Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)

Titel: Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sulz
Vom Netzwerk:
geschafft. Die Legende der Harpyrin ist ziemlich eindrucksvoll...«
    Jobdan schnaufte verächtlich und sagte ächzend: »Wir haben Besseres zu tun, als über die solch alte Märchen zu schwafeln!«
    Tyark horchte interessiert auf und fragte neugierig: »Wir können doch momentan eh nicht viel tun. Mich interessiert das! Wer war diese Haryprin?«
    Pereo nickte zufrieden und erzählte mit ruhiger Stimme: »Angeblich ist vor einer Ewigkeit einmal eine mächtige Kriegerin in den Riesengraten erschienen, die es tatsächlich geschafft hat, nicht nur die Brutstätten der Harpyien, der Windbräute, zu finden und zu überleben.«
    Erneut schnaufte Jobdan verächtlich, doch Pereo fuhr ungerührt fort: »Aber nicht nur das! Angeblich hat sie Monate unter den Harpyien verbracht und dabei die größten und stärksten von ihnen gezähmt!«
    Tyark verzog anerkennend das Gesicht und fragte: »Was ist aus ihr geworden?«
    Pereo zuckte mit den Schultern und sagte: »Manche sagen, dass es sich bei dieser Kriegerin in Wirklichkeit um die Wanderin gehandelt haben soll. Sie ist aber dann in den Wirren der Unheiligen Woge verschwunden.«
    Als ob damit alles gesagt wäre, biss Pereo zufrieden in einen der getrockneten Äpfel, die Tyark gefunden hatte.
    Zaja erklärte lächelnd: »Die Wanderin ist eine sagenumwobene Gestalt, die in den Geschichten und Legenden des West- und Nordreichs vorkommt. Ihr werden große Taten nachgesagt, manchmal aber auch ziemlich niederträchtige – diese Dualität ist eine wesentliche Eigenschaft dieser Figur. Wenn ich mich recht entsinne, soll sie vor etwa 1.500 Jahren durch Teanna gereist sein. Niemand weiß, woher sie kam und wohin sie dann verschwunden ist. Aber hier in den Graten hat sie wohl eine, äh, unklare Rolle bei dem Auftauchen der Unheiligen Woge gespielt.«.
    Zajas Lächeln verschwand. »Es war eine Zeit, in der angeblich die Toten über die Erde wandelten und furchtbares Elend über die Bewohner der Grate und die angrenzenden Städte brachte. Eine Zeit, in der Wiedergänger oder verfaulte Skelette über die Erde wandelten! Allerdings ist heute unklar, was davon Legende und was, vielleicht, Wirklichkeit ist...«
    Hustend unterbrach Jobdan Zajas Erzählung: »Legende? Es ist seit über 1000 Jahren Brauch in den Graten, dass über die Verstorbenen ein schwerer Stein gewälzt wird. Damit sich so etwas nie wieder wiederholen kann. Das würden die Menschen der Grate kaum ohne Grund machen...«
    Zaja wog beschwichtigend ihren Kopf und fuhr fort: »Jedenfalls, manche sagen, die Wanderin habe dabei geholfen, die Unheilige Woge der Toten zurückzudrängen.«, Zaja runzelte die Stirn, »Andere sagen, die Wanderin sei in Wirklichkeit ein Schwarzmagierin gewesen, welche bei der Entfesselung der Woge sogar geholfen habe!“, sie zuckte mit den Schultern, »Nun, wie auch immer. Ob es so war oder nicht und ob die Wanderin nun tatsächlich Harpyien gezähmt hat, weiß ich nicht. Es gibt, wie gesagt, viele Legenden über sie. Und was davon wahr ist, was übertrieben und was vollkommen erfunden, das vermag nach so langer Zeit niemand mehr zu sagen.«

    Sie saßen noch eine Weile am Kamin und unterhielten sich leise über dieses und jenes. Tyarks Blick huschte dabei immer wieder zur Tür. Die Geschichten über Wiedergänger war nichts, das ihn an einem Ort wie diesen beruhigten konnte!
    Schließlich bereiteten auf den harten Holzboden der Stube ihre Schlaflager. Keiner von ihnen wollte unter dem Dach schlafen - als hätten die Schnitzereien diesen Ort für immer entweiht. Ihm schauderte es vor dem Schlafengehen – er betete heimlich dafür, nicht zu träumen. Doch schon beim Einschlafen ahnte er, dass ihm seine Götter diesen Wunsch heute nicht erfüllen würden.
    ***

    Die zwei Schwestern, mochten sie vielleicht fünf oder sechs Sommer alt sein, liefen durch den gerade aus dem Winterschlummer erwachten Wald. Sie hielten sich an den Händen, lachten und sprangen durch das zarte Grün des Waldbodens. Zarter Sonnenscheint ließ helle Flecken im Schattenwurf der Bäume entstehen, die Mädchen sprangen darüber hinweg.
    Beide hatten wehendes, fast hüftlanges Haar. Die eine in einem schönen, satten Schwarz, das fast ins Bläuliche überzugehen schien. Das Haar der anderen war von einem hellen, geradezu goldenen Schein, der im Sonnenschein fast weiß wirkte.
    Die Kinder waren wohlgenährt und konnten ihr noch nicht allzu langes Leben voll genießen, lediglich kindliche Sorgen plagten sie von Zeit zu Zeit. Ihr

Weitere Kostenlose Bücher