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WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition)

WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition)

Titel: WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Kiefer mahlend, kam ein Oknackon vor uns zum Stehen. Seine großen Augen musterten uns und senkten sich zu diesem Zweck, uns genauer unter die Lupe zu nehmen, aus ziemlicher Höhe herab. Sein gutmütiger wie einfältiger Blick glitt über uns prüfend hinweg. Erleichtert nahm ich eine demonstrativ legere Haltung ein. Mit Okna-ckons kannte ich mich aus, sollte das meinem Gefährten signalisieren, auch wenn ich diesen braunen und grauen oder schwarzen Grünzeug-fressern nur zwei- bis dreimal begegnet war. Oknackons waren nicht sonderlich intelligent, sie folgten den größten Teil ihres Daseins der Witterung nach frischem Grün aller Art und weideten es ab. Wie junge, dünne Triebe, befreit von der Kraft, die sie niederhielt, peitschten die Augen des Oknackons wieder nach oben und sein Maul, groß wie ein Scheunentor, brachte röhrende Laute hervor, die zu meiner Über-raschung offenbar von meinem neuen Freund verstanden wurden.
    Jedenfalls nahm ich es an, denn er machte mit einer einladenden Be -wegung Platz und das Oknackon glitt an uns vorbei. Mit den peris-taltischen Wellen seines walzenförmigen Leibes sprühte ein Schleim-regen, dem ich nicht ausweichen konnte, und ich rollte mich ein-, zweimal um meine Längsachse, um mich zu säubern. Im Gänsemarsch ging es nun hurtig voran, das Oknackon als unser Schutzschild vorn-weg, mein Gefährte hinterdrein und ich als Schlusslicht. Komfortabler war ich selten gereist, die Spur des Oknackons ermöglichte eine an-strengungslose Fortbewegung, aber wehe, man blieb zu lange stehen, dann leimte der Asphalt, den dieser Pflanzenfresser hinter sich ließ, einen unwideruflich fest. Schließlich trennten sich unsere Wege, das Oknackon bog unvermittelt nach links ab und verschwand sang- und klanglos in der Nacht. Eine allmählich schwächer werdende Geräusch-kulisse vom Brechen der trockenen Äste und Halme ließ uns noch eine Weile seine Richtung erahnen.                            
    Wir legten eine Rast ein und ich überlegte, warum wir dem Oknackon nicht weiter folgten, aber wahrscheinli ch wären wir früher oder später auf eine Herde dieser Tiere gestoßen und es konnte unter Umständen ungemütlich zwischen all diesen Fleischbergen werden. Ich ruhte etwas abseits und irgendwie beschlich mich so ein komisches Gefühl, wäre es nicht längst an der Zeit gewesen, ein paar Worte zu wechseln? Warum irgnorierte er mich, doch traute ich mich nicht, ihn anzusprechen, oder wenigstens meinen Namen, Etognira, zu nennen. Was konnte schon passieren, außer dass er weiter schwieg?
    Gerade, als ich meine Mut zusammennahm, um den ersten Schritt zu wagen, bekam die Wolkendecke eine heller werdende Stelle, milchi ge Konturen entstanden, dann riss sie für einen Moment auf und fahles Mondlicht tastete nach uns. Erschrocken verhielt ich regungslos, dros-selte meine Atmung, aber nichts rührte sich. Mit kurzen, schnellen Bewegungen erreichte ich den nächsten Schatten und tauchte in die schützende Schwärze. Von dort hielt ich unsichtbar Ausschau nach meinem Begleiter. Erst jetzt im geisterhaften blassen Schein erkannte ich die schorfige und nässlich schimmernde Haut meines Gefährten. Sein muskulöser Körper, übersät von wulstigen Narben, leuchtete überdeutlich im silbrigen Licht. Auf der mir zugewandten Seite erkannte ich großflächig eine schlecht verheilte Wunde, deren abstoßender Anblick mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Er war ein entkommener Gefangener, die mystischen Riesen hatten ihm den stählernen Spieß durch den Körper gezogen, ein Seil an seinem Ende befestigt und dann zu ihrem Vergnügen als Fraß wilden Tieren vorgeworfen. Noch nie hatte ich gehört, dass jemand die Prozedur überlebt hätte und die Freiheit wieder erlangte. Dieser Hüne da schon.
    Gleich darauf wurde es wieder stockfinster, düstere Wolkenbänke schoben sich eilig vor die kaltstrahlende Mondscheibe und aus der Ferne war ein diffuses Rollen von Donner zu hören. Heftigen Platzregen fürchtete ich beinahe mehr noch wie gleißendes Tageslicht. Blitzschnell schössen die Wassermassen heran und könnten zur tödlichen Bedrohung werden, denn ich war Nichtschwimmer und zu zierlich um den Kräften des tobenden Stromes zu widerstehen. 
    Die Finsternis war dieselbe und doch dünkte mich plötzlich alles a nders. Ein Schaudern und Zittern überkam mich wie fiebriges Frösteln, gar glaubte ich, die Aura meines Begleiters dünste Tod und Schmerz aus. Animalische Furcht

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