Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
zuckte der geschuppte Körper. Hastig schüttelte er seine brennend heiße Hand und die kleine Schlange fiel hinaus. Fast meinte Tyark so etwas wie eine Welle von Wut wahrzunehmen, welche sich von der Schlange ausbreitete. Doch noch bevor sie auf dem Boden aufkam, war sie zu dunklem Staub zerfallen, den ein nicht spürbarer Wind verwehte.
Tyark hielt verdutzt seine Hand, ein brennender Schmerz wie von einer Brandwunde breitete sich in der Handfläche aus. Die kam Wölfin näher und begann, Tyarks Hand zu lecken, ein leises Winseln begleitete sie. Staunend betrachtete er das große Tier und bevor er nach ihr greifen konnte, drehte sie sich flink um und trottete in den Wald aus wehenden Schatten davon.
Noch etwas benommen hockte Tyark auf der Lichtung – und wurde spürte auf einmal, wie er in seinen Körper zurückgezogen wurde. Zunächst weit entfernt, dann immer näher und intensiver spürte er die Schmerzen und die Verletzungen seines Körpers, eine große Müdigkeit, die auf jeder Muskelfaser, jedem Knochen lastete. Dann öffnete er seine wirklichen Augen und sah Pereos verschwitztes und besorgtes Gesicht über sich. Sein Kopf dröhnte, ihm war schwindelig.
Er setzte sich ächzend auf und sah vor sich die Körper von Wölfen liegen und zuckte zurück.
»Keine Sorgen, bleib ganz ruhig! Die beiden hier habe ich erledigt. Dir ist nichts weiter geschehen. Ein Holzteil der Tür ist dir an den Schädel geflogen und du bist hart auf den Boden aufgeschlagen. Hat dir dein Licht ausgeschaltet, wie es scheint.«
Ein gutmütiges Lächeln huschte über das verhärmte Gesicht des Kriegers. Mühsam stand Tyark auf und wurde dabei von Pereo gestützt.
Er blickte sich um. Hinter ihm lag ein weiterer Wolf mit blutüberströmtem Fell. Jobdan saß neben ihm am Boden, seine Lederrüstung hatte er abgelegt und Zaja säuberte eine böse aussehende Fleischwunde an der Schulter des Jägers. Zaja selbst hatte einige Schrammen abbekommen, ein Kratzer an der linken Seite ihres kahlen Schädels blutete. Der Pferdeschwanz an ihrem Hinterkopf wippte hin und her, als sie Jobdans Wunden pflegte.
Sie wandte sich lächelnd zu Tyark und sagte: »Gut, dass du wieder da bist! Du hast einiges verpasst! Nachdem du umgekippt bist, dauerte es nur wenige Augenblicke, bis die Wölfe sich plötzlich zurückgezogen! Auch die verletzten - trotz der rasenden Angriffe, welche sie zuvor noch verübt haben.«
Ihre Augen bekamen einen prüfenden Blick. »In die Flucht geschlagen haben wir sie jedenfalls nicht. Es ist fast so, als ob sie... zurückgerufen worden seien.«
Mit Blick durch den zerschmetterten Teil der Seitenwand neben ihr fuhr sie fort: »Die große Wölfin ist auch verschwunden...scheinbar ist das Rudel ihr gefolgt.«
Jobdan gab einen Schmerzenslaut vor sich, als Zaja wieder begann, seine Wunde zu reinigen.
Tyark trat aus der zersplitterten Tür und betrachtete die Lichtung, die fast genauso friedlich dalag, wie zu Beginn des Angriffs – bis auf die blutigen Wolfskadaver, die im Sonnenschein lagen und seltsam unwirklich schienen.
Pereo trat hinzu sagte leise: »Ein sehr großes Rudel. Und ihr Verhalten war wie bei unserer ersten Begegnung mit ihnen... einfach falsch . Tiere benehmen sich so nicht. Ich habe so etwas noch nie erlebt. Obwohl ich einen –« er zeigte mit seiner behandschuhten Hand auf einen am Waldrand liegenden Kadaver »- sauber aufgeschlitzt habe, hat er weiter angegriffen. Ich musste ihm mit dem Schwertknauf den Schädel zertrümmern. Damit er aufhört nach mir zu schnappen. Verfluchtes Biest!«
Tyark stimmte seinem Gefährten zu. Pereos grauweiße Zöpfchen waren teilweise auseinandergegangen und standen in wirren Strähnen von seinem Kopf ab. Seine schwere Lederrüstung hatte einige neue Kratzer bekommen und war blutverschmiert. Abgesehen von einigen oberflächlichen Wunden schien er aber vollkommen unversehrt geblieben zu sein. Ein starker Blutgeruch lag in der Luft und lockte bereits die ersten Fliegen an.
»Wir sollten die Kadaver in den Wald schaffen. Sie locken nur weiteres Viehzeug an.«
Tyark stimmte Pereo stumm zu und sie begannen, die toten Tiere möglichst weit von der Hütte in den Wald zu werfen. Am frühen Nachmittag hatten sie ihre blutige Arbeit beendet und saßen zusammen vor der Hütte. Pereo stand neben ihnen und beobachtete misstrauisch den Wald. Er war noch nicht so recht überzeugt davon, dass die Wölfe nicht wieder angreifen würden. »Die Wölfe scheinen erst einmal nicht wiederzukommen.
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