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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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des Tempels zu locken. Die Wölfin zog vor, sich in Sichtweite des Lagers am Fuße eines verdorrten Dornenbusches hinzulegen. Tyark hatte dabei stets das unangenehme Gefühl, dass ihre wachsamen, gelben Augen ihn stets beobachteten. Etwas in ihm flüsterte es ihm zu - doch er schüttelte den Gedanken ab, so gut es ging.
    Als er einmal zu ihr hingegangen war, hatte sie nur leise gewimmert, aber schließlich doch zugelassen, dass er ihren Nacken kraulte. Doch auch dabei war sie zunächst zusammengezuckt, als hätte seine Berührung sie erschreckt.
    Die Söldner hatten ihre flachen Zelte aufgeschlagen und Arthan hatte ihnen leise Befehle gegeben, um ihr Lager vor etwaigen Angreifern zu schützen. Still hatte Tyark den großen und ruhigen Söldneranführer beobachtet. Einerseits bewunderte er ihn für seine Stärke, seine Erfahrungen sowie die kalte Ruhe, die er selbst beim Überfall der Räuber nicht abgelegt hatte. Doch ein Teil in ihm, der während der letzten Zeit immer lauter geworden zu sein schien, flüsterte ihm, dass Arthan trotz seiner prächtigen Rüstung und trotz seiner Kampferfahrung niemals eine wirkliche Chance gegen Tyark haben könnte. Tyark könnte jeden von ihnen auf einer Ebene angreifen, in der keine Verteidigung möglich sein würde!
    Tyark entspannte seine Hand, die sich unbemerkt zur Faust geschlossen hatte. Gedankenverloren blickte er in das Firmament über ihm. Früher hatte er geglaubt, dass dort oben die Großen Alten waren. Gütig und wachsam darauf wartend, wieder in die Herzen der Menschen zurückkehren zu können. Er schnaufte verächtlich. Er hatte sie gesehen! Er war auf der toten Welt gewesen und hatte ihre ausgeblichenen Gebeine zu Staub zertreten!
    Leise murmelte er zu sich selbst: »Schwach. Sie waren schwach. Sie wussten nicht, wie sie mit ihrer Macht umgehen sollten. Keine Götter. Nur... Menschen. Sie waren wie Kinder...«
    Er zuckte zusammen, als Muras sich zu ihm setze und ebenfalls eine Weile in den Sternenhimmel blickte, der geheimnisvoll flimmerte.
    Als habe er Tyarks Gedanken erraten, sagte er: »Tyark, mir ist nicht entgangen, dass du schon sehr lange nicht mehr mit uns zu den Großen Alten gebetet hast. Seit wir das letzte Mal auf die Medusa getroffen sind, wenn ich mich recht entsinne. Ich... ich habe dich auch einige Male darauf angesprochen, aber du bist mir immer ausgewichen. Ich wollte dich fragen, warum.«
    Tyark spürte einen Kloß im Hals und sagte mit unterdrückter Wut: »Was geht dich das an Muras? Wann ich bete, ist doch meine Sache, oder? Ich brauche nicht jeden Tag irgendwelche Andachten.«
    Muras schwieg einen Moment und sagte dann sanft: »Du brauchst nicht wütend werden. Es, hm, erstaunt mich nur und ich mache mir auch Sorgen. Du hast früher so oft mit Zaja zusammen gebetet und ich dachte...«
    Zischend fuhr ihm Tyark ins Wort: »Lass Zaja da raus!«
    »Entschuldige, ich wollte ihr Andenken nicht benutzen. Aber ich mache mir große Sorgen darüber, wie du mit diesem... Verlust umgehst. Es war mehr zwischen euch, als nur Freundschaft! Und es ist wichtig, dass du darüber redest. Lass die Medusa nicht noch nach ihrem Tode deine Seele vergiften!«
    Tyark fauchte Muras an: »Zaja ist tot, Muras! Und nichts gibt dir das Recht über Zaja zu sprechen! Und ich will nicht über sie sprechen, nie wieder! Ich will ihren Tod vergessen! Hörst du? Vergessen !«
    Tyark sah, wie sein Freund zurückzuckte. »Sag mir lieber, was du über die Mysen herausgefunden hast! Und über das Portal in diesem Tempel! Wie kommen wir herein, verdammt?«
    Muras dunkle Silhouette verharrte regungslos und Tyark verspürte irgendwo einen feinen Stich, als er spürte, wie unangebracht seine Reaktion gewesen war. Bevor er noch etwas sagen konnte, hörte er Muras‘ leise Stimme: »Ich spürte deinen Schmerz Tyark und ich respektiere deinen Wunsch, damit alleine zu sein. Es tut mir leid, dass du dieses furchtbare Schicksal alleine tragen musst. Und ich ahne auch, wie die Erinnerungen an die vergangene Zeit dein Innerstes zerrüttet haben müssen. Ich wache selbst oft genug aus Alpträumen auf. Vielleicht betest du ja im Stillen. Denn was ist ein Mensch ohne Halt im Glauben? Wohin wird es ihn treiben?«
    Tyark spürte, wie eine vertraute, rote Wut in ihm aufbrandete. »Was weiß du über die Mysen, Muras? Was erwartet uns?«
    »Ich werde das Wichtigste morgen nochmals den Söldner erklären. Aber dir möchte ich auch die Einzelheiten erzählen, zumindest so, wie ich glaube, dass sie sich

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