Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
Und schon die erste hat gereicht, bei den Alten...«
Jobdan warf noch einen Blick auf die anderen und schritt dann unsicher die Anhöhe herab in den Wald.
Wie von Pereo angenommen, führte ein kleiner Pfad durch das Trollbauchtal, der allerdings meist nicht viel mehr war, als lose zusammenhängende Wildpfade. Die Bergleute benutzten wohl weiter östlich liegende Wege für ihre Reise, wie Pereo vermutete. Am Fuße einer mächtigen Kiefer stießen sie jedoch bald auf eine schon lange verlassene Feuerstelle und die Überreste eines Holgestells, welches einmal eine Stütze für Zeltplanen gewesen sein könnte.
Pereo stocherte im dichten Gras des Waldbodens und zeigte den anderen ein kleines, verrostetes Schnitzmesser, welches er halb in der Erde versunken gefunden hatte. »Zumindest sind vor einiger Zeit Menschen hier vorbeigekommen. Immerhin.«
Tyark betrachtete das kleine Messerchen, als wäre es ein kleiner Schatz – war es doch immerhin der erste Hinweis auf andere Menschen, seit sie vor einer gefühlten Ewigkeit aufgebrochen waren! Die halbverfaulten Äste des Gestells wiesen allerdings darauf hin, dass sie schon lange keine Menschen mehr gesehen haben konnten.
Den Pfad betrachtend sagte Jobdan: »Mir scheint, der Pfad führt südöstlich der Grate herunter. Wahrscheinlich am Gor’gata-Moor vorbei. Ich denke, dass Menschen hier zuletzt vor einigen Monaten vorbeigekommen sein müssen. Dort hinten habe ich auch Knochen gefunden, die von Hühnern zu stammen scheinen.«
Sie rasteten nicht lange und so schnell es Jobdans angeschlagene Gesundheit zuließ, eilten sie durch das Trollbauchtal, der Flanke des Berges entgegen. Während die spärlichen Sonnenstrahlen die Hänge und Felsen in helles, warmes Licht tauchten, waren die Schatten hier im Wald so kühl, dass Tyark unvermittelt frösteln musste. Auch Zaja schien es nicht anders zu gehen. Vor einigen Tagen hatte sie laut über diese verdammte Kälte geflucht und Tyark gesagt, dass sie ihn um seine südliche Herkunft beneide.
Tyark musste unwillkürlich lächeln, als er an das staunende Gesicht Zajas dachte, das sie gemacht hatte, als er ihr vom roten Sand der Wüste Nafratan erzählt hatte. Als Kind war er über die bis zu 300 Meter hohen Dünen geritten und hatte mit seinem Vater zusammen die bizarren Felsformationen bestaunt, die der immerwährende, scharfe Wind geformt hatte.
Er hatte immer davon geträumt, eine der gelben Nafratan’Ibis zu finden. Sonnentöchter , wie sie in der Sprache seines Volkes genannt wurden. Kleine gelbe Blumen, von denen nur sehr wenige Menschen behaupten konnten, sie vielleicht schon einmal gesehen zu haben. Sie wuchsen ausschließlich in der Wüste und blühten nur manchmal, nach dem seltenen Regen, der durchaus 20 Jahre oder länger auf sich warten lassen konnte. Ihnen wurde die Fähigkeit zugeschrieben, einen geheimen Wunsch des Finders erfüllen zu können und die Sagen seines Volkes waren voll von Geschichten, in denen Wünsche in Erfüllung gingen, von denen der Wünschende nicht einmal geahnt hatte – vielleicht deshalb nicht immer mit glücklichem Ende. Tyark betrachtete Zajas schönes Gesicht, als er ihr davon erzählte. Er fragte sich unwillkürlich, was er sich wohl wünschen würde, sollte er in diesem Augenblick eine der sagenumwobenen Blüten in der Hand halten...
Plötzlich zupfte Zaja ihn an seinem Ärmel und Tyark hielt inne. Auch Pereo und Jobdan hatten angehalten und musterten den Wald zu ihrer Linken. Tyark brauchte nur wenige Augenblicke, um zu sehen, was die Aufmerksamkeit seiner Gefährten geweckt hatte. Ein Teil des Waldes auf der linken Seite sah anders aus. Die Bäume waren etwas kleiner als die im restlichen Wald, außerdem waren die Blätter etwas heller. Auch schienen sie mehr unter Krankheiten zu leiden, was zahlreiche holzige Geschwulste bezeugten. Ohne Zweifel war hier erneut eine Styga in der Nähe. »Wir sind hier wieder am Rand einer Zone. Man kann es wirklich gut an den Bäumen erkennen – Glück für uns.«
Zaja versuchte, durch das Dickicht zu spähen und blickte dann Tyark an. »Aber versuche bitte diesmal nicht, das Zentrum der Zone zu finden! Auch wenn dort angeblich manchmal Kobolde ihre Goldschätze verstecken...«
Tyark lächelte gequält. Bei dem Gedanken an die letzte Styga lief es ihm immer noch kalt den Rücken runter, auch schien er sich immer noch nicht recht erholt zu haben. Am eindringlichsten aber erklang in ihm immer noch das Krächzen der Krähe, während sie auf diesem
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