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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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unter sich erkannte. Unter ihm erstreckte sich der Tempel der Mysen in die Tiefe – doch es war nicht einfach nur ein großes Gebäude. Voller Grauen erkannte Tyark, dass die Konturen des Bauwerks einer vertrauten Form glichen – der eines Kubus. Der ganze Tempel war keine Pyramide, sondern ein einziger, gewaltiger Kubus, der mit einer seiner Ecken zuerst in den Boden gerammt worden war! Seine oberste Ecke ragte wie die Spitze einer Pyramide in die kleine Insel hinein, auf der sie standen. War der Tempel etwa einer der Kuben? Konnte das sein?
    Ihm schwindelte und er spürte plötzlich, wie er wieder in seinen Körper zurückgezogen wurde. Mühsam wehrte er sich gegen den Sog und trat vor die Spitze des Kubus. Faszinierende, fremdartige Symbole waren auf ihrer Oberfläche eingraviert.
    Außerhalb des Zwielichts war ihnen nichts dergleichen aufgefallen. Sie flimmerten sanft und Tyark spürte instinktiv die große Kraft, die von ihnen ausging. Erst jetzt fiel ihm auf, dass von der magischen Barriere nichts zu sehen war. Dabei hatte er fest damit gerechnet, sie hier im Zwielicht sehen zu können.
    Mit einem überlegenen Lächeln trat Tyark an die Spitze der Pyramide, bereit, einzutreten. Doch dann stellte er verblüfft fest, dass es überhaupt keinen Eingang mehr gab! Die Oberfläche war vollkommen glatt, nichts wies darauf hin, dass überhaupt jemals etwas hinein- oder hinausgelangt war.
    Wütend hieb Tyark mit seiner Faust auf das gleichförmige Gebilde ein, doch er spürte nicht einmal die Berührung. Zorn wallte in ihm auf und mühsam kämpfte er ihn nieder. Mit verschränkten Armen starrte er auf das Gebäude vor sich an. Er beobachtete den Fluss aus Schatten, der sich aus dem scheinbar bodenlosen Abgrund unter ihm nach oben wälzte und über dem vermaledeiten Tempel einen Malstrom bildete.
    Schließlich ließ er sich in seinen Körper zurückziehen. Erneut verspürte er widerwillig, wie die wunderbare Macht ihn scheinbar verließ und er in sein zerbrechliches, allzu menschliches Gefäß glitt, das sein sterblicher Körper war.
    Er seufzte kurz und wartete, bis die Erschöpfung gewichen war, die er stets nach seinen Ausflügen in das Zwielicht verspürte.
    Dann schilderte er Muras seine Beobachtungen und verschwieg auch nicht die tatsächliche Bauform des Tempels. Sein Freund hörte fasziniert zu und sagte erstaunt: »Ich glaube nicht, dass der Tempel tatsächlich einer dieser Kuben ist. Vielleicht wurde er aber einst nach ihrem Vorbild gebaut, was beängstigend genug ist! Und offensichtlich haben die Schöpfer der Barriere auch darauf geachtet, dass niemand in diesem, hm, Zwielicht , wie du es nennst, in sie eindringen kann! Ich kann mir nicht mal vorstellen, wie eine solche Magie geformt werden könnte! Geschweige denn, wie man sie brechen könnte...«
    Ärgerlich warf Tyark eine Handvoll Staub in Richtung der Pyramide, doch dieser wurde von einer jähen Windbö zerstäubt und in der toten Landschaft verteilt. »Und jetzt? Was schlägst du vor?«
    Muras wandte sich der Pyramidenspitze zu und zuckte hilflos mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Lass uns hier rasten, vielleicht fällt uns ja morgen etwas ein.«
    Frustriert trat Muras gegen einen der wenigen Grasbüschel, die sich aus der vertrockneten Erde erhoben. Dann begann er, in seinem Rucksack zu kramen und holte ein schmales Büchlein heraus, in welchem er die letzten Tage öfters gelesen hatte wie Tyark bemerkt hatte. Als er Tyarks Blick bemerkte, erklärte er: »Das hier ist ein Bericht über den Kampf Khalids mit den Mysen. Es ist zwar hauptsächlich Folklore, aber der Autor, ein etwas, äh, wunderlicher Magier, hat interessante Kommentare hinterlassen. Vielleicht finde ich ja noch etwas, das uns helfen kann...«
    Tyark nickte bloß und blickte dunkel auf die leise flirrende Luft über der Pyramide, der einzige Hinweis auf das Vorhandensein der magischen Barriere. Sollten sie hier etwa scheitern? Nein. Sie würden einen Weg finden, da war er sich sicher.
    ***

    Das Lagerfeuer knisterte im auffrischenden Wind, der sich an den zahlreichen Felsnadeln und scharfkantigen Steinen brach und die Nacht mit unheimlichen Geräuschen füllte. Während es am Tage drückend heiß gewesen war, verwandelte sich die ganze Landschaft bei Nacht in eine eiskalte Dunkelheit.
    Die merkwürdigen Felsnadeln glichen geheimnisvollen Kreaturen, welche die kleine Gruppe zu ihren Füßen zu beobachten schienen. Auch Rohin war sehr nervös und niemand schaffte es, sie in die Nähe

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