Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
diesen Güldenen? Weil ihn manche als Gott sehen und andere nicht?«
Er schnaufte verächtlich und sagte schließlich mit einer gewissen Genugtuung: »Ich glaube, ihr unterscheidet euch doch nicht so sehr von uns Menschen, wir ihr das gerne hättet...!«
Ronwes Mundwinkel zuckten, aber das blasse Gesicht zeigte keine weitere Regung. »Nicht immer sind die Dinge so einfach, wie sie erscheinen mögen. Vielleicht wirst du die Wahrheit eines Tages erfahren, Tyark - so wie ich sie von dieser einen Thaumaturgin erfahren musste.«
Seufzend fragte Tyark: »Und was ist der Güldene für dich, Ronwe? Ein Gott?«
Ronwe schwieg eine Weile. Dann sagte er zischend: »Noch vor einiger Zeit hätte ich dir eine klare Antwort geben können, Mensch. Doch im Moment kann ich das nicht mehr. Daher ziehe ich es vorerst vor, dieses Spiel vom Rand aus zu beobachten. Wie ich dir bereits sagte, Mensch, ich habe meine eigenen Pläne... Du darfst nicht vergessen, wie alt ich bin. Ich wandelte bereits Jahrhunderte über die Alte Welt! Und meine Erfahrung zeigt mir deutlich, wann es besser ist, sich auch bestimmten Debatten herauszuhalten.«
Unwirsch fuhr Ronwe fort: »Ich habe die genug Fragen beantwortet. Ich habe meinen Teil des Paktes erfüllt, jetzt erfülle du den deinen, Mensch. Gehe jetzt.«
Tyark blickte die groteske Kreatur vor ihm an, es kam ihm so vor, als sei er bereits eine Ewigkeit in diesen kalten, unheimlichen Katakomben. In seinem Kopf jagten die Gedanken tosend umher. Er öffnete den Mund, um noch etwas zu entgegnen, doch dann besann er sich anders. Er wandte sich wortlos ab und machte sich auf den Weg zurück.
Als er schließlich das Portal erreicht hatte, war das seltsame, glimmende Licht fast vollkommen erloschen und die Wände dieser Katakomben lagen in fast vollkommener Dunkelheit. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er es vermieden hatte, Ronwe nach einer Erklärung zu dem zu fragen, was er bei den Mysen gesehen hatte. Doch vielleicht war es besser so. Die Mysen waren tückisch und falsch, ihre Visionen verderbt von dunkler Magie! Er sollte ihnen nicht noch mehr Gelegenheit dazu geben, seinen Geist zu verwirren.
Und nun wusste er auch, dass sein Schicksal nicht unabwendbar der Tod sein musste – das erste Mal seit langer Zeit verspürte er nicht mehr den eiskalten Griff um seinen Hals, der ihm den Atem raubte. Er stellte sich erschöpft auf den Portalstein und schloss die Augen.
DER KOPFLOSE RIESE
T yark strauchelte, als er sich plötzlich wieder in der Halle der Mysen befand.
»...eine Falle!«
Er wäre mit dem Gesicht voran in das schwarze Wasser des Tempels gestürzt, hätte ihn Arthans mächtige Pranke nicht festgehalten. Muras eilte hinzu und erschöpft sagte er: »Nicht Tyark! Wir sollten erst nachdenken, bevor wir dieses Portal nutzen!«
Tyark blickte die Umstehenden verwirrt an und begriff nur langsam, dass er für seine Gefährten offensichtlich überhaupt nicht weggewesen war! Hatte das, was er gerade erlebt hatte, überhaupt stattgefunden?
Er warf heimlich einen Blick auf seine Hände - voller Angst, Blut darauf zu sehen. Oder gar das unheilvolle Symbol Ronwes, welches ihn geradezu brandmarkte. Doch nichts davon war zu erkennen, lediglich dunkle Spuren des schwarzen Wassers um ihn herum zeichneten sich schmutzig darauf ab.
Er hörte Arthan brummen: »Diese dämonischen Weiber sind verschwunden! Wir sollten uns zurückziehen. Wer weiß, warum uns diese Dämonen plötzlich in Ruhe gelassen haben! Und ich will nicht noch mehr Männer riskieren. Wir haben nicht die Mittel, um gegen solch mächtige Dämonen zu kämpfen!«
Muras wollte etwas entgegnen, doch Tyark hob seine Hand und stimmte Arthan stumm zu. Er schüttelte den Kopf, als Muras ihn vorwurfsvoll ansah. »Arthan hat recht. Wir werden uns zurückziehen. Sofort.«
Als sie hastig den Raum verließen, der wohl einst das Allerheiligste des Tempels gewesen war, ging Tyark als letztes. Als alle anderen durch den Mauerdurchbruch gestiegen waren, blickte Tyark sich ein letztes Mal um – und sah erneut die Mysen, wie sie als abscheuliche Verzerrungen menschlicher Wesen wieder aus den schwarzen Wassern des Tempels gestiegen waren. Regungslos standen sie in einem Kreis um den Portalstein, als ob sie einen Geruch in sich aufnehmen wollten, den Tyark mitgebracht hatte. Ihr leises Flüstern begleitete ihn, doch er zwang sich, weder auf ihre Lügen zu hören, noch auf die Ehrfurcht, die in ihren Stimmen mitschwang.
Die Wunden der Verletzten waren schon
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