WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition)
und schaute, wie der Schatten des Tier es sich zwischen den düster aufragenden Stämmen verlor. Darauf horchte er nach allen Seiten, sog die feuchte und kalte Nachtluft schnuppernd durch die Nase ein.
Nichts! Kein Geräusch und nicht die leiseste Spur eines Geruchs, die auf Zwerge oder sonstige dunkle Wesen hingewiesen hätte. Ganz s icher! Er konnte sich auf seinen scharfen Geruchssinn und sein feines Gehör verlassen.
Nein, nichts! Es gab ke ine Verfolger! Seine für seine Sicherheit abge-stellte Leibwache hatte wohl doch nicht bemerkt, wie er sich vor einer kleinen Weile heimlich davongeschlichen hatte. Ihm schauderte. Wenn deren Verschlafenheit und nächtliche Sorglosigkeit den Anführern bekannt würden, dann könnten diese Zwerge schneller zum Tod verurteilt werden, als sie Gnade uns Otin! gesagt hätten, schließlich befanden sich die Alpenzwerge in einem tödlichen Krieg. Kalte Schauer liefen bei diesem Gedanken über Thorons Rücken. Ja, er brachte mit seinem Plan nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch das von zwölf kühnen und tapferen Gefährten in Gefahr.
Aber – mit etwas Glück – ging sein Plan ja auf. Und das war ja schließ -lich das Wichtigste.
Aber gleich meldeten sich in seinem Kopf erneut seine Zweifel: Wäre es trotz allem nicht besser gewesen, er hätte den Vorschlag dieses Nachtgeistes einfach nicht beachtet? Wahrscheinlich, denn schließlich war es nichts anderes gewesen als ein Traum.
Verärgert über seine erneut aufkommende Mutlosigkeit schüttelte Thoron so heftig seinen Kopf, dass seine sorgsam geflochtenen Zöpfe ihm in sein Gesicht schlugen. Es war längst zu spät, einfach zurückzu-kehren, und so zu tun, als hätte er sich bloß seine Beine vertreten wol-len, weil er nicht schlafen konnte.
Niemand würde ihm das glauben.
Nein, besser er hielt mit aller Entschlossenheit an seinem einmal gefass-ten Plan fest, denn dieser Krieg war – auch wenn es keiner der Seinen offen zugeben wollte – schon längst zu Gunsten der übermächtigen Gegner entschieden, wenn nicht durch das ein oder andere unabwäg-bare Wagnis noch eine letzte Wende herbeigeführt werden konnte.
Nein und nochmals Nein! Es gab kein Zurück! Es war ganz richtig gewesen, sich auf dieses Risiko einzulassen, denn der mögliche Erfolg und Nutzen lohnte seinen verwegenen Einsatz , denn sein geheimer Verbündeter hatte ihm die Übergabe eines kriegsentscheidenden Arte-fakts versprochen, sodass der drohende Untergang des Zwergenvolkes im letzten Moment noch einmal abgewendet werden konnte. Mit etwas Kriegsglück natürlich , hatte der Traumgeist gleich eingeschränkt, ohne näher darauf einzugehen, um was genau es sich bei diesem Artefakt handelte.
Thoron hatte zwar in seinem Leben bei den Zwergen noch kein Art efakt gesehen, aber an den Lagerfeuern erzählten die Alten am Abend häufig von einer Zeit, wo die Zwerge noch mit den Waldelben und Drachen verbündet waren, und wo es magische Ringe, Feuerschwerter und Rüstungen gegeben hatte, die den Besitzer unbesiegbar machten. Auch von goldenen Helmen hatte Thoron sprechen gehört, die unsichtbar machen sollten, oder von einem Speer, der zu seinem Besitzer zurückkehrte, nachdem er alle Gegner durchbohrt hatte.
´Ja, in diesen längst vergangenen Zeiten gab es wundersame Dinge und nichts spricht dagegen, dass das ein oder andere dieser Artefakte bis in unsere Zeiten von Hand zu Hand weiterg egeben worden war`, hatte Thoron in seinem Traum gedacht.
Was ihm jedoch da so vielversprechend geklungen hatte, erregte jetzt in der dunklen Nacht des Waldes, der überall Augen zu haben schien, die ihn lauernd und hasserfüllt anstarrten, immer mehr Zweifel, ob es überhaupt einen Sinn machte, sich auf dieses Wagnis einzulassen.
Konnte man einem Traumgeist wirklich trauen? Beim genauerem Hinsehen erwiesen sich am Ende solche Träume in der Regel als nichts weiter als die eigenen verborgenen Wünsche.
Dagegen sprach allerdings, wie konkret Zeit und Ort der Übergabe festgelegt waren, während seine Träume sonst meist ganz verwirrt und unsinnig wir kten. Und auch die Gestalt und die Stimme des Geistes waren Thoron viel wirklicher erschienen als seine sonst so bedrückende Alltagswelt unter den Bergen.
Das war kein gewöhnlicher Traum!
Auf keinen Fall!
Thoron versuchte sich an jedes Detail zu erinnern: Der Geist hatte ihm erklärt, dass ein Mensch ihm das Artefakt übergeben würde.
´Ein Mensch?`, hatte Thoron zweifelnd den Traumgeist gefragt, denn jedem Zwerg
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