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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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sanft um seinen Geist wand.
    Hier liegen sie, deine Götter, mein armes Kind. Oder vielmehr das, was von ihnen übrig ist. Wir sind hier an einem Ort, der einst das Zentrum ihrer Zivilisation war. Größer als alles, was sich dein Geist überhaupt vorstellen kann. Deiner Zeit so unendlich weit voraus und doch stets so schicksalhaft nahe an den ersten Menschen, die diese Welt vor Urzeiten betraten.
    Tränen rannen Tyarks Wangen runter, während er auf die Einöde vor ihm starrte, die nur noch ein einziges, gewaltiges Grab war. Er spürte instinktiv, dass das, was ihm die Kreatur neben sich zeigte, kein Trugbild war. Es war keine Lüge, keine Scharade. Es war die blanke, entsetzliche und grauenhafte Wirklichkeit, die seinen Geist zu zermalmen drohte.
    Ein dumpfes Grollen ließ die Erde unter Tyark erneut erzittern. Irgendwo fielen Steine mit einem dumpfen Geräusch herunter.
    Leise antwortete er: »Du willst mir sagen, dass es keine Großen Alten mehr gibt. Dass sie... Menschen sind... waren wie ich. Und das hier soll ihre...Ruhestätte sein, nicht wahr?«
    Die Stimme schien sich im Heulen des Windes zu verlieren, als sie antwortete.
    Du weißt, dass ich die Wahrheit sage. Du hast es selbst gesehen! In deinen Träumen!
    Betäubt erinnerte sich Tyark. Er erinnerte sich an seine Träume, die er vor so langer Zeit gehabt hatte. Er sah den dunklen Herrscher durch die einst so fruchtbare Welt streifen – es war diese Welt gewesen, die er gesehen hatte. Er sah den Krieg, der hier getobt hatte. Der Krieg, der zuletzt den Himmel entzündet hatte.
    Tyark nickte schwach.
    Ja, du erinnerst dich endlich. Lass dir berichten, was es mit deinen Großen Alten auf sich hat, mein Kind. Lass mich deinen Geist von den Fesseln der Ignoranz und Unwissenheit befreien! Lass mein Licht in deinen Geist scheinen...
    Die Gestalt trat an Tyark heran und ergriff erstaunlich sanft seine beiden Schultern, welche vor Kälte sofort taub wurden. Die goldene Maske schwebte ausdruckslos direkt von seinem Gesicht, als die Stimme tonlos fortfuhr.
    Dein Geschlecht hat nicht immer auf Teanna gelebt. Vor den Zeitaltern hattet ihr euren Ursprung hier, während Teanna nicht mehr als eine leblose, rote Steinwüste war. Ihr hattet auch einen Namen für diesen Ort, der dir aber nichts mehr sagt... einen toten Namen in einer toten Sprache, die bereits seit Äonen von niemandem mehr gesprochen wird. Von der euch nur einzelne Fragmente erhalten sind.
    Bilder blitzen vor Tyarks Geist auf. Er sah grüne, dichte Wälder. Blaue, tiefe Ozeane. Städte, so hell und weit bis zum Horizont. Und Menschen. Millionen von ihnen.
    Ihr erlebtet eine Zeit wunderbarer Prosperität, Tyark! Ihr konntet aus dem scheinbaren Nichts Dinge erschaffen. Und selbst der Kosmos wurde schließlich von euren Sternenschiffen befahren. So wurde auch Teanna eines Tages von euch erobert und die leblose Wüste, die deine Welt einst vollkommen bedeckte, wandelte sich mit der Zeit in fruchtbare Äcker, Meere und Wälder. Das Aufsteigen aus dem Staub der eigenen Genesis und die Schöpfung eines neuen, großen Kosmos, Tyark! Das war die Kulmination eures Genies. Der Höhepunkt eurer Entwicklung, eurer ganzen Kraft!
    Schwach fragte Tyark eine Frage in die Dunkelheit, deren Antwort er bereits in seinem Inneren ahnte: »Was ist geschehen? Was ist mit uns geschehen, Dämon?«
    Die Gestalt ließ ihn los und trat einige Schritte zurück. Eine Hälfte der Maske schien sardonisch zu lächeln, während im anderen in dumpfer Trauer zu liegen schien.
    Es war so tragisch wie unvermeidbar, Tyark. All eure Entwicklung, all euren Erfindungen konnten nur kaschieren, was ihr unter einer dünnen Kruste aus Kultur immer gewesen ward: Primitive Raubtiere, die für einen persönlichen Vorteil alles tun würden. Und der Kosmos testete euch, Tyark!
    Wirre, unverständliche Bilder durchzuckten Tyarks Geist. Er sah einen großen Schatten durch unendlich scheinende Tiefen eines Sternenmeeres gleiten. Nur langsam begriff er, dass dies eines der Sternenschiffe sein musste, von welchem die Maske gesprochen hatte. Es glitt stumm und majestätisch auf etwas zu, das Tyark nur als unendliche Dunkelheit wahrnahm und das selbst das Licht zu fressen schien. Obwohl er nicht verstand, was er sah, verspürte er instinktiv Angst vor diesem stillen, schwarzen Monster.
    Eurem Schicksal begegnetet ihr schließlich auf einer eurer kosmischen Sternenreisen. Ihr fandet ein dunkles, alles verschlingendes Monster, irgendwo in der Tiefe des Kosmos. Doch

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