Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
Tiefe Falten hatten sich in seine Mundwinkel eingegraben.
Arthan riss ihn aus seinen Gedanken. »Welche Monstrositäten werden uns dort erwarten, wohin wir ziehen, Tyark? Wird es Gelegenheit geben, uns einen Namen zu machen?«
Tyark lächelte schwach. Die Söldner schienen wahrhaft wenig zu interessieren, dass sie vielleicht von einer abscheulichen Monstrosität in Stücke gerissen werden können. Hauptsache, sie konnten sich einen Namen machen, den sie schließlich mit nach Hause bringen konnten...
»Ja, dessen musst du dir keine Sorgen machen. Und wenn nicht dort, dann im Kampf gegen Adaque. Die Gefallene.«
Arthan wandte seinen großen Kopf um und ein Lächeln zuckte um seine Mundwinkel. »Ich bin stolz darauf, dass wir an dieser wichtigen Schlacht teilhaben können. Und nicht zuletzt besteht sogar die Möglichkeit, dass unser Auftrag der Beginn des Neuen Morgens ist!«
Irritiert blickte Tyark Arthan an. Noch größer war sein Erstaunen, als er erfuhr, dass einige der Niphan daran glaubten, dass die Wiedergeburt ihrer uralten Erzfeinde unmittelbar bevorstände: Die der Drachen.
Gelassen erklärte Arthan: »Es sind Prophezeiungen, so alt wie unser Volk selbst. Aber nicht mehr viele Glauben daran, selbst große Teile der Kriegerkaste haben sich von ihnen abgewandt. Sie verheißen uns, dass schon bald der Neue Morgen anbrechen wird. Und mit den ersten Sonnenstrahlen dieses Morgens werden die Drachen wieder unter uns wandeln. Und dann können wir wieder in den Kampf gegen die Drachen ziehen, so wie wir es vor Jahrtausenden bereits getan haben.« Grimmig fügte der Hüne hinzu: »Auch wenn viele in meinem Volk diesen Glauben verachten – ich glaube fest daran.«
Tyark musste sich zusammenreißen, um nicht breit zu grinsen. Es fiel ihm schwer sich vorzustellen, wie sich ein Dutzende Meter langer Lindwurm unter den Besuchern eines Marktes zu verstecken suchte - während sein feuriger Atem gleichzeitig allerlei Unheil anrichtete.
Er riss sich zusammen und fragte so ernst wie möglich: »Die Drachen werden wieder unter uns wandeln? Dürfte das, hm, keinem auffallen? Schon wegen der Größe...?«
Arthans Gesicht verriet keine Regung, obwohl dem Söldner Tyarks Spott sicherlich nicht entgangen war. »Die alten Lieder erzählen uns davon, dass sich Drachen im Licht verstecken. Dadurch können sie unter uns wandeln. Und besonders die Mächtigen laufen Gefahr, von den Versprechungen dieser Kreaturen verdorben zu werden.«
Arthan wandte sich wieder nach vorne und schwieg, als sei alles damit gesagt. Tyark verzog die Mundwinkel. Sicher hatte es Drachen einmal gegeben, angeblich gab es ja einen regelrechten Friedhof mit ihren versteinerten Knochen irgendwo weit im Osten. Aber er fand den Gedanken an Kreaturen, die Feuer spien, auf einem Drachenhort aus Gold saßen und Jungfrauen entführten, vollkommen lächerlich. Es waren alte Märchen, die ihm als Kind erzählt wurden, wenn er nicht hatte aufessen wollen. Es gab in dieser Welt Kreaturen, die weitaus gefährlicher waren als alles, was er von Drachen gehört hatte! »Und die Niphan haben die Drachen also damals gejagt? Wie jagt man denn einen Drachen?«
Arthans Mundwinkel zuckten und nach einem kurzen Schweigen erklärte er: »Über dieserlei Dinge wird bei unserem Volk nur bei besonderen Anlässen gesprochen – aber ich erweise dir diese Ehre gern, Jäger der Gefallenen . Es hat schon seit unzähligen Generationen keinen Kampf gegen die Draconen stattgefunden. Daher kann niemand aus seinen eigenen Erfahrungen berichten. Tatsächlich hat selbst unser Herrscher, König Randrasch, Leviathanbezwinger , erklärt, er bezweifle, dass es die Drachen unserer Legenden wirklich so gegeben habe.«
Tyark bemerkte den bitteren Klang in der Stimme des Söldners.
»Das Wissen über sie ist in der Halle des Wissens in unserer Hauptstadt Arid festgehalten und natürlich in den ewigen Liedern unseres Volkes.«
Arthan wandte sich kurz um, als Muras zu ihnen aufschloss.
Er fuhr fort: »Draconen, Drachen, können nur schwer mit herkömmlichen Waffen besiegt werden. Vielleicht noch mit den Waffen, die aus dem Schwarzen Stahl der Nihilim geschmiedet wurde, denke ich. Allerdings wurden den Niphan von den Göttern vor unendlich langer Zeit die Geisterlanzen übergeben, mit denen die Drachen schließlich bezwungen wurden.«
Muras murmelte etwas Unverständliches und sagte dann etwas lauter: »Geisterlanzen, ich glaube, das sind ätherische Waffen... ich habe mal davon gehört, dass es
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