Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
Adaques raste dahin, wo gerade noch sein Kopf gewesen war. Ihre seltsam verzerrte Stimme hallte durchs Zwielicht.
Bist du schon so verzweifelt, dass du uns Lügen erzählen musst? Spare dir deine Kraft fürs Sterben, Jäger! Wir riechen Ronwes Gestank an dir! Deine Worte sind das Gift des Herrn der Lügen!
Tyark strauchelte einige Schritte zurück und rief zornig der bizarren Gestalt Adaques entgegen: »Dein Wahrer Name ist Demogorgon!«
Er griff Adaque an und spürte deutlich, wie zusätzliche Kraft in seinen Attacken lag. Er spürte deutlich die Macht des Wahren Namens in seinen Schlägen liegen. Adaque kreischte und zischte in einer Sprache, die das Zwielicht in seinen Grundfesten vibrieren ließ.
Tyark kam es so vor, als kämpften sie eine kleine Ewigkeit in den Schatten eines kleinen Turmzimmers – und er bemerkte, dass Adaque ihm nicht mehr so hoch überlegen war. Er spürte, wie die Nennung ihres Wahren Namens mehr bewirkt hatte, als nur seine Angriffe stärker zu machen: In Adaque selbst konnte er deutlich fühlen, wie Zweifel und Sorge begannen, in ihrem dunklen Verstand zu nagen. Selbst ihre furchterregenden Seelenschwerter schienen nicht mehr so hell zu strahlen wie zuvor.
Wir werden dich vernichten! Wir werden deine Seele Stück für Stück zerreißen! So wie wir alle anderen gefressen haben, die dir etwas bedeutet haben! Eure Soldaten werden euch nichts mehr nützen, das Zeitalter der Menschen ist vorbei! Das Zeitalter der Magie hat begonnen. Es wird unser Zeitalter sein, Jäger! Unser!
Adaque wirbelte umher, die Klingen ihrer Schwerter waren nur noch als weiße Schlieren zu erkennen.
Voll kaltem Zorn rief Tyark: »Nein, du irrst! Es ist das Zeitalter der Drachen, welches du beschwören wirst! Du hast Demogorgon in dir! Er will seinen eigenen Körper wiederhaben! Und dann wird er dich töten!«
Ein zorniges Kreischen ging von Adaque aus, eine Schockwelle zertrümmerte den Boden um sie herum und warf Tyark um. Er konnte sich gerade noch zur Seite rollen, bevor ihre Schwerter sich mit kleinen hellen Blitzen in den Boden rammten.
Wieder fochten sie ihren Kampf aus und Tyark spürte immer stärker, wie Adaques Kraft nachließ. Er würde sie hier niemals besiegen können, doch sie machte immer mehr Fehler, und immer öfter musste der Schatten Demogorgons eingreifen, um sie vor Tyarks Angriffen im letzten Augenblick zu retten. Irgendwann spürte Tyark überrascht, dass Adaque sich zurückzog. Sie floh! Voller Hass brüllte er: »Nein, komm zurück! Ich...«
Schweißgebadet wachte Tyark neben dem knisternden Lagerfeuer auf. Der kalte Wind der Steppe ließ die Planen der Zelte flattern und fuhr ihm mit eisigen Krallen ins nasse Gesicht. Er blickte sich erschöpft um. Die Söldner und Muras lagen alle in ihren Zelten, einige von ihnen schnarchten laut.
Er zuckte zusammen, als er Arthans wachsamen Blick auf sich spürte. Lautlos stand der hünenhafte Söldnerkommandant auf und kniete sich neben Tyark. Leise sagte er: »Ich habe dich beobachtet, Tyark. Du hast in deinen Träumen gekämpft, nicht wahr? Für mein Volk sind Traumkämpfe Vorboten des Schicksals. Erzählst du mir, gegen wen du gekämpft hast?«
Tyark wickelte sich fest in seine Decke, er hatte plötzlich zu frieren begonnen. »Es sind keine einfachen Träume, die ich habe. Und ich habe gegen Adaque gekämpft. Die Gefallene. Oder vielmehr gegen den Dämon, zu dem sie geworden ist.«
Arthan nickte und sagte: »Nur im Kampf kann man das wahre Herz eines Menschen erkennen. Was hast du über deine Gegnerin gelernt, Tyark?«
Tyark schwieg verwirrt und zuckte schließlich mit den Schultern. »Gelernt? Gar nichts. Sie ist eine abgrundtief verdorbene Person. Ein Dämon. Es ist kaum noch etwas Menschliches an ihr. Was gibt es da zu lernen?«
Arthans Mundwinkel zuckten, aber ansonsten war sein Gesicht undurchdringlich wie immer. Tyark hörte leisen Tadel, als Arthan entgegnete: »Dann war dieser Kampf vollkommen bedeutungslos. Verschwendet. Denn ein Kampf ist wie Musik. Es gibt laute Töne - die sind das, was jeder sehen kann. Aber daneben gibt es auch leise, verborgene Töne. Und sie sind die entscheidenden. Sie weisen dir den Weg in das Herz deines Gegners. Egal, wie schwarz es sein mag. Nur die leisen Töne können dir zeigen, wer dein Gegner wirklich ist. Und erst, wenn du diese Wahrheit gefunden hast, kannst du wahrhaft siegen.«
Tyark blickte in die blassen Augen Arthans und öffnete den Mund, um etwas zu entgegnen, schloss ihn dann aber
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