WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition)
der erfahrenen Zwerge zweifelnd eingewandt, die Zeit würde es zeigen, und außerdem gäbe es außer Thoron noch viele andere tapfere und kluge Zwerge, die genauso gut für diese Aufgabe geeignet schienen.
Immer voller Zweifel! So waren die Zwerge nun einmal. Aber wenn Thoron sich in ihre Lage versetzte, dann waren ihm, gerade in der let zten Zeit, selbst mehr und mehr Zweifel gekommen, ob er tatsächlich der geeignete Anführer sein könne, um die Zwerge vor dieser übermächtigen Macht zu schützen.
Wie auch immer. Bleiben konnten sie auf keinen Fall, nicht nachdem immer größer werdende Scharen von Goblins, Orks und bösen Zau -berern das Reich der Zwerge von allen Seiten wie einen eisernen Ring umgeben hatten. Noch hatten diese blutrünstigen Gegner keinen Weg zu den Zwergen in das Innere der Berge gefunden, aber auf diesen Vorteil konnten sie nicht mehr lange hoffen.
Am Anfang hatten die Zwerg 2 noch geglaubt, der schnell wachsenden Gefahr Herr werden zu können, schließlich besaßen sie sowohl dieses in Jahrtausenden gebaute Imperium als auch die kriegerischen Mittel, sich zur Wehr zu setzen, aber im Laufe der Zeit mussten sie mehr und mehr zugeben, wie sehr ihnen der Gegner an Zahl und magischer Macht überlegen war. Auch wenn zunächst nur sehr widerwillig, hatten die Zwerge inzwischen doch angefangen, über ein mögliches Verlassen ihrer Heimat zu sprechen.
Mehrmals hatten die Zwerge in den umliegenden Feldern und Wäldern bereits versucht, sich dem übermächtigen Gegner in offener Schlacht zu stellen, aber jeder kriegerische Versuch hatte in einer militärischen Katastrophe geendet.
Sie hatten keine Chance gehabt.
Wenn die Zwerge trotz dieser schweren Verluste bisher nicht die Flucht ergriffen hatten, dann wohl nur deswegen, weil sie nicht wuss-ten, wohin sie ziehen sollten, schließlich konnten sie als Zwerge nicht wie Bauern Ziegen und Kühe hüten.
Undenkbar!
Jedoch machte es auch wenig Sinn, sich in entlegenere Teile der Berge zurückzuziehen, denn ihre Feinde würden sie nie in Ruhe lassen, so-lange das Zwergenvolk über solche Reichtümer verfügte.
Ja, das musste Thoron zugeben: Selbst wenn ihm durch ein mächtiges Artefakt eine Flucht mit seinem Volk gelingen sollte, würden die Zwe rge nirgends in Frieden leben können, solange der Feind nicht endgültig besiegt war.
Ein Sieg?
Thoron machte eine wegwerfende Handbewegung. Eher würden die Zwerge sich zu Drachen und Elfen verwandeln, als jetzt all diese dunk-len Wesen zu unterwerfen. Diese Chance hatten die Zwerge längst ver-tan. Am Anfang, als der Gegner noch schwach war, hätten sie dem Feind eine entschiedene Niederlage beibringen müssen.
Aber jetzt, wo sich alle Kräfte der dunklen Wesen gegen sie verbündet hatten, blieb ihnen nur noch die Flucht, selbst wenn sie dadurch nur etwas Zeit gewinnen könnten.
Wie lange würden sie noch überleben? Drei, vier Monde? Zwei Winter, wenn es hoch kam.
Aber selbst wenn er nur für wenige Sonnenaufgänge sein Volk vor dem endgültigen Untergang retten konnte, würde er keinen Augenblick z ögern, sein Leben dafür einzusetzen. Mochten seine Leute ihn auch für einen Verräter halten, er musste alles tun, um in den Besitz dieses geheimnisvollen Artefakts zu kommen. Er musste es wenigstens ver-suchen. Entschlossen ballte er seine Hände zu Fäusten. Ja, er würde alles tun, was immer sie auch von ihm denken würden.
Hastig lief er auf seinen viel zu kurzen Beinen weiter, warf immer wi eder verzweifelt einen Blick an den noch dunklen Himmel, wo im Osten langsam am Horizont die ersten geheimnisvollen Orangetöne eines neuen Tages sich mehr und mehr von den düsteren Wolken abhoben. Seine Schritte wurden länger, ihr Rhythmus immer schneller. Trotz aller Hoffnungslosigkeit, noch rechtzeitig zu seinem geheimen Treffen kommen zu können. Es musste einfach gelingen!
Als er nach einer langen Weile endlich an der abgesprochenen Stelle des Sees ankam, beschien die Sonne bereits von weit oberhalb des Hori -zonts die sanft an das Ufer wogenden Wellen.
Thoron war verzweifelt. Was – wenn der Mensch bereits weg war?
Aber für dieses eine Mal sc hien der junge Zwergenanführer Glück zu haben. Ein Mensch stand dort am Ufer mit dem Rücken zu ihm und schaute auf den weiten See hinaus, der so breit war, dass man dessen entgegengesetztes Ufer nicht sehen konnte.
Da war er: Dieser Mensch!
Otin sei Dank!
Thoron fühlte wie er selbst von einer Woge der Erleichterung ergriffen wurde. Worin dieses
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