Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
interessieren sollte, ist, wie wir weitermachen. Ich möchte die Suche keinesfalls abbrechen, wo wir so weit gekommen sind!«
Darin stimmten ihr alle zu, auch Jobdan nickte missmutig. In die ersten Regentropfen hinein fragte Tyark: »Wohin mag dieser Gang eigentlich geführt haben? Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand einfach nur einen Gang in den Felsen gräbt, ohne dass dieser irgendwo endet... vielleicht gibt es noch einen anderen Einstieg?«
Unschlüssig hatte Jobdan seinen Kopf in den Nacken gelegt und presste eine Hand leise stöhnend auf seine Schulterwunde. Ächzend sagte er: »Du magst recht haben, Tyark. Ich hatte damals auch den Eindruck, dass dieser Gang...zu einem größeren Bauwerk im Berg gehörte.«
Leise fügte er hinzu: »Vielleicht einer alten Festungsanlage der Nihilim, wenn die Göt ...äh, die Großen Alten uns weiter prüfen wollen...«
Tyark ließ seinen Blick über die mächtigen Flanken des Berges streifen. Er biss sich auf die Lippe und nickte stumm zu sich selbst. Dann sagte er: »Ich denke, dies ist der einzige Anhaltspunkt, den wir momentan haben, oder nicht? Wo könnten wir einen weiteren Eingang finden? Eine Festung hat doch immer mehrere Eingänge!«
Eine Weile war nur der Wind zu hören, wie er sich an den scharfkantigen Felsen brach. Dann sagte Jobdan leise: »Ich weiß es nicht. In diesem Teil der Grate sind mir keine Festungen bekannt, auch wenn es sie mit Sicherheit geben wird. Manche behaupten, die gesamten Grate seien eine einzige große Festung der Nihilim... Aber ich jage Wild und keine Schätze oder irgendwelche –« er schüttelte abfällig mit der Hand »- Artefakte oder wie Zaja das genannt hat! Wenn es hier irgendwelche anderen Eingänge gibt, so weiß ich nichts davon. Hätte ich davon gewusst, wäre ich schon damals in einen gestiegen und hätte das aufgespürt, was Frade sein Leben gekostet hat.«
Tyark sah deutlich, wie diese letzte Lüge noch einige Momente auf Jobdans Gesicht verweilte, bis sie schließlich vom Regen davongewaschen wurde.
»Ich glaube, ich weiß, an wen wir und wenden könnten.«
Erstaunt blickten sie Pereo an, der ruhig aufgestanden war und mit leerem Blick die Rinde des Baumes begutachtete, den er bereits vorhin bestaunt hatte. Dann wandte er sich um und blickte sie mit funkelndem Auge. Mit einer ausladenden Geste zeigte er auf einen fernen, von dichtem Wald umsäumten Gipfel, dessen Spitze von Wolkenfetzen umhüllt wurde. Er brummte: »Der Trollbauch. Soweit ich weiß, graben an seinem Fuß stets eine Handvoll wagemutiger Männer nach Gold und Karfunkeln. Ich denke, sie haben sogar kleinere Stollen angelegt. Leben den ganzen Sommer hier oben und kehren Winters heim in ihre Dörfer. In Felsquell habe mal einen von ihnen in der Gastwirtschaft getroffen. Ziemlich harter Hund. So verrückt wie mutig, wenn ihr mich fragt...«
Jobdan stand hastig auf und sagte mit fiebrigen Augen: »Ja...sie müssten den Berg gut kennen! Besser als wir vielleicht sogar! Wenn hier Eingänge in irgendwelche alten Festungen zu finden sind, dann wissen sie vielleicht davon. Wir sollten ihr Lager aufsuchen und fragen!«
Pereo ergänzte: »Es sollten von hier etwa zwei Tagesreisen sein, wir müssen über den Großen Troll gehen.«
Er zeigte auf eine halb in den Wolken liegende Gebirgsformation: »Zunächst am Fuß herauf, dann über den Arm und schließlich sollten wir gut zum Trollbauch gelangen...«
Der Regen wurde heftiger und mit einer Mischung aus Hoffnung und Angst vor dem beschwerlichen Aufstieg blickte Tyark auf das vor ihm liegende Gebirge.
Er konnte sich kaum vorstellen, wie jemand hier oben freiwillig seine Sommer verbringen mochte. War es Mut oder schlichte Verzweiflung, die Menschen zu brachte, hier nach Schätzen zu suchen?
Tyark seufzte, als er wieder an die Kinder denken musste. Was war hier, an den finsteren Kämmen der Riesengrate geschehen? Wie wahrscheinlich war es noch, dass die Kinder noch lebten?
Aber vielleicht kam es auch nicht unbedingt darauf an, sie lebend wiederzufinden. Vielleicht war es für die Eltern schon eine Wohltat, wenigstens ihren Tod bestätigt zu wissen.
***
Der Weg zum Großen Troll erwies sich als beschwerlicher, als sie erwartet hatten. Als habe sich das Wetter gegen sie verschworen, regnete und stürmte es häufig, dazu breitete sich abends und nachts eine bittere Kälte in ihren klammen Kleidern aus.
Einen Tag lang machten sie in einem tiefen und dicht bewachsenen Tal Rast, um ihre Vorräte durch Beeren
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