Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
seltsamen Quader hockte, der aus der Erde geragt hatte. Eine Krähe, die selbst im Sterben noch versucht hatte, ihn in die Falle zu locken...
Ein fernes Donnern, seltsam lange nachhallend, scheuchte die Gefährten auf. Jobdan mahnte sogleich zu Eile, sein fiebriger Blick suchte den dunklen Himmel ab, von dem zwischen den Bäumen aber nur ein schmaler Ausschnitt zu sehen war. Er ächzte laut, als er versuchte, den Arm der verletzten Schulter zu bewegen.
Tyark hatte das Unwetter noch gut in Erinnerung, welches sie vor ein paar Tagen auf dem Felsplateau erlebt hatte. Fast instinktiv suchten seine Augen nach Anzeichen von Kyrasfeuern, doch es waren keine zu sehen. Heftige Windböen ließen die Bäume rauschen und fuhren ihnen rau in die Kleidung. Zajas Haarzopf flatterte wild im Wind, als sie sich weiter in die Richtung des vermuteten Berglagers kämpften.
Die ersten schweren Regetropfen zerplatzen bereits auf ihrer Kleidung, als sie endlich am Waldrand ankamen. Der Pfad trat nun deutlicher aus dem Unterholz hervor und führte über einen felsigen Hang direkt in Richtung von zwei größeren Häusern, die halb verborgen zwischen Felsformationen lagen. Zu ihrer Rechten war eine kleine Wiese, die von einem sehr einfachen Zaun umgeben war. Dahinter lagen weitere kleine Felder, Tyark erkannte in einem davon ein ärmliches Weizenfeld, die teilweise stark ramponierten Pflanzen schaukelten in den heftiger werdenden Windstößen. Das neue Unwetter war nun schon sehr nah. Ein heller Blitz durchschnitt diese Dämmerung hinter ihnen, bald gefolgt von einem ohrenbetäubenden, mächtigen Donnergrollen.
Tyark und Zaja zuckten merklich zusammen, nur Pereo stand eisern vor der brodelnden Natur. Das Regenwasser rann an ihm herab und er erinnerte Tyark unwillkürlich an die Statue eines mächtigen Kriegers. Tyark schreckte beinahe auf, als sich diese Statue ihm plötzlich zuwandte und Pereos dringlich klingende Stimme zu hören war: »Wie müssen uns beeilen! Rasch, zum Haus!«
Als ob die Natur auf dieses Signal gewartet hätte, begann der Gewittersturm nun erst richtig zu toben. Zunächst erschien es Tyark, als ob jemand mit einem kleinen Steinchen nach ihm geworfen hätte – doch bald begannen Myriaden von Hagelkörner zu fallen, durchmischt von Regen und begleitet von Donnerschlägen, die den Berg unter ihnen scheinbar erschütterten. Gleich einer bizarren Musik prallten die Hagelkörner mit hellen Tönen gegen die metallenen Rüstungsbeschläge Pereos. Die letzten hundert Meter rannten sie alle.
Als sie endlich auf der Höhe des Haupthauses angekommen waren, war es bereits so dunkel, als sei es mitten in der Nacht. Eisregen bohrte sich wie Nadeln in Tyarks Gesicht, als er es wagte, das Haus zu betrachten, vor dem sie standen. Alle Fenster waren dunkel und er konnte keine Anzeichen dafür erkennen, dass hier irgendwer wohnte.
Auch fiel ihm nun ein, was ihn schon die ganze Zeit beschäftigt hatte: Er hatte bereits vorhin keinerlei Rauch gesehen. Wenn die Bergleute hier Erze oder Edelsteine suchten, brauchten sie Feuer dazu. Doch alles an diesem Ort lag dunkel und trotz des Unwetters wenig einladend vor ihnen.
Auch Zaja schien dieselben Gedanken zu haben, denn sie schien im Lauf zu stocken. Pereo war trotz seiner Größe und seiner schweren Ausrüstung als erster an der Eingangstür zum Haupthaus angelangt. Diese war aus schweren Bohlen zweckmäßig zusammengezimmert und schien ihren Zweck gut zu erfüllen.
Das Haus selbst hatte ein solides Fundament aus großen, dunklen Steinen, die vor langer Zeit geschickt aufeinander gestapelt worden waren. Darauf war ein stabiles Fachwerk errichtet worden, welches zwar teilweise von Moosen bewachsen, aber dennoch in überraschend gutem Zustand schien. Das Dach selbst war mit hölzernen Schindeln gedeckt, von denen allerdings einige fehlten wie Tyark aus der Nähe sehen konnte.
Er sah nun auch ein weiteres, viel kleineres Gebäude, das abseits lag und in den dunklen Regenschleiern fast verschwand. Nur während der hellen Blitze konnte Tyark erkennen, dass es keine Fenster hatte und lediglich aus Holzbrettern gezimmert schien – wie Tyark vermutete, diente dieses Gebäude eher der Arbeit denn dem Wohnen.
Die um sie herum tobende Natur fraß alle anderen Geräusche und so konnte Tyark nur sehen, dass Pereo, während er gegen die Tür klopfte, zu rufen schien. Und er konnte einen Moment einen verdutzten Blick in Pereos Auge sehen, als die Tür sogleich einen Spalt weit
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