Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
Eile ein Hemd über. Seine Gedanken kreisten um die Herrin des geheimnisvollen Magierzirkels, von der er bereits so viel gehört hatte. Endlich würden sie mit der Magistra sprechen können! Endlich würde das Grauen, welches sich in den Bergen abgespielt hatte, Gehör finden...der Fürst musste erfahren, was sich in seinen Landen abspielte! Und dann würde er Soldaten schicken und diese Kreatur der Festung würde endgültig erschlagen werden.
Tyark seufzte, als die Gedanken an das Erfahrene Unheil seinen Geist ausfüllten. Dann fiel sein Blick auf eine Krähe, die frech auf dem Dachfürst über ihn hockte. Sie blinzelte ihn aus ihren schwarzen Augen an und krächzte so laut, dass Tyark kurz zusammenfuhr. Mit gerunzelter Stirn blickte er das Tier an, welches mit halb geöffnetem Schnabel einfach nur ruhig dasaß und ihn anblickte. Fast kam es ihm so vor, als grinse sie ihn an. Er bückte sich grimmig und machte sich daran, eine Handvoll Schlamm auf den Vogel zu werfen. Doch als er sich wieder nach oben wandte, war von dem Tier keine Spur mehr zu sehen.
Tyark, Zaja und Goswin stapften eilig durch den Schlamm und Dreck der Stadt. Der Zirkel der Hofmagierin war in einem gesonderten Teil der Stadt untergebracht, direkt gegenüber der prächtigen Basilika des Ordens. Wie Zaja Tyark mit einer gewissen Befriedigung erklärte, war dieses keinesfalls Zufall. Magierzirkel hatten nur einen schmalen Spielraum in der Frage, wie weit sie vom nächsten Gebäude des Ordens entfernt sein durften.
»In Sichtweite müssen sie sein.«, erklärte Goswin beiläufig.
Zaja fuhr fort: »Die Fürsten sind verpflichtet, dem Orden ein Kontingent an Truppen zu überlassen. Diese werden dann für die Zwecke des Ordens eingesetzte – etwa für die Jagd nach Ketzern und Häretikern.«
Mit einem kurzen Seitenblick sagte Goswin: »Oder natürlich Dämonen. Und - falls dies notwendig sein sollte – gegen Magier, die durch die Anwendung ihrer Magie einen Dämon herbeigerufen haben. Aus welchen dunklen Gründen auch immer.«
Seine Augenbrauen zuckten, als er rezitierte: »Ob rotes oder schwarzes Blut – der gerechte Stahl trinkt beides.«
Lächelnd erklärte er: »Dieses Sprichwort habe ich vor einigen Jahren im Zirkel in Grünstein aufgeschnappt. Es erinnert die Magier daran, wer das letzte Wort hat, könnte man sagen.«
Schließlich standen sie vor einem mächtigen, aus dunklem Holz und mit kunstvollen Verzierungen angebrachtem Tor. Zwei mächtige Steinsäulen flankierten das Tor, an ihren oberen Enden waren gehörnte Fratzen angebracht, halb Tier halb Mensch. Ihre langen Zungen schlängelten sich um die Säule darunter – Tyark musste schaudern, als eine Erinnerung an das Ding in der Festung durch seinen Geist huschte.
Der Zirkel selbst war ein dreistöckiges Gebäude, welches aus massiven, grauen Steinen gemauert war. Rötliche Dachschindeln bedeckten die Dächer, ein kleines, turmartiges Gebäude ragte aus der Mitte in den trüben Nachmittagshimmel. Eine hohe Mauer umschloss das rechteckige Gelände, in kleine Aussparungen waren auf Kopfhöhe geheimnisvolle, arkane Symbole und Zeichen angebracht worden.
Goswin griff nach einem der angebrachten Torklopfer. Diese waren aus einem silbrig glänzenden Metall gefertigt und stellen einen Drachenkopf dar, in dessen Schnauze der Klopfring in Form einer Schlange angebracht war. Doch noch bevor Goswin den Griff in der Hand hielt, ging die Tür leise knarzend wie von Geisterhand von alleine auf. Auf Goswins Gesicht erschien ein abschätziger Gesichtsausdruck, noch bevor Tyark sich darüber wundern konnte. Schon kamen drei Soldaten in verzierten Waffenröcken auf sie zu. Der Vorderste hatte die panzerbewehrte Hand abwehrend hochgehoben. »Haltet ein!«
Er hatte rötliche, lange Haare und einen gepflegten Kriegerbart, welcher sein würdiges und bestimmtes Auftreten noch unterstrich. Er mochte vielleicht 40 Jahre alt sein, doch seine Körperhaltung und die flinken, blauen Augen ließen erkennen, dass er von hervorragender körperlicher Verfassung sein musste. Dann schien der Mann Goswin zu erkennen und ließ die Hand sinken.
Er sagte ruhig mit einem angedeuteten Kopfnicken: »Verzeiht, Bruder Goswin. Ich habe Euch nicht sogleich erkannt! Mein Name ist Raphael von Riesburg. Ich bin der Kommandant der Zirkelwache und gehöre zum Fürstenhof des Fürsten Frederick D‘Armais zu Lindburg.«
Tyark musterte die vor ihm stehenden Ritter respektvoll. Sie trugen glänzende Rüstungen und mächtige
Weitere Kostenlose Bücher