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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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Zaja, als sie gegen Mittag unter zwei großen, alten Nadelbäumen Rast machten, die ineinander verwachsen waren.
    Pereo, der seine Hand an einen der Stämme gelegt hatte, sagte brummend: »Das sind die beiden Liebenden . Das Berglager müsste dort oben sein.«
    Mit einer vagen Handbewegung zeigte er in Richtung einer scharfkantigen Felsformation in der Ferne und fuhr fort: »Dahinter beginnt das Trollbauchtal . Das ist der letzte Ort, von dem ich noch weiß. Was weiter im Norden kommt, weiß niemand. Am Ende des Tals finden wir das Lager. Dort vorne ist ein kleiner Bach. Füllt eure Wasserschläuche nach. Wir brechen bald wieder auf.«
    Tyark wollte die Gelegenheit nutzen, sich das erste Mal seit vielen Tagen gründlich zu waschen. Nachdem er seine Ausrüstung ausgebessert hatte und Jobdan bei geholfen hatte, zu sehr verdorbenes Obst aus ihrem Vorrat zu sortieren, brach er zu dem nahegelegenen Bächlein auf.
    Die Sonne blinzelte ab und zu durch die dichten Wolken und Tyark genoss die frische Luft hier im Gebirge, auch wenn er teilweise mit einer seltsamen Atemnot zu kämpfen hatte, die laut Pereo normal war, wenn ein »Flachländer« in die Grate hinaufstieg. Nach einigen Monaten habe man sich aber an die dünne Luft hier oben gewöhnt. Tyark hoffte allerdings, schon vor Ablauf dieser Zeit wieder heraus aus diesem Gebirge zu sein!
    Plötzlich blieb er stehen. Etwas war anders – dann bemerkte er, wie seine Handflächen kribbelten. Tyark brauchte einige Augenblicke, bis er wusste, was es war. Er hörte plötzlich keine Vögel mehr singen, die sonst im ganzen Wald ihren leisen Gesang ertönen ließen. Der Wald war auf einmal totenstill geworden, die Natur schien den Atem anzuhalten.
    Er ging einige Schritte weiter und als er durch das dichte Unterholz brach, blieb er auf einer kleinen Lichtung stehen, die ein umgestürzter Baumriese gerissen hatte.
    Dann sah er sie. Mehrere Krähen saßen auf dem gewaltigen Baumstamm, im umringenden Buschwerk und auf niedrigen Ästen. Tyark blieb stehen. Die Krähen blinzelten ihn an und erneut hatte Tyark das Gefühl, dass hinter diesen schwarzen Augen etwas Fremdes saß, das ihn anblickte. Wie schwarzes Glas. Und dahinter...ein Beobachter schoss es ihm durch den Kopf.
    Als ob sie seine Gedanken gelesen hätten, begannen die Krähen laut zu Krächzen und flatterten mit den Flügeln, blieben aber alle auf ihren Zweigen sitzen. Tyark bekam eine Gänsehaut. In den Augen der Krähen lächelte es, fast wirkte ihr Krächzen jetzt wie ein Lachen. Tyark sah sich um und erblickte unweit von ihm einen kleinen Felsbrocken. Er bückte sich und nahm den Felsen in die Hand, prüfte das Gewicht. Die Krähen saßen still auf ihren Ästen und beobachteten ihn aufmerksam aus ihren kleinen schwarzen Äuglein.
    Tyark trat näher an sie heran, den Fels drohend in der Hand. Die Tiere zeigten sich immer noch vollkommen unbeeindruckt. Tyark gab drohende Laute von sich und wedelte mit den Armen, den Fels zum Wurf bereit. Die Krähen starrten ihn zurück, ihre Köpfchen zur Seite gedreht beobachteten sie ihn aufmerksam.
    Tyark warf. Der Wurf war nicht schlecht gezielt, dennoch flog das Felsstück knapp über die Köpfe einer kleinen Gruppe von Krähen und polterte in einen Busch. Bis auf das Rollen des Felsens irgendwo im Unterholz gab es keine weiteren Geräusche. Die Krähen saßen weiterhin da, nur ein schwaches Krächzen war die höhnische Antwort.
    Tyark jagte ein Schauer den Rücken hinunter. Jetzt war er sich sicher , dass die Tiere, oder etwas, ihn geradezu auslachten. Hastig sah er sich um und entdeckt einen weiteren Stein, der sich zum Werfen eignete. Er hob ihn auf und zielte diesmal genauer. Er warf – doch bevor der Stein sein Ziel treffen konnte – und das hätte er diesmal getan – flogen die Krähen blitzartig auf und flatterten laut krächzend in den Himmel. Der Stein streifte noch den Flügel einer der Krähen und verschwand dann im Unterholz. Mit rasendem Herzen sah Tyark den Tieren nach, während sie hinter den Baumwipfeln verschwanden.
    Er wartete einige Augenblicke, bis sich sein Herz beruhigt hatte. Hatten diese Krähen etwas mit ihr zu tun? War es mit diesen Vögeln wie mit den Wölfen? Ihm graute es vor dem, was er als bloße Ahnung hinter den arglistigen Augen dieser Tiere gesehen hatte...oder was auf ihn von dort zurückgeblickt hatte!
    Er sah sich um, konnte aber keine weiteren Krähen mehr sehen. Nun war auch wieder Vogelgesang zu hören, zaghaft zunächst, aber rasch lauter

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