Weltenfresser - Die Tränen der Medusa (German Edition)
Kreis herauswinden.
»Sie haben Bilder verwendet, da sie nicht schreiben konnten.«, sprach Zaja leise neben ihm.
»Fast alle von ihnen haben etwas in das Holz geritzt...vielleicht direkt nach dem Aufstehen.«
Tyark blickte sie lange an und sagte: »Direkt nach dem Träumen...«
In Zajas Gesicht traten die Kiefermuskeln deutlich hervor und sie flüsterte wie zu sich selbst: »Wie bei Rynn. Bei den Alten... was, wenn ihnen dasselbe passiert ist wie ihm?«
***
Schweigend hockten sie alle vor dem knisternden Kaminfeuer.
Jobdan schien die menschenleere Hütte noch viel mehr mitgenommen zu haben als die anderen. Bleich und schweigsam hatte er sich in eine der Decken vom Dachboden gewickelt, nachdem er von den Schnitzereien über den Betten erfahren hatte.
Tyark durchbrach das Schweigen, das bislang nur vom Lärm des Orkans begleitet worden war: »Hier geht etwas vor. Etwas, das mit einer Frau zu tun hat. Oder vielmehr etwas, dass sich in der Gestalt einer Frau versteckt. Etwas so abgrundtief Böses und Mächtiges, dass es die Menschen sogar in ihren Träumen erreichen kann. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Bergleute nicht mehr hier sind – sie sind fortgegangen. Ich denke, zu dieser Frau .«
In Zajas Augen spiegelten sich die Flammen des Feuers wider als sie sagte: »Wir müssen diesen Sturm abwarten. Morgen können wir sicher die nähere Umgebung untersuchen – irgendwo müssen die Männer ja sein. Irgendetwas werden wir finden...«
Pereo brummte zustimmend und sagte dann dunkel: »Da draußen ist ein ausgewachsener Buran. Und zwar ein großer. Diese Orkane können tagelang andauern. Manchmal sogar eine Woche. Ich fürchte, wir sitzen eine Weile in dieser verdammten Hütte fest.«
Jobdan hustete und fügte dann mit heißerer Stimme hinzu: »Es ist gefährlich, in einem Buran herum zu stolpern. Manchmal sind sogar Windbräute unterwegs, wenn auch nur die ganz alten und großen – diese Biester lassen sich vom Wind treiben und stürzen sich auf alles, was in dem Regen und Wind nicht aufpasst.«
Zaja nickte und sagte angespannt: »Ja, ich dachte schon, dass ich vorhin ein seltsames Kreischen im Wind gehört habe – es klang fast wie ein Lachen. Ich dachte, meine Sinne spielen verrückt...«
Sie schluckte. Pereo lachte humorlos: »Ja, sie haben uns schon bei unserer Ankunft im Tal entdeckt. Ich habe nichts gesagt, da ich euch nicht beunruhigen wollte. Sie haben nur auf das... richtige Wetter gewartet. Vorhin habe ich kurz nach draußen geschaut. Große Schatten im Wind. Es müssen einige wirklich alte Windbräute da draußen sein. Werden immer größer, je älter sie werden.«
Mit Blick auf Tyark erklärte er weiter: »Auf unserer Anreise haben wir nur Jungtiere gesehen. Hier draußen sind die Mütter und sogar Großmütter wie es mir scheint. Habe mal eine gesehen. Hatte sicher eine Spannweite von vier Metern - ein verdammtes Monster!«
Tyark war sich nicht sicher, ob er diese Warnung wirklich hatte hören wollen. Ihm waren bereits die Windbräute, die er bei der Anreise gesehen hatte, genug. Und sie waren ihm auch durchaus groß genug gewesen! Obwohl er sich etwas vor der Frage fürchtete, stellte er sie dennoch: »Du sagtest Mütter und Großmütter. Brauchen Windbräute nicht, äh, ich meine, gibt es keine männlichen Tiere?«
Pereo und sogar Jobdan verzogen die Gesichter zu grimmigen Grimassen und es dauerte einige Augenblicke, bis Jobdan mit schwacher Stimme antwortete: »Tatsächlich hat jeder, den wir kennen, bislang nur weibliche Exemplare gesehen. Kein Mensch weiß, wo sie eigentlich herkommen. Ich meine, Windbräute an sich sind schon eine Ausgeburt der 99 Höllen... aber wie sie sich untereinander paaren, wer weiß. Und was mich angeht: Ich weiß es nicht und will es auch gar nicht wissen. Sie wohnen in tiefen Höhlen und Schluchten nahe der Gipfel der Riesengrate. Keiner wäre so verrückt, dorthin zu klettern und nachzusehen. Wozu auch?«
Pereo nickte und fügte hinzu: »Angeblich wohnen sie auch gar nicht in den Höhlen, sondern in den Tiefen der Riesengrate. Sie klettern nur zum Jagen nach oben. Das würde erklären, warum wir manchmal viele Monate lang keine einzige Windbraut zu Gesicht bekommen. Und dann auf einmal ganze Heerscharen.«
Mit einem schiefen Grinsen fügte er hinzu: »Wobei nicht ganz richtig ist, dass bislang keiner so verrückt gewesen ist, zu den Brutstätten der Windbräute hochzuklettern. Angeblich hat es für über 1000 Sommern eine mächtige Kriegerin
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