Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
und stand mühevoll auf, sein nutzloses Schwert blieb auf den Steinen liegen. Er sagte schwach: »Ich habe es gesehen. In den Träumen, welche die Medusa... Noijana mir geschickt hat. Es ist dieser Kubus, nicht wahr? Adaque hat ihn gefunden, als Kind.«
Ja. Ein ärgerlicher... Zufall...
Tyarks Stimme stockte und er brauchte eine Weile, um fortzufahren.
Die Gestalt verharrte regungslos wie ein Standbild, ein gespanntes Warten schien den Raum zu erfüllen. »Adaque hat schließlich ihre eigene Schwester verraten und damit einen Dämon beschworen. Die Medusa.«
Die Gestalt faltete die gepanzerten Hände vor der Brust. Die Stimmte klang nun mitfühlend.
Ich sehe, langsam verstehst du. Du begreifst endlich, weshalb sich Adaque gezwungen sah, dieses... Leid ihrer eigenen Schwester zuzufügen?
Tyark nickte erneut. Er verstand nun in schrecklicher Klarheit. Er sagte bitter: »Wie kann man eine Medusa zum Weinen bringen? Ein Dämon weint doch nicht...«
Er schluckte und lachte bitter auf. »Es sei denn, ein Teil dieses Dämons ist noch ein Mensch, der über den Verrat so unendlich entsetzt ist, dass er auch dann noch Trauer empfindet, wenn dabei ist, zu einem Dämon zu werden.«
Tyark blickte die Maske an, welche vollkommen ausdruckslos zurückstarrte. Die Gestalt hob schließlich einen gepanzerten Zeigefinger - auf der starren Maske schien eine Spur anerkennenden Lächelns zu liegen.
Endlich beginnst du zu begreifen. Und du begreifst langsam, wie tief Adaques Verrat wirklich geht. Der scheußliche Mord an ihrer eigenen Schwester war doch nur ein notwendiger, kleiner Schritt auf dem Weg zu ihrer eigenen, endgültigen Katharsis. Schon vor ihrer Schwester hat sie unzählige andere verraten - begonnen mit sich selbst, gefolgt von ihrem eigenen Fleisch und Blut.
Adaque selbst gibt es nicht mehr. Ihre dunkle Seele verband sich mit der Opferung ihrer Schwester untrennbar und für alle Zeiten mit der meines Kindes. Ihr Pakt ist nicht mehr zu lösen und wird seinen Tribut fordern. Das was du Adaque nennst, ist nun nichts anderes als eine leere Chimäre. Eine liebende, alles verschlingende Umarmung aus Fleisch, Hass, Zorn und dem, was dein Geist noch nur als Dunkelheit verstehen kann.
Grauen erfasste Tyark. Leise fragte er die Gestalt: »Die Tränen, Dämon. Für was brauchen Adaque und dein Kind die Tränen? Für was sind sie gut?!«
Die Gestalt antwortete nicht sofort, sondern wandte sich den Köpfen zu, welche sofort zu wimmern begannen.
Beide, Adaque und mein Kind, planen in der Tat, das Zeitalter der Magie einzuläuten. Und den Schlüssel dazu meint Adaque in den Tränen der Medusa gefunden zu haben. Denn diese Tränen können ihr helfen, etwas dem Tod zu entreißen. Etwas, das schon so lange in den kalten Klauen des Vergessens ruht, dass sich keiner mehr daran erinnern kann...
Die Stimme klang plötzlich lauernd.
Doch sie ahnt nicht einmal, dass auch sie letztlich nur ein Werkzeug ist und benutzt wird...
Tyark schüttelte verwirrt den Kopf. Er sagte aufgebracht: »Hör endlich auf in Rätseln zu sprechen, du Scheusal! Was meinst du damit? Was wird Adaque tun?«
Die Stimme gluckste gelangweilt, ohne dass sich die Gestalt vor Tyark bewegte.
Auch die Köpfe auf dem Berg lachten blutige Tränen, regten ihre schwarzen Zungen, bissen sich gegenseitig. Und waren dann wieder von einem Moment auf den anderen still und ängstlich.
Was Adaque plant und was sie tatsächlich tun wird, ist tatsächlich seit... deinem Auftauchen in diesem Spiel nicht mehr festgeschrieben. Denn Adaque hat in ihrer Hybris und ihrer blinden Raserei den Fehler gemacht, ihre Gegner... zu unterschätzen. Der Widerstand der Menschen war größer, als sie in ihrer Verachtung antizipierte. Und sie konnte auch nicht alle Magier überzeugen, dass es sie doch sind, denen der Weltenthron zustehe. Diese...Komplikationen können gut für dich sein, Tyark - oder auch nicht. Das Rad des Schicksals steht still, bereit auf die eine oder andere Seite auszuschlagen.
Aber noch viel wichtiger für dich wird sein, was tatsächlich mein anderes Kind heimlich plant. Denn noch immer ist es geschwächt von seiner letzten, großen Schlacht und den Jahrtausenden des Hungers. Doch nährt es sich mit jedem Tag, den es in Adaque verbringen kann. Und es wird wachsen, Tyark, es wird. Und es dürstet nach dem Tag, an dem es auf Teanna wiedergeboren werden wird. Und dann wird es niemand anderen neben sich dulden können...
Tyark schüttelte halb betäubt den Kopf. »Was
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