Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
Ohnmacht spürte er die Präsenz des Dämons - oder was auch hinter der Maske stecken mochte. Zunächst war er angewidert und wehrte sich mit aller Macht dagegen – doch langsam keimte in ihm der Verdacht, dass er vielleicht zulassen sollte, zu verstehen, was auch immer ihm das Wesen zeigen wollte.
Er schlug die Augen auf und sah einen roten, verbrannten Himmel über sich, Wolken rasten darüber hinweg. Dunkler Staub wehte durch Sturm gepeitscht über ihn und verwehrte jede Sicht auf den Horizont. Tyark konnte nur den Wind heulen hören.
Plötzlich ging er in die Knie, als die Erde unter ihm grollend erzitterte. Panisch klammerte er sich an einem Felsen fest, bis das Zittern erstarb. Mühsam stand er wieder auf und sah die Gestalt neben sich stehen. Die Maske schien gedankenverloren die Gegend um sie herum zu beobachten. Die gepanzerten Arme hatte sie hinter ihrem Rücken verschränkt.
Plötzlich schien der wirbelnde Staub von einer unsichtbaren Kuppel aufgehalten zu werden: Direkt vor Tyark prallten die Staubkörner ab und wirbelten in andere Richtungen davon. Immer weiter schienen die Elemente von einer unsichtbaren Sphäre beiseite gedrängt zu werden, deren Zentrum die Kreatur mit der Maske zu sein schien. Nach einer Weile reichte der freie Bereich bereits bis zu den Ausläufern einer nahegelegenen Bergkette. In der Ferne dahinter zeichneten sich bereits dunkle Objekte ab.
Tyark blickte sich erschrocken um. Um ihn herum schien vollkommene Zerstörung zu herrschen. Nicht nur der Himmel wirkte verbrannt, auch die schwarze Erde unter ihm schien nur noch aus grauer, toter Asche zu bestehen. Alles schien vollkommen tot, er konnte nicht einmal kleinste Pflanzen ausmachen, nicht das winzigste Insekt schien hier leben zu können.
Verwirrt und zornig sprach er die Gestalt vor ihm an: »Wo auf Teanna sind wir hier Dämon? Sind das die Westlichen Ebenen? Die unbekannten Gefilde hinter dem Eismeer? Wo sind die Großen Alten?! Ich dachte, ich würde sie treffen! Was ist das wieder für ein Spiel!«
Die Gestalt vor ihm wandte sich langsam um. Auf der goldenen Maske lag ein unbestimmter Ausdruck, den Tyark nicht einordnen konnte. Leise hallte die Stimme durch seinen Geist.
Nun, ich habe mein Versprechen gehalten, Tyark. Ich spiele nicht. Dies ist nicht Teanna, auch wenn dieser Ort tatsächlich einst große Ähnlichkeit mit deiner heutigen Heimat hatte. Wir sind dort, wo deine Großen Alten einst hergekommen sind. Vor unendlich langer Zeit.
Wo sie jetzt noch immer sind...
Geräuschlos streckte die Gestalt ihren gepanzerten Arm aus und zeigte auf etwas, das vor ihnen in der Einöde lag. Tyark spürte ein würgen in der Kehle, als sein Blick der Geste der Gestalt folgte.
Vor ihnen im Schatten unter dem brennenden Himmel lag etwas, dass Tyark zunächst für Ausläufer des Gebirges vor ihm gehalten hatte. Doch dann sah er, dass einige dieser dunklen Felsen irgendwie unnatürlich aussahen. Dann begriff er, was dort etwas Gewaltiges in dieser staubigen Wüste des Todes lag. Es waren die uralten, dunklen Gerippe einer gewaltigen Stadt, die sich über den ganzen Horizont erstreckte. Einer Stadt, die größer war als alles, Tyark jemals gesehen hatte oder jemals hätte ausmalen können. Und sie musste uralt sein.
Plötzlich kam erneuter Wind auf, der über einer großen Kluft wirbelte. Der Wind verstärkte sich weiter zu einem Orkan und in dem Tosen der Elemente konnte Tyark nicht einmal sein eigenes Schreien hören.
Gewaltige Mengen an Staub und Erde wurden hinfort gerissen. Dann sah Tyark benommen, wie aus Asche und Staub langsam ausgebleichte, menschliche Knochen auftauchten. Zunächst waren es nur wenige Schädel und Rippen und er dachte verwirrt, dass der Wind einen Friedhof aufgewirbelt haben musste. Doch dann wurden es immer mehr und mehr Knochen. Als sich der Wirbelwind so plötzlich legte, wie er begonnen hatte, erstarrte Tyark und nur mit Mühe konnte er sich auf den Beinen halten. Vor ihm erhob sich ein bleiches Meer aus Knochen aus der toten, verbrannten Erde. Hunderte, Tausende, Hunderttausende - unzählige Knochen erhoben sich aus dem Staub. Der Wind hatte keinen Friedhof freigelegt - dies war ein Massengrab von einem Ausmaß, wie es sich Tyark niemals hätte vorstellen können.
Verzweiflung und Grauen tobten in Tyarks Verstand, nur mühsam konnte er sich zwingen, nicht zusammenzusinken und auf der Stelle zu zerbrechen. Er ahnte dumpf, was er hier sah. Die Stimme in seinem Kopf klang seltsam fern, als sie sich
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