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Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
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gemeinsames Lachen hallte hell durch den noch recht kühlen Wald und verscheuchte so manchen Vogel aufgeregt von seinem Nest.

    Die beiden Schwestern, mochten sie nun wohl zwei Sommer älter sein, saßen auf einer Lichtung. Sie verflochten Blumen zu Kränzen, sprachen viel und hatten nur wenig ihrer kindlichen Freude verloren.
    Doch Schatten einer langen, schweren Krankheit lauerten im Gesicht der Blonden. Es war eine Krankheit der Seele, die ohne Fieber war und sich doch immer tiefer im Kind vergrub. Doch hier und an diesem Tag schien dieser lange, schwere Schatten fast verschwunden.
    In einem Moment innigster Verbundenheit fassten sie sich an beiden Händen und schworen, einander immer treu zu sein und niemals dem anderen weh zu tun, niemals! Keine von ihnen sollte jemals wieder Angst spüren müssen. Um diesen Pakt zu besiegeln, schenkten sie sich kleine, kunstvoll bearbeitet Steinchen aus Rosenquarz, an einem Lederbändchen aufgehängt. In diesem Moment waren sich ihre Herzen so unendlich nah und wussten doch nicht, dass kein Moment für die Ewigkeit bestimmt ist.

    Beide Mädchen, nun vielleicht zehn Sommer alt, tobten erneut durch diesen tiefen, ruhigen Forst ihrer Kindheit. Sie spielten Verstecken, die kleinen Steine schaukelten wie wild an ihren Hälsen.
    Die Blätter der Bäume verfärbten sich bereits vereinzelt, der Herbst zeigte seine ersten Spuren, doch noch waren die Tage warm und die Nächte mild.
    Die Blonde versteckte sich kichernd hinter einem großen Felsen, ihre Schwester in der Nähe wissend.
    Ein kühler Windhauch strich zart über ihren Nacken. Mit einem kindlichen Lächeln drehte sie sich um und entdeckte überrascht, nicht weit von ihr, eine kleinen Höhleneingang. Welch ein wunderbares Versteck! Niemals würde ihre Schwester sie dort finden!
    Flink lief sie los, duckte sich und verschwand im Schatten, die Rufe ihrer Schwester hinter sich lassend. Schnell bemerkte sie staunend, dass die Höhle gar keine Höhle war, sondern lediglich ein schmaler Durchgang, welcher bereits nach wenigen Metern in einer düsteren Grotte mündete.
    Voller Neugier betrat sie einen recht wunderlich wirkenden Ort. Durch ein großes Loch über dem Kind drang freundlichen Tageslicht. Ihre Füße berührten Fels und weiche Moose und das Wasser eines flachen, von Mückchen umschwärmten Tümpels. Seiner Mitte entwuchs eine kränkliche Eiche, die ihre dunklen, uralten Äste dem schmalen Ausschnitt des Himmels entgegen streckte.
    Das Mädchen umkreise voller Faszination dieses alte Gewächs, darauf achtend, ihre nackten Füße nicht an scharfen Steinen zu verletzen. Der Baum musste sogar älter sein als ihre liebe Großmama!
    Den dunklen Stamm hätte vielleicht ihr Vater noch umschlingen können, überall waren Rillen, Kanten und tiefen Einkerbungen, aus denen Moose und Flechten wuchsen.
    Mit neugieren Augen trat die Blonde an den Stamm heran und ließ verträumt ihre Hand an ihm herunter gleiten. Erst dann bemerkte sie, dass der Stamm scheinbar von innen gespalten worden war.
    Das Kind hörte wie aus weiter Ferne ihre Schwester rufen, nahm die Sorge in ihrer Stimme aber nicht wahr. Etwas zog sie zu diesem Riss. Etwas war dort, im Herz des Baumes eingewachsen...
    Leichtfüßig kletterte sie hinauf, Splitter bohrten sich in ihre Füße, doch sie bemerkte den Schmerz nicht. War es nicht so, als ob sie ein einladendes Flüstern aus dem Inneren des Baumes hörte? Ein Flüstern, so tröstlich wie ein Frühlingshauch im Monat des Grimmfrostes...
    Ein wohliges Gefühl durchströmte die Blonde. Im hellen Holz sah sie dann, was der Baum in seinem Herz versteckt gehalten hatte: Dort lag, wohl einst fest umwachsen, ein kleiner, dunkler Kubus, nicht viel größer als ihre Faust.
    Filigrane Linien und Muster zeichneten sich auf seiner Oberfläche ab, einige formten elegante Wirbel, andere Figuren, die das Kind noch nie gesehen hatte. In einem verwirrenden Spiel aus Form und Schatten überzogen die Gravierungen das Äußere und immer schien es, als änderten sich die Figuren auf magische Weise, wenn das Mädchen gerade nicht hinsah.
    Fasziniert von diesem dunklen Spielzeug streckte das Mädchen ihre Hand aus, der Enttäuschung gewiss, den Kubus nicht aus seinem hölzernen Gefängnis befreien zu können. Doch eigenartig leicht konnte sie dieses Spielzeug aus dem Stamm befreien. Die Stimme ihrer Schwester hallte nun in der Grotte, doch die Blonde hatte nur Augen für das wunderschöne Ding in ihrer Hand.
    Ein eigenartig warmes Gefühl

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