Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
bald versorgt. Die Mysen und die Abbildern, die sie von ihnen erzeugt hatten, waren gnadenloser als die Marakthan gewesen. Es gab keine schwereren Verletzungen, sie hatten dafür zwei Söldnern das Leben genommen.
Nur zwei der Opfer der Marakthan hatten die Söldner unter Mühen bergen können, die anderen Leichen waren verschwunden als sie nach ihnen gesucht hatten. Arthan hatte laut ins Dunkle geflucht, als er einsah, dass es viel zu gefährlich sein würde, nach ihnen zu suchen. Die beiden Leichen wurden aus dem Tempel geschafft und in einer stillen und einfachen Zeremonie bestattet.
Am Abend rief Tyark schließlich alle zusammen und erzählte, dass er erfahren hatte, was er hatte erfahren wollen: »Als wir dort unten waren, habe ich erfahren, wo wir Adaque finden werden. Bitte fragt mich nicht, wie ich es erfahren habe. Ich kann und werde es euch nicht sagen. Aber das Schicksal dieser Welt liegt weiterhin in unseren Händen. Wir werden morgen aufbrechen.«
Er wandte sich an Muras und sagte: »Muras, verschließe den Spalt. Wir werden nicht mehr in den Tempel zurückkehren.«
Dann sagte er zu den erstaunten Söldnern: »Unser Ziel ist das Nebelgebirge im Norden der Grate. Wir müssen so schnell wie möglich dort sein. Arthan, wir müssen gleich morgen früh aufbrechen.«
Der Kommandant der Söldner runzelte die Stirn, nickt dann aber nach einem kurzen Augenblick. Tyark ließ seinen Blick über das ausgetrocknete Bett des Sees schweifen und verharrte dann in Richtung Süden, wo hinter den Ausläufern der Ehernen Sichel die Grate begannen. Dichte Wolkenfetzen umhüllten ihre Gipfel. Und irgendwo hinter ihnen würde das Nebelgebirge sein – und Adaque war bereits auf dem Weg dahin.
Grimmig ballte Tyark die Fäuste. Schon bald würde er das größte Übel dieser Welt für immer in den Limbus jagen. Schon bald würde das Gute obsiegen! Schon bald konnte er Zaja rächen und alle die anderen, die Adaque ins Verderben gestoßen hatte. Er zuckte zusammen, als sich Muras‘ Hand auf seine Schulter legte. »Tyark, kann ich dich kurz sprechen?«
Tyark zwang sich zu einem Lächeln und nickte. Zusammen gingen sie in Richtung ihres Zeltes. »Tyark, mir kannst du nichts vormachen. Du hast Ronwe getroffen, nicht wahr? Als du auf dem Portalstein standst...«
Tyark begann, seine Habseligkeiten zu packen und antwortete beiläufig: »Ja. Ich habe ihn getroffen. Von ihm weiß ich, wohin wir müssen. Und ich weiß, was Adaque möchte.«
Er blickte auf und berichtete Muras, was ihm Ronwe über Adaques Pläne berichtet hatte. Und er erwähnte auch, dass Adaque selbst bei Ronwe gewesen war. Bestürzt setzt sich Muras auf den Boden und starrte Tyark fassungslos an. »Drachen? Adaque wird Drachen beschwören? Du meinst, diese Wesen sind mehr als nur düstere Legenden? Ich kann das kaum glauben! Bist du sicher, dass das stimmt?«
Tyark sah, wie sein Freund fassungslos den Kopf schüttelte. dann spürte er, dass noch jemand in der Nähe war. Rasch drehte er sich um und blickte in das harte Gesicht Arthans, der sich unbemerkt genähert hatte.
Leise sagte der Söldnerkommandant und seine hellen Augen schienen dabei zu glänzen: »Drachen. Also ist der Ischiram wahr geworden. Die Prüfung der Götter hat also begonnen.«
Arthan blickte Tyark und Muras direkt an und sagte ruhig: »Der Ischiram ist ein Traum, oder vielmehr eine Vision, die wenigen Auserwählten meines Volkes in den letzten Jahren immer häufiger erschienen ist. Manche von uns haben darin ein Menetekel kommender Zeiten gesehen, vielleicht sogar einer Prüfung unserer Götter. Und ich sehe nun, dass sie recht hatten.«
Er verschränkte die muskulösen Arme vor seiner breiten Brust. »Im Ischiram ist die Weiße Kuppel zu sehen, sie überspannt den Großen Saal des Königspalasts in Arid, der Hauptstadt meiner Heimat. Die Stadt am Fuße der Kuppel brennt. Und auf der Kuppel thront ein großer, schwarzer Drache. Ein gewaltiges Monster. Es thront über den brennenden Leibern meines Volkes wie ein König und sein Brüllen ist in ganz Niphan zu hören. Der Drache in diesem Traum hat Arid zerstört und wenn er schließlich davonfliegt, kann man sehen, dass er nur einen Arm hat. Die Träumer nennen ihn deshalb den Einarmigen König – er selbst nennt sich in diesen Träumen einfach Tyr.«
Arthan nickte bedeutungsvoll und sagte wie zu sich selbst: »Der Einarmige König fliegt über das Land. Triumphierend, nachdem er seine schlimmsten Feinde vernichtet hat. Nachdem er die
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