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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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allerdings nur aus glattpoliertem Metall. Der hier scheint tatsächlich aus Glas zu bestehen – er muss ein Vermögen wert sein!«
    Sie biss auf ihre Unterlippe und fuhr nachdenklich fort: »Er wirkt wirklich alt! Ich meine, viel älter als diese Hütte hier. Ich frage mich, ob er vielleicht sogar von den Nihilim gefertigt wurde, so kunstfertig, wie er ist! Ein wahrhaft fürstlicher Gegenstand!«
    Tyark betrachtete interessiert sein Ebenbild in der reflektierenden Glasoberfläche. Sein Gesicht war trotz des dunklen Teints und der dunklen, buschigen Augenbrauen, die ihn hier nördlich seiner Heimat zuverlässig als Fremden kennzeichneten, fast so fahl wie das von Zaja. Eine große rote Schramme zog sich über seine Stirn. Seine Wangen wirkten hohl und er fühlte die Gewissheit, dass die fast ein Jahr andauernde Flucht ihre Spuren in seinem eigentlich noch jungen Gesicht hinterlassen hatte. Bartstoppeln zogen sich über die Wangen und das Kinn bis an den Hals, Schmutz und Blutspritzer zeugten von dem vergangenen Kampf. Seine Nase schien etwas größer, als er sie sich vorgestellt haben und unsicher betastete er sie, um das Bild des Spiegels mit der Wirklichkeit zu überprüfen.
    Tyark betrachte seine braunen Augen, in denen das heimliche Feuer zu brennen schien, für das die Blutlinie seine Familie einst bekannt gewesen war. Sein Ebenbild erzitterte plötzlich, als Zaja damit begann, an der Rückseite des Spiegels zu kratzen. Erstaunt sagte sie schließlich: »Sie mal was hier hinter dem Spiegel befestigt war.«
    Sie zeigte ihm einen kleinen, zu einem kleinen Bündel zusammengeflochtenen Zopf aus Haaren. Er war staubig und schien ebenfalls schon viele Jahre alt zu sein. Tyark sah, dass die Haare einst von einem reinen, goldenen Blond gewesen sein mussten.
    »Es scheint fast so eine Art...Andenken zu sein?«
    Zaja blickte Tyark fragend an und rief dann mit einem Stirnrunzeln Jobdan an, der draußen leise mit Pereo redete. Jobdan trat polternd in die Hütte ein und blickte Zaja fragend an. Zaja sagte: »Jobdan, wir haben hier einen keinen Haarzopf gefunden. Hm, weißt du noch, welche Haarfarbe Noijana gehabt hat? War es blond?«
    Jobdan überlegte kurz und sagte dann: »Nein, soweit ich noch weiß, soll sie sehr langes, schwarzes Haar gehabt haben.«
    Tyark spürte Gänsehaut auf seinem Rücken, während Jobdan nachdenklich fortfuhr: »Aber ihre Schwester soll dafür blondes Haar gehabt haben. Zumindest hat Sirindt, der alte Schafskopf, einmal gesagt, sie hätten viele Tage nach der blonden Schwester Noijanas gesucht, nachdem sie im Dorf aufgetaucht ist.«
    Zaja blickte Tyark mit einem vielsagenden Blick an und sagte dann leise: »Anscheinend hat sie ihre Schwester doch noch wiedergefunden. Später.«
    Sie seufzte stirnrunzelt und befestigte den Zopf wieder an der Rückseite des Spiegels. Beinahe zärtlich berührte sie den kunstvollen Rahmen, der aus purem Silber zu bestehen schien und sagte zögerlich: »Eine merkwürdige Geschichte. Ich meine, mit Noijana, die einfach aus dem Nichts aufgetaucht ist. Und ihrer Schwester, die sie anscheinend später wiedergefunden hat. Ich frage mich wirklich, was hier passiert ist! Woher ist Noijana gekommen? Wohin ist sie verschwunden? Und was hat sie hier oben all die Jahre getan?«
    Sie seufzte. Dann sagte sie munter, während sie den Spiegel vorsichtig Tyark reichte: »Ach ja! Bevor du den Spiegel gefunden hast, hatte ich hier doch etwas gesehen...«
    Sie hockte sich vor die Feuerstelle und stocherte in der harten Asche herum, während sie von Tyark dabei skeptisch beobachtet wurde. Dann lachte sie und hielt Tyark strahlend einen kleinen Gegenstand entgegen – es war ein halb verbranntes und stark verfärbtes Papierstück. Zaja ging zu einem Loch in der Wand und hielt ihren Fund in die fahlen Sonnenstrahlen. Mit zusammengekniffenen Augen untersuchte sie den Zettel und sagte triumphierend: »Hier sind noch einige Worte zu erkennen! Es scheint etwas geschrieben zu sein...das Pergament zerfällt fast, ich muss vorsichtig sein.«
    Nach einiger Zeit fuhr sie fort: »Es sind Worte in der Kaiserlichen Schrift, es sind nur noch wenige zu sehen, die meisten leider vollkommen unleserlich.«
    Sie runzelte die Stirn und fuhr zögerlich fort: »Ein paar Worte kann ich noch entziffern: ‚Ich‘ dann heißt das hier ‚wiedersehen‘. Das hier könnte ‚Freude‘ heißen. Hm, am Schluss steht noch ‚In Liebe‘. Der Name ist leider auf den verbrannten Teil, natürlich!«
    Enttäuscht kehrte

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