Weg zeigen.«
    Zaja stimmte ihm zu und gemeinsam beteten sie lange

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