Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
heiter, als sie wie eine Brise umherzuschweben schien.
Was hast du zu verlieren, Menschlein? Wenn ich dich töten wollte, würde ein einziger Gedanke von mir reichen. Aber ich weiß tatsächlich, wo deine Großen Alten sind. Ich habe ihre... Abkehr beobachtet. Vor langer, langer Zeit.
Lass mich dir zeigen, wo deine Götter heute sind. Lügen sind hier nicht mehr notwendig. Die Wahrheit ist so viel eindrucksvoller, als es eine Lüge jemals sein könnte...
Tyark hielt das hölzerne Amulett fest in seiner Faust umschlossen. Unsicher blickte er die goldene Maske an, welche vollkommen ausdruckslos zurückstarrte. Plötzlich spürte er eine neue Angst an ihm heraufkriechen und sein Magen verkrampfte sich. Es war die Angst davor, dass die Gestalt vor ihm vielleicht wirklich die Wahrheit sagte. Und dass es keine Lüge sein würde, die er sehen würde.
Ich sehe, du hast deine Entscheidung getroffen.
Die Stimme klang munter.
Noch bevor Tyark protestieren konnte, löste sich alles um ihn herum auf. Der Berg aus Köpfen verschwand zum Schluss und einen Moment lang war es vollkommen dunkel um ihn herum, nur die goldene Maske schwebte körperlos vor ihm in der Luft und um sie herum war ein schwaches, goldenes Leuchten zu erkennen.
Plötzlich sah Tyark die Sterne um sich herum. Doch diesmal nicht die falschen Irrlichter der Leere wie zuvor, sondern die vertrauten Sternbilder, welche er bereits so oft betrachtet hatte. Ihre Lichter waren unglaublich klar, kein Flirren der Luft verwischte ihr Antlitz, sie wirkten unheimlich nah.
Ungläubig riss er die Augen auf. Vor ihn erschien ein Punkt, der in rasender Geschwindigkeit größer wurde – schließlich schwebte vor ihm eine dunkle Kugel im Raum, die tatsächlich von titanischem Ausmaß zu sein schien. Ein blauer Schimmer umgab sie und Tyark blickte entsetzt und fasziniert auf das Gebilde vor ihm. Dann blitzte etwas Helles am Rande der Kugel auf und geblendet musste Tyark seine Augen zusammenkneifen. Ein gleißend heller Kreis tauchte plötzlich am Rande der großen Kugel auf und schob sich langsam über den Rand.
Ein furchtbarer, unerhörter Verdacht keimte in ihm - ängstlich blickte er sich um. Er wollte bereits erleichtert die Augen schließen - da sah er sie. Knapp über ihm schwebten die zwei Monde Teannas. Sie schienen unheimlich nah zu sein. So nah, dass er sogar die zerfurchte Oberfläche erkennen konnte. Einer der Monde schien von einer gewaltigen Kraft geradezu gespalten worden zu sein. Tyark sah deutlich tiefe Krater und den leuchtenden Trümmerschweif zwischen ihnen, zwischen dem große schwarze Objekte schwebten.
Er richtete seinen Blick wieder auf die nun bläuliche Kugel, welche nun von der Sonne beschienen wurde und zahlreiche, fremdartige Muster aufwies. Mit offenem Mund starrte er auf ihre Oberfläche, auf der weiße Fetzen umherzuwandern schienen. Dann verstand er und die Erkenntnis ließ ihn beinahe den Verstand verlieren. Die weißen Fetzen waren Wolken. An einigen Stellen waren es dunkle Sturmwolken, an anderen nur weiße, leichte Gebilde, wie man sie im Sommer beobachten konnte.
Jetzt erst erkannte Tyark, dass die seltsamen Muster und Riffelungen der Kugel in Wirklichkeit gewaltige Gebirgszüge sein mussten, nur, dass er sie aus schier unglaublicher Höhe betrachtete! Er erkannte tiefe Täler, Wälder, Wüsten und Meere. Alles winzig klein, wie Kinderspielzeug. Die Kugel unter ihm war Teanna, seine Welt. Verwirrt streckte er seine Hand aus, als ob er nach den Wolken zu greifen versuchte.
Wie aus weiter Ferne hörte er die Stimme.
Deine Welt so zu sehen, ist deinem Geschlecht seit sehr, sehr langer Zeit nicht mehr vergönnt... Du solltest mir dankbar sein, mein Sohn, denn seit Äonen hat niemand mehr diesen Anblick genießen können. Doch gewöhne dich nicht daran. Dafür sind wir nicht hierhergekommen. Ich werde dich nun zu deinen Göttern bringen. Zu den Göttern, die sich von deinem Geschlecht so gnadenlos abgewandt haben...
Tyark starrte wie hypnotisiert auf Teanna. Es wirkte so klein, so verloren vor diesem unendlichen Kosmos mit seinen unzähligen Sternen. Er streckte die Hand aus – und wurde plötzlich mit geradezu irrwitziger Geschwindigkeit von der Kugel weggezerrt. Die Sterne um ihn herum verwandelten sich in rötliche, verzerrte Striche und verschwanden schließlich in einer rasenden Dunkelheit.
Tyark wusste nicht, ob er schrie, nur Rauschen erfüllte sein Ohr. Dann verlor er endlich das Bewusstsein.
***
Doch auch tief in seiner
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