Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
und Frischfleisch zu ergänzen, sie fingen aber nur drei magere Hasen.
Die dichten Wälder verwandelten sich vielerorts in schlammige und sumpfige Feuchtgebiete, oft brauchten sie einen halben Tag für eine Strecke, die bei gutem Wetter in viel weniger zu schaffen gewesen wäre. Es gab allerdings keine weiteren Wolfattacken und auch sonst hielten sie die zahlreichen Wesen der Grate zurück, die sich hier verstecken mochten.
Tyark hatte während der vergangenen Tage immer wieder das nagende Gefühl gehabt, beobachtet zu werden. Einmal bildete er sich sogar ein, einen dunklen Schatten durch das Unterholz huschen zu sehen, aber in den Regenschleiern war das unmöglich mit Bestimmtheit zu sagen gewesen.
Sie waren schließlich bereits drei Tage unterwegs. Die letzte Nacht hatten sie einer kleinen, kalten Höhle verbracht, in der sie zahlreiche Knochen kleinerer Tiere gefunden hatten – jedoch keine Spuren von Pratanen mit ihren langen Fangfäden. Die Wurzeln zahlreicher Bäume waren durch die Höhlendecke gebrochen und hingen gespenstisch von der Decke. Wasser lief an ihnen herab und das rhythmische Geräusch der fallenden Wassertropfen war allgegenwärtig. »Morgen dürften wir endlich am Trollbauch ankommen.«
Pereo hielt sich ein einer der Wurzeln fest und blickte mit undurchdringlichem Blick in den Nebel, der draußen vor der Höhle die Regenschleier abgelöst hatte. Jobdan hustete krampfhaft und murmelte etwas Unverständliches. Er war die letzten Tage immer kränker geworden und hatte manchmal sogar Schüttelfrost gehabt. Dennoch hatte er darauf bestanden, die Reise fortzusetzen. Der Jäger hatte eine Zähigkeit an sich, die wohl allen Bewohnern der Grate eigen war und die Tyark früher auch schon an Pereo aufgefallen war. Wahrscheinlich war diese Zähigkeit eine Voraussetzung, um überhaupt hier überleben zu können.
Zaja kümmerte sich aufopfernd um ihn und in einer haarsträubenden Aktion sammelte sie von einem dürren Baum, der sich bedrohlich über eine tiefe Schlucht neigte, sogar irgendwelche Früchte, von der sie sich eine heilende Wirkung versprach.
Später saßen sie zu dritt am qualmenden Feuer, welches sie am Eingang der kleinen Höhle angezündet hatten. Jobdan hatte sich früh zurückgezogen und lag nun in unruhigem Schlaf in einer der hinteren Ecken zwischen zwei großen Felsbrocken.
»Es geht ihm nicht gut.«, sagte Zaja mit bedrücktem Blick in den hinteren Teil der Höhle.
»Die Wunde ist stark gerötet und ständig kommt Eiter heraus. Auch einige der tiefen Kratzer haben sich entzündet. Es ist gut, dass wir morgen bei den Bergleuten ankommen, er braucht dringend Ruhe! Den Alten sei Dank wurden wir nicht weiter von diesen Biestern angegriffen.«
Sie war einen schnellen Seitenblick auf Tyark. Vor zwei Tagen hatte er ihr von seiner seltsamen Begegnung mit dem Wolf im Zwielicht erzählt, während sein Körper betäubt am Boden gelegen hatte. Zaja hatte interessiert zugehört und schließlich darauf bestanden, so schnell wie möglich zu ihrem Mentor Goswin zu gehen, sobald sie wieder in der Stadt Lindburg sein würden.
Besonders verwirrend war es für Tyark, dass er so plötzlich und aus heiterem Himmel diese Fähigkeit bekommen hatte. Nie zuvor war er diese Art von Träumen gehabt oder etwas Ähnliches erlebt. Als er Zaja darauf angesprochen hatte, war auch sie ratlos geblieben. »Ich...weiß hier leider auch keinen Rat. Der Orden interessiert sich zwar sehr für die Beschaffenheit der Seele und auch die Krankheiten, welche die Seele befallen können. Aber deine... Erlebnisse gehen, gelinde gesagt, weit darüber hinaus. Ich bin mir aber sicher, dass Goswin Rat wissen wird! Er ist ein sehr gelehrter Mann und ich bin immer wieder überrascht, über welches Wissen er verfügt!«
Tyark erinnerte sich noch gut an ihren warmen Blick, als sie gesagt hatte: »Vielleicht ist deine Gabe ein Geschenk der Großen Alten, Tyark! Vielleicht kannst du sie einsetzen, um Gutes zu tun – so wie du es anscheinend bereits getan hast!«
Die nächste Nacht verlief ruhig, nur Jobdan schien sich nicht richtig erholt zu haben und war bleicher als am Abend zuvor. Dennoch bestand er darauf, noch an diesem Tag den Aufstieg zu beginnen.
Während sie den Trollbauch bestiegen, musste Pereo Jobdan manchmal stützen, da dessen Knie nachzugeben drohten.
»Er wird immer schwächer. Hoffentlich erreichen wir das Berglager heute noch. Mitten in den Graten kann eine solche Infektion schnell das Ende bedeuten.«, sagte
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