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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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Panzerhandschuhe trug sie nun graue Lederhandhandschuhe. Die gesamte Gestalt war nun viel weniger furchteinflößend und strahlte eine große, aber ruhige Macht aus.
    Aber viel schlimmer als euer stetes Vergessen ist eure Weigerung, zu lernen. Und so wird eure tierische Natur immer da sein. Lauernd. Dunkel. Bereit zum Sprung, sobald sich die Gelegenheit bietet, auch auf Teanna. Vorhersehbar und unabwendbar. All die Jahrtausende seid ihr trotz all eurer Möglichkeiten, trotz all eures Wissens blind geblieben. Ihr habt immer noch nicht erkannt, was der wahre Sinn allen Seins ist.
    Eure hilflosen Versuche, dies zu begreifen blieben primitiv und wurden immer primitiver. Anstatt die Erkenntnis zu suchen, begnügtet ihr euch wieder damit, Götter anzubeten – zunächst nur kleine, idealisierte Abbilder eurer selbst, mal aus Stein, mal aus Holz und oft genug aus Gold. Und stets waren sie Sinnbild für einen eurer stärksten Triebe, der Gier. Der Gier nach der rücksichtslosen Befriedigung eures eigenen, kleinen Selbst. Vielleicht ist Gier die einzige, wahre Gottheit, die ihr wirklich kennt...
    Kalter Spott schien durch die Luft zu durchdringen wie ein Fluss aus Eis. Tyark nickte stumm.
    Ja, man könnte sagen, es schmerzt mich, selbst nach dieser langen Zeit. Kannst du dir ansatzweise meine Enttäuschung vorstellen, als ich sehen musste, zu welcher Banalität mein goldener Funke in euch verkommen war!
    Die Stimme schwieg eine Weile. Tyark fühlte große Benommenheit in sich und er ahnte nur, was die Stimme meinte. Dennoch konnte er sich aufraffen und erbost zischen: »Dein Funke in uns, Dämon? Enttäuschung? Dass ich nicht lache! Warum hast du uns dann nicht vor dem Bösen geschützt! Du warst es doch sogar, das es zu uns geschickt hat, dein Kind!«
    Die Stimme schien zu seufzen, es klang wie das leise Rauschen des Windes in uralten Bäumen.
    Es ist immer dieselbe Frage, die mir von deinesgleichen gestellt wird. Ihr könnt es nicht verstehen und doch ist es immer dieselbe Antwort: Das Böse und das Gute sind nur leere Worte, Mensch. Ihr habt diese Konzepte erfunden, um euch dahinter vor der Wahrheit zu verstecken. Nämlich, dass es stets nur euch und eure Taten gibt. Dass ihr die Verantwortung tragt – und nicht nur für euch selbst. Aber ihr müsst und wollt selbst dahinterkommen. Ihr lernt nicht, wenn man es euch einfach sagt. Ihr lernt nur, wenn ihr es selbst begreifen und erleben könnt. Ein harter Weg, der oft genug in einer Sackgasse mündet - besonders, wenn man sich selbst als Mittelpunkt allen Seins begreift.
    Mein Kind, das in Adaque lebt...es wurde vor sehr, sehr langer Zeit von mir aufgezogen, wie von einem Vater. Durch meine Hilfe überstand es den großen Kataklysmus und fand Zuflucht auf Teanna. Es ist in der Tat der letzte Überlebende dieser Alten Welt hier. Und dennoch - es fiel in die Schatten, geblendet von dem Licht meiner Erleuchtung. Es verlor den Verstand. Als Wahnsinniger durchstreift es seitdem die Welt... auf der Flucht vor seinen eigenen, wirren Träumen...
    Die Stimme schien plötzlich von einem anderen Ort her zu kommen. Tyark schüttelte betäubt den Kopf. Es machte keinen Sinn, über derlei Dinge mit der Kreatur zu sprechen. Er verstand kaum, was sie ihm sagen wollte. Und stets hatte er das Gefühl, nur einen Teil der Wahrheit zu erfahren.
    Verwirrt sagte er: »Erzähle mir etwas über die Kuben! Es sind mehrere? Ich habe einen von ihnen bereits in meinem Traum gesehen - Adaque hatte ihn als Kind einst gefunden. Was sind sie?«
    Tyark schrie auf, als er plötzlich über der grauen Oberfläche dieser toten Welt zu schweben schien. Die dunklen, rötlichen Wolken rasten an ihm vorbei, als er wie ein Vogel durch sie hindurchschoss. Nach einer kurzen Weile tauchte vor ihm ein dunkler Gebirgszug auf, der geradezu titanische Ausmaße haben musste. Erst auf den zweiten Blick fiel Tyark auf, wie merkwürdig glatt die Hänge dieses Gebirges waren. Dann begriff er.
    »Bei den Alten... es sind Kuben! Gewaltige Kuben! Groß wie Berge!«
    Tyark hatte kurz das Gefühl, den Verstand verlieren zu müssen. Vor ihm ragten mehrere Kuben in die Höhe. Wolken verfingen sich in ihren Flanken. Die geheimnisvollen Riefen auf der Oberfläche der Kuben waren so tief wie Täler. Tiefe Risse zogen sich über die Erde unter ihm. Dort, wo die Kuben die Erde berühren mussten, ging alles in einem tobenden Chaos aus gewaltige, schwarze Wolken unter, die alleine bereits Ausmaße von kleineren Bergen haben mussten. Selbst in

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