Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
Anscheinend haben sie genug von uns. Vorerst.«
Zaja blickte die anderen fragend an und sagte: »Wir sollten uns noch einmal in Ruhe die Hütte Noijanas anschauen, vielleicht finden wir ja irgendwelche Hinweise?«
Jobdan machte eine unschlüssige Handbewegung und blieb mit etwas bleichem Gesicht sitzen. Tyark und Zaja blickten sich unschlüssig an und betraten schließlich die halb verfallene Hütte. Schummriges Sonnenlicht fiel durch zahlreiche Löcher und Spalten auf den Staub im inneren.
Der einzige Raum der Hütte roch intensiv nach dem Blut der getöteten Wölfe, nach Staub und nach altem Holz. Abgesehen von den frisch zersplitterten Hölzern und den Blutspuren auf den groben Bodenhölzern wirkte die Hütte seit Langem verlassen.
Neben der Eingangstür war ein großer Kamin in die Seitenwand der Hütte eingemauert worden. Die windschiefe Hütte war einst so gebaut worden, dass eine Seitenwand durch eine angrenzende Felswand gebildet wurde, in deren zahlreiche Spalten grobe Regale eingelassen worden waren. Im hinteren Teil stand ein morsches Bett mit halbzerfallenen Decken, gleich gegenüber der primitiven Kochnische und einem groben Tisch, vor dem zwei in Spinnenweben eingesponnene Hocker standen.
Tyark blinzelte in den Staub, der von dem Kampf mit den Wölfen aufgewirbelt worden war und seufzte leise. Interessiert betrachteten er mit Zaja zusammen ein hölzernes Regal, welches an die Kochstelle angrenzte. An ihm hingen Pflanzenbündchen, die allerdings bei Berührung zerbröselten. Sie rochen trotz ihres Alters immer noch würzig. Tyark entdeckte diverse Tiegelchen und Schälchen, in denen vereinzelt die krümeligen Reste von Pflanzen zu sehen waren.
Alles war eingerahmt von zahllosen, eingestaubten Spinnweben und war offenkundig schon viele Jahre nicht mehr berührt worden. Interessiert nahm Zaja einige dieser Gefäße in die Hand und roch prüfend an einigen. Mit einem eigentümlichen Funkeln in den Augen sagte sie: »Dies scheinen alchemistische Zutaten zu sein, wenn ich nicht irre! Einige wenige der Kräuter hier kenne ich... aber die Bedeutung der anderen Dinge hier kann ich nur erraten.«
Sie beäugte misstrauisch einen Stößel aus glattpoliertem Stein, in den diverse Runen eingraviert worden waren.
Zaja kramte weiter in den halb verfallenen Habseligkeiten der unbekannten Frau, die hier einmal gelebt haben mochte. Auf einem der untersten Regalbretter fand sie schließlich einen kleinen Dolch, den sie mit einem Schulterzucken Tyark zeigte. Der Dolch war verrostet, aber immer noch sehr scharf und ebenfalls mit seltsamen Mustern und Runen versehen. Der Griff war kunstvoll verziert und hatte einen dunklen, glatt polierten Stein im Knauf. Unschlüssig legte Tyark den Dolch zurück und betrachtete ratlos ein weiteres Schälchen mit fast staubigen Pflanzenresten, die einst vielleicht kleine, gelbe Blüten gewesen sein mochten, nun aber bereits bei leichter Berührung zu feinem Staub zerfielen.
Tyark hörte Zaja hinter sich murmeln und sah, wie sie in der Feuerstelle herumstocherte. Plötzlich bemerkte er aus der Richtung des Bettes eine Bewegung, obwohl außer ihm und Zaja niemand anders in der Hütte war. Er zuckte zurück, seine Hand fuhr an den Schwertgriff. Auch Zaja hatte etwas bemerkt und war zusammengezuckt. Hastig richtete sich auf und warf Tyark einen unsicheren Blick zu. Dann runzelte sie die Stirn und ging langsam in Richtung des Bettes. Schließlich schnaufte sie und nahm vorsichtig einen metallenen Gegenstand von der Wand, welcher auf Tyark wie ein kleiner Metallteller wirkte, an den jemand einen schmalen Griff geschmiedet hatte. Etwas darin schien sich zu bewegen - ein kalter Schauer jagte Tyark den Rücken herunter. Doch Zaja lächelte bloß und murmelte etwas Unverständliches. Sie begann, mit dem Ärmel ihrer Kutte auf dem verstaubten Metallteller herumzureiben. Etwas in dem Gegenstand schien sich zu bewegen – dann verstand Tyark, was Zaja in der Hand hielt. Es war ein Spiegel!
Verblüfft trat er näher und bestaunte den kunstvoll verzierten und geriffelten Metallrahmen mit dem darin eingelassenen Glas. Vorsichtig fuhr er mit seinem Finger über die kühle und fast vollkommen glatt wirkende Oberfläche. Sie war lediglich mit dunklem Staub beschlagen und dadurch überall dort blind, wo Zaja nicht mit ihrem Ärmel geputzt hatte. Verzückt fuhr sie mit ihrer Hand über den Metallrahmen und sagte dann: »Ein Spiegel...wie sonderbar! Ich habe schon vorher den ein oder anderen gesehen,
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