Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
wurde es und schon am zweiten Tag ihrer Weiterreise wehten ihnen Schneeflocken wie Eisnadeln ins Gesicht. Nach einer Woche stapften sie bereits durch eine geschlossene Schneedecke.
Doch Tyark spürte die Kälte kaum. Seit ihrem Aufbruch loderte heißer Hass in ihm. Adaque würde schon bald dafür bezahlen müssen, was sie ihm angetan hatte! Er würde sich dabei von nichts aufhalten lassen, das war er nicht nur Zaja schuldig.
Er ballte die Faust unter der Gewandung und spürte, wie sich eine angenehme Wärme in seiner Brust ausbreitete.
Er hatte nun schon einige Male darüber nachgedacht, was ihm Ronwe noch erzählt hatte. Dass der Tod nichts war, das so sicher im Ende seiner Reise stehen würde. Was hatte ihm Ronwe gesagt? Dass er sogar Unsterblichkeit erlangen könnte? Nein, er würde nicht auf die Einflüsterungen dieses Ungeheuers hören. Er war nur ein Mensch, kein Gott. Er würde seine Macht nur dazu nutzen, das Böse auf dieser Welt zu bekämpfen. Und weder der Orden noch irgendjemand anders würde ihn daran hindern können! Er lächelte grimmig.
Als Muras ihn ansprach, zuckte Tyark zusammen. Obwohl sie so viel zusammen erlebt hatten, spürte Tyark irritiert, wie er sich immer mehr von Muras und den anderen entfernte. Aber war das überhaupt wichtig? Nein, wichtig waren jetzt nur Adaque und das Übel, das in ihr nistete. Alles andere konnte später geklärt werden.
Tyark hatte in manchen Nächten gespürt, wie sein Geist zu ihr hinübergezogen wurde. Doch er hatte sich bisher jedes Mal dagegen wehren können. Doch jetzt war Schluss mit dem Versteckspiel. Tyark beschloss, in dieser Nacht selbst Adaque aufzusuchen.
Die Seelenschwerter rasten auf Tyark zu, doch er konnte ihren Hieben ausweichen. Krachend schlugen in das ein, was der Schatten eines kleinen Burgzimmers zu sein schien. Splitter und Trümmer wurden aufgesprengt und verglühten förmlich im Zwielicht.
Er tauchte unter einem erneuten Angriff hindurch und stach auf Adaques Unterleib ein. Wie erwartet wurde sein Hieb erneut von etwas abgelenkt, das wie ein Schatten in Adaque lebte. Sie hatten bereits lange miteinander gekämpft – es war Tyark allerdings nicht so leicht gefallen, Adaque mit seinem Geist aufzusuchen. Zunächst hatte er nicht so recht gewusst, warum. Doch als er sie gefunden hatte, spürte er es deutlich. Ihre Hiebe waren zwar immer noch tödlich, aber insgesamt schien Adaques Gestalt schmaler geworden zu sein, kränklicher . Dafür war der dunkle Schatten größer geworden, der in ihr zu leben schien – Demogorgon. Die weißen Flügel, die Tyark das erste Mal für die von Adaque gehalten hatte, waren noch größer geworden und erinnerten Tyark an gewaltige Fledermausflügel, deren Ränder in schwarzem Nebel aufgingen.
Demogorgon war in ihr gewachsen, das war offensichtlich – und vielleicht zehrte er sogar an ihr. Seltsamerweise schien das Biest nicht mitzukämpfen, es begrenzte sich darauf, die besten von Tyarks Angriffen im letzten Moment abzuwehren. Wollte der Dunkle Fürst nicht kämpfen oder konnte er es noch nicht? Wollte er vielleicht sogar, dass Adaque sich im Kampf gegen Tyark verausgabte?
Als habe sie seine Gedanken erraten, kreischte Adaque wütend auf und Tyark spürte eine Spannung im Zwielicht, die innerhalb weniger Augenblicke anwuchs. Adaque hielt ihre Schwerter in seine Richtung gestreckt und bevor Tyark richtig realisierte was geschah, schoss etwas heraus, das strahlend weiß war und ihn absurderweise an ein gewaltiges Adergeflecht erinnerte, das durch das Zwielicht wuchs und sich noch im selben Augenblick um ihn wickelte. Er spürte sofort, wie sein Geist von diesen lebenden Adern umschlossen wurde – und dass nicht in seinen Körper zurückkehren könnte, solange sie da waren!
Adaque erhob sich vom Boden und begann wie ein gewaltiger Raubvogel durch die Luft zu fliegen. Dann stürzte sie sich auf ihn, er hörte ihre seltsame Doppelstimme in seinem Kopf, doch er versuchte, nicht hinzuhören. Mit aller Kraft spreizte er die Arme, doch die Adern hielten ihn pulsierend fest. Als er das Rauschen der gewaltigen Flügel in seiner Nähe vernahm, rief er verzweifelt: »Demogorgon wird dich töten, Adaque! Er kann dich niemals neben sich dulden!«
Die Kraft der Schlingen um seinen Körper ließ plötzlich nach, wenn auch nur einen kurzen Augenblick. Doch dieser war lang genug, dass Tyark sie mit aller Kraft und Wut wegsprengen konnte. Es war ihm gerade noch rechtzeitig gelungen, denn eines der großen Schwerter
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