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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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selbst diese Urgewalt wurde schließlich von euch besiegt. Eure Belohnung war ein Geschenk, das tief im Bauch des Ungetüms scheinbar nur auf euch gewartet hatte...
    Auf dem Zenit eurer Evolution gelang die größte Macht des Kosmos in eure Hände! Eine Macht, deren einziges, universales und gewaltiges Versprechen es war, jeden Gedanken Wirklichkeit werden lassen konnte! Kannst du dir das überhaupt vorstellen, mein Kind? Ihr fandet also das, von dem ihr schon immer geträumt hattet. Es war nicht weniger als die Verlockung auf das Ende jeglichen Schmerzes und jeglicher Angst. Die Verlockung auf das Paradies! O meine Kinder! Wie nah ward ihr der Vollendung! So nah...
    Die Stimme schien zu verhallen und einige Zeit lang sagte die Gestalt nichts. Dann schien die Erde um Tyark zu beben und vor ihm schoss etwas Dunkles aus der Erde und blieb vor ihm in der Luft schwebend stehen. Es war ein kleiner, dunkler Kubus, in dem sich Schatten zu bewegen schienen. Es war der Kubus, den Tyark in einem grauenhaften Traum gesehen hatte. Der Kubus, den der dämonische Herrscher in seiner Hand gehalten hatte.
    Ja, mein Kind. Es ist der Kubus. Und ihr fandet nicht nur einen. Zwölf dieser Kuben waren die Belohnung für eure Mühen – und gleichzeitig die letzte Prüfung. Die wichtigste aller Prüfungen, an euer Geist schließlich scheitern musste.
    Nein, es dauerte nicht lange, bis die ersten von euch begriffen, was sie sich wünschten sollten. Was sie sich wünschen mussten! Sie wünschten sich selbst Macht, wie sie der Kubus hatte. Und sie bekamen sie. Sie ging ihnen ins Blut über und strömt noch heute durch eure armen Seelen. Diese Macht kennst du, Tyark - ihr nennt sie heute wie damals Magie.
    Ja, ihr hättet die mächtigsten, Herrscher des Kosmos sein können, so wie sich das eure Dichter, Philosophen und Forscher einst erdacht hatten. Und doch lag bereits in diesen Gedanken der Keim für euren Untergang. Denn ihr begriffet nicht, dass das Versprechen dieser geheimnisvollen Macht tatsächlich eine Prüfung eures Geistes war. Und so war es wieder eure verhängnisvolle Natur, die euch ins Straucheln brachte.
    Eure Natur, die euch stets wie ein Schatten begleitet hat. Unleugbar, lauernd, jederzeit bereit zum Sprung. Und nun, entfesselt, konnte sie nicht mehr aufgehalten werden. Ihr versagtet bei diesem letzten, entscheidenden Test der Menschheit, mein Kind – und der Preis dafür war hoch. Die Macht der Kuben wog euch auf und ihr wurdet schon bald für zu leicht befunden. Ich war dabei Kind, ich habe alles beobachtet...
    Tyark sah vor sich wieder das Tal, in dem er zu Anfang gestanden hatte. Im nächsten Moment begann vor seinen Augen ein gewaltiger, unverständlicher Krieg zu wüten. Ein Krieg mit unvorstellbaren, furchtbaren Waffen und einer entfesselten, grausamen Magie. Ein Krieg, der Milliarden tötete, der die Erde bis in tiefste Tiefen verbrannte und der schließlich sogar den Himmel entzündete und jegliches Leben in dieser Welt für immer auslöschte.
    Tonlos fuhr die Stimme fort.
    Wenn man kraft seiner Gedanken quasi unbezwingbar werden kann – welche Grenzen gibt es dann noch? Wer soll darüber wachen, was noch richtig und was falsch ist?
    Du musst wissen, mein Kind, jeder Mensch trägt einen Schatten in sich. Eine dunkle Seite, die alles Destruktive, alles Niederträchtige, alles Boshafte verkörpert. Den meisten von euch gelingt es zeitlebens mehr oder weniger gut, den eigenen Schatten nur von Zeit zu Zeit sein Werk verrichten zu lassen und seinen Versuchungen sonst nicht nachzugeben.
    Doch mit der Macht, die euch zuteilwurde, gelang dies nicht mehr. Eure verborgensten, tiefsten Ängste und geheimsten Gedanken wurden Wirklichkeit! Wurden lebendig! Und überlebten als bösartige, zerstörerische Kreaturen sogar ihre eigenen Schöpfer. Sie wurden zu lebendigen, schrecklichen Wesen aus purer Angst, die nur darauf lauern, wieder auf eure Welt zu gelangen. Um dort ihre eigenen Götter zu treffen und ihnen das Fleisch von den Knochen zu reißen...
    Tyark taumelte und er hatte das Gefühl, in ein unendlich tiefes Loch zu fallen. Leise stammelte er: »Du...du meinst die Dämonen! Du willst damit sagen, dass wir sie selbst erschaffen haben?! Durch Magie! Vor langer Zeit... nein...das kann ich einfach nicht glauben...! Das will ich nicht glauben!«
    Etwas Nachsichtiges, fast Trauriges schwang in der Stimme mit.
    Was ihr Menschen wollt und was ihr dann tatsächlich tut, sind oft so sehr gegensätzliche Dinge. Und doch kann ich

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