Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
darstellen. Ich bin mir mittlerweile sicher, dass uns im Inneren des Tempels ein harter Kampf erwartet. Vielleicht sogar härter als der, den wir mit der Medusa hatten.
Die Mysen waren, wie du ja schon weißt, sieben Seherinnen, die mit dunklen Mächten, eine davon vielleicht Ronwe, paktierten. Sie hatten gegen Ende eine gewaltige Macht und vielleicht wäre die Geschichte Teannas anders verlaufen, hätte diese ominöse Wanderin damals nicht ihr Unwesen aufgedeckt und Khalid dazu gebracht, mit einer Armee dem unheiligen Treiben in diesem verfluchten Tempel ein Ende zu setzen.
Ihre große Macht bezogen die Mysen aber nicht nur aus finsteren Dämonenpakten, sondern auch aus einem geheimnisvollen und mächtigen Artefakt wie es heißt.«, er warf Tyark einen kurzen Blick zu, »Allerdings sind die Beschreibungen dieses Gegenstandes auffällig lückenhaft – ich vermute, mit Absicht. Jedenfalls weiß ich nicht, wie es die Magier vor über 2000 Jahren geschafft haben, die gewaltige dunkle Macht der Mysen zu bannen, aber es muss ein wahrhaft titanisches Duell der Magie gewesen sein! Sie konnten die Mysen jedenfalls nicht direkt töten - wie es bei Höheren Dämonen, zu denen die Seherinnen zweifelsfrei bereits geworden waren, scheinbar, hm, üblich ist. Die einzige Möglichkeit war wohl, sie solange einzusperren, bis sie... verhungerten, wenn man so will. Deshalb haben sie die Mysen hier eingesperrt, fern von dem Element, aus dem die dämonischen Frauen ihre Macht zogen, dem Wasser.«
Tyark schnaufte überrascht und hob skeptisch die Augenbrauen. Muras nickte stumm, blickte sich gedankenverloren um und fuhr fort: »Ja, ich weiß, was du denkst. Aber es sah hier nicht immer so aus, Tyark. Das alles hier ist einst ein großer See gewesen sein, der Tempel lag direkt darin. Nur die Pyramide, oder der Würfel, und eine kleine Insel um sie herum schauten heraus. Die Gegend hier war einst sehr fruchtbar, eine von großen Bäumen durchwachsene Seenlandschaft, nicht die trockene Steppe wie heute. Ich vermute, dass das magische Ritual, welches die Mysen in ihrem Tempel einsperrte, auch dafür verantwortlich ist, dass alles Wasser aus der Gegend verschwunden ist! Vielleicht haben sie so diesen Kreaturen die Grundlage ihrer Macht entzogen?«
Tyark musterte seinen Freund aufmerksam und sah die erregte Faszination in seinem Gesicht, die trotz aller Sorge unverkennbar darin lag. Er fragte sich unwillkürlich, wie ein Zirkelwächter wie Raphael oder Arana reagieren würde, wenn er solche Gefühle im Gesicht eines Magiers entdeckte...
Er schob den Gedanken beiseite und sagte ungeduldig: »Das ist ja sehr interessant. Aber wie kommen wir jetzt hinein? Und was erwartet uns darin?«
Muras‘ Blick fiel auf die aufgeschlagenen Seiten des Buches vor ihm. Unsicher antwortete er: »Ich kann wirklich nur vermuten, was uns darin erwartet, falls wir jemals einen Eingang finden! Nun, natürlich zieht Böses Böses an. Aber größere Sorge macht mir eher, dass wir wahrscheinlich auf die Mysen treffen werden. Oder zumindest dem, was von ihnen übrig ist – wenn die Großen Alten so wollen, sind sie vielleicht bereits zu Staub zerfallen, immerhin sind über 2000 Jahre vergangen, seit Khalid und die Wanderin sie dort unten eingesperrt haben!«
Er schwieg kurz und sagte dann mit kräftiger Stimme, als müsste er sich selbst überzeugen: »Es ist eine wirklich lange Zeit vergangen. Viel kann von ihnen nicht mehr vorhanden sein. Aber ich frage mich vor allem auch, was es mit diesen Augen der Wahrheit auf sich haben wird. Ich kann gar nicht sagen warum, aber es macht mir Sorgen.«
Muras schwieg eine Weile und fuhr dann fort: »Wie auch immer wir einen Weg in den Tempel finden – der Weg zu Ronwe wird teuer zu erkaufen sein.«
Tyarks Blick huschte über das besorgte Gesicht seines Freundes. Du ahnst gar nicht, wie hoch der Preis ist, den ich bereits jetzt gezahlt habe.
Tyark wachte auf und blinzelte in die Dämmerung. Staub knirschte zwischen seinen Zähnen, der Wind hatte in der Nacht aufgefrischt.
Mühsam richtete er sich auf und stellte überrascht fest, dass ein haariger Rücken neben seiner Bettstatt lag – Rohin war in der Nacht zu ihm gekommen und hatte sich neben ihn gelegt. Er kraulte das große Tier gedankenverloren und registrierte kaum, wie der mächtige Leib der Wölfin abermals zusammenzuckte, kaum dass er ihn berührte. Rohin hob ihren Kopf und blickte Tyark aufmerksam an. Leise sagte er zu ihr: »Ich habe es gesehen, Rohin. Ich
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