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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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sie an die Feuerstelle zurück und suchte nach weiteren Teilen des Papiers, fand aber nichts. Mit schmutzigen Händen und Aschespuren im Gesicht stand sie schließlich auf und lächelte Tyark verschmitzt an: »Das hier ist ein echtes Rätsel, genau das Richtige für mich! Ich würde meinen Pferdeschwanz darauf verwetten, dass dieser Brief von ihrer Schwester stammte! Von der im Übrigen auch dieses lange Haar stammt.«
    Mit einem zufriedenen Lächeln auf dem Gesicht nahm sie sich wieder den Spiegel und betrachtete das Haar auf der Rückseite. Tyark verzog anerkennend das Gesicht und fragte dann: »Offensichtlich konnte Noijana lesen – ich frage mich wirklich, woher sie stammte! Ich meine, ein einfaches Bauernmädchen kann doch nicht lesen! Und hat schon gar nicht einen solch wertvollen Spiegel.«
    Zaja biss sich erneut auf die Unterlippe und sagte zustimmend: »Das ist in der Tat äußerst rätselhaft. Sie scheint von gewissem Stand gewesen zu sein, vielleicht die verstoßene Tochter eines Adligen?!«
    Mit forschenden Blick fragte sie: »Wo wir gerade von der Abstammung sprechen – wo hast eigentlich du das Lesen gelernt? Oder haben wir etwa jemanden von Stand unter uns...?«
    Sie blinzelte schelmisch mit einem Auge und Tyark musste unwillkürlich schmunzeln. »Nein, von Stand bin ich nicht wirklich. Mein Vater hat allerdings für die Präfektur des Salbatan Tal Ramadat, dem Fürsten von Nai’Alabat gearbeitet. Das Lesen ist bei den Turkmin, so nennt sich mein Volk, nicht so, äh, exklusiv , wie es hier zu sein scheint. Auch Menschen niedrigeren Standes erhalten oft eine gewisse Schulbildung, sofern es der ihnen zugeteilte Beruf erfordert. Und mein Beruf wäre der eines –« er suchte nach der passenden Übersetzung »- eines... Handelskorrespondenten gewesen.«
    Er verzog das Gesicht zu einem schiefen Lächeln. »Dabei hatte ich als Kind immer davon geträumt, in die Schlacht zu ziehen und Abenteuer zu erleben. Feinde zu erschlagen, Pferde zu reiten und so weiter...«
    Die Erinnerungen an seine Flucht verdunkelten sein Gesicht und er sagte leise: »Als Kind konnte ich mir natürlich nicht vorstellen, was es heißt, wirklich in eine Schlacht ziehen zu müssen.«
    Er bemühte sich, zuversichtlich zu klingen, was ihm aber nur teilweise gelang. »Aber Abenteuer habe ich dann doch noch genug erlebt. Auch wenn mir ein Sprichwort meines Volkes nicht mehr aus dem Kopf gehen will: Gelobt seien langweilige Zeiten, auf dass sie ewig anhalten mögen!«
    Zaja lächelte traurig und nickte. Ihre dunklen Augen ruhten in einer Art und Weise auf seinem Gesicht, die ihn aus irgendeinem Grund unruhig machte. Das fahle Licht in der Hütte verdunkelte sich weiter, als die Silhouette Pereos neben der Jobdans auftauchte. »Was ist denn hier los? Welche Geheimnisse habt ihr dieser modrigen Bretterbude entlockt?«
    Als Zaja und Tyark zu Pereo blickten, bemerkte Tyark etwas im Augenwinkel, das ihm plötzlich die Haare sträuben ließ. Im Spiegel waren deutlich die dunklen Gestalten von ihm und Zaja zu sehen, ebenso wie die Seitenwand der ärmlichen Hütte im Hintergrund. Als er aber den Kopf in Richtung der Tür gewandt hatte, war er sich sicher gewesen, kurz die dunklen Umrisse einer dritten Gestalt gesehen zu haben, die scheinbar zwischen ihm und Zaja gestanden hatte. Mit klopfendem Herzen hatte er rasch wieder in den Spiegel geschaut - doch dort hatte ihm nur sein eigenes Antlitz entgegen gestarrt.

    Bei Sonnenuntergang hatten sie die Hütte soweit in Stand gebracht, dass zumindest sie zumindest kurzfristig einem neuerlichen Angriff würde standhalten können. Tyark bezweifelte allerdings insgeheim, dass sie weitere Angriffe der Wölfe zu befürchten hatte. Die Gründe hierfür behielt er allerdings für sich, auch wenn er in Zajas Gesicht deutlich lesen konnte, dass sie misstrauisch war, dass die Wölfe sich so plötzlich zurückgezogen hatten.
    Pereo und Tyark waren bis auf kleinere Kratzer unverletzt geblieben. Zajas rechter Fuß hatte eine nicht sonderliche tiefe Bisswunde abbekommen, ihr Lederstiefel hatte das meiste abgehalten. Jobdan wiederrum hatte nicht nur eine tiefe Wunde an der Schulter, sondern auch diverse tiefe Kratzer und einen Biss am Oberschenkel davongetragen. Zaja war schließlich mit Begleitung von Pereo in den nahen Wald gestiegen und hatte nach nützlichen Heilkräutern gesucht.
    Ihre Ausbeute war beachtlich gewesen, da sie recht bald über einzelne, völlig verwilderte Pflanzungen gestolpert war, die

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